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Griechenland: Schweres Bootsunglück – Behörden rechnen mit mehr als 500 Toten


Vor Griechenland
Schweres Bootsunglück: Behörden rechnen mit mehr als 500 Toten

Von dpa
Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Griechenland: Aufnahmen zeigen die Szenen des Schiffsunglücks und der Bergung vor Ort. (Quelle: reuters)

Es ist eines der schwersten Bootsunglücke in Griechenland seit Jahren: Einsatzkräfte bargen Dutzende Leichen aus dem Wasser – und rechnen mit weiteren Toten.

Nach dem schweren Bootsunglück vor Griechenland rechnen die griechischen Behörden mittlerweile mit mehr als 500 Toten. Sie verweisen aber auch darauf, dass es wohl nie Gewissheit geben wird. Die Zahlen basieren auf Angaben der Überlebenden sowie Schätzungen der Küstenwache, wie viele Menschen auf dem Fischkutter eingepfercht waren.

Die Suche nach weiteren Überlebenden wurde in der Nacht zum Donnerstag ohne Erfolg fortgesetzt. "Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt", sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache am Donnerstagmorgen im Staatsrundfunk.

Unterdessen sollen die 104 überlebenden Migranten des Bootsunglücks an diesem Donnerstag und Freitag in ein Flüchtlingslager nahe Athen gebracht werden.

Zudem ist auch die Überführung der Toten in die griechische Hauptstadt angelaufen, wie der Staatssender ERT berichtete. Dort sollen DNA-Proben genommen werden, um die Menschen zu identifizieren.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer war zuletzt von 59 auf 78 angestiegen. Das berichtete der griechische Staatssender ERT am Mittwoch unter Berufung auf die Küstenwache.

Es war befürchtet worden, dass die Zahl der Toten noch steigen könnte. Medien berichteten von 500 bis 700 Passagieren.

Die griechische Küstenwache veröffentlichte derweil Bilder, die das völlig überfüllte Boot zeigen. Die Fotos zeigen, dass sich allein schon an Deck des verrosteten Fischkutters bis zu 200 Menschen drängten. Auszumachen sind ein weiteres Zwischendeck und der Rumpf.

"Werden wohl nie erfahren, wie viele Menschen an Bord waren"

"An Deck des Schiffes waren die Menschen zusammengepfercht, das Gleiche vermuten wir auch für den Innenraum", sagte ein Sprecher der Küstenwache dem Staatssender ERT. "Die Zahl ist in jedem Fall sehr hoch". Die Behörden hatten zunächst unter Berufung auf Überlebende des Unglücks von gut 400 Menschen gesprochen.

Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou, die am Vormittag in die Hafenstadt Kalamata zu den Rettungsarbeiten gereist war, sagte: "Wir werden wohl nie erfahren, wie viele Menschen wirklich an Bord waren."

Behördenangaben zufolge dauert eine groß angelegte Suchaktion an. Patrouillenboote der Küstenwache, die Luftwaffe, eine Fregatte der Kriegsmarine sowie sechs Frachter und andere Schiffe in der Region sind im Einsatz. Vier Krankenhäuser sind in Alarmbereitschaft, um die Verletzten zu versorgen.

Bei dem Unglücksboot soll es sich um ein bis zu 30 Meter langes stählernes Fischerboot gehandelt haben. Nach Angaben der Geretteten war es von der libyschen Stadt Tobruk aus in See gestochen. Unter den Passagieren seien Menschen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und Ägypten gewesen, darunter auch schwangere Frauen und etliche Kinder.

Hilfe soll abgelehnt worden sein

Schon am Dienstag hätten italienische Behörden die griechischen Nachbarn über ein voll besetztes Fischerboot im griechischen Such- und Rettungsbereich informiert, hieß es von der Küstenwache weiter. Ein Frontex-Flugzeug habe das Boot daraufhin 47 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes lokalisiert. Sowohl die griechische Küstenwache als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, die aber abgelehnt worden sei. In den frühen Morgenstunden sei das Boot dann gekentert und schließlich gesunken.

Ebenfalls am Mittwochmorgen war südlich von Kreta ein mit Migranten besetztes Segelboot in Seenot geraten. Dort seien Dutzende Menschen gerettet worden, wie die Behörden mitteilten.

Immer wieder Bootsunglücke mit Migranten

Während der langen Fahrten aus der Türkei oder Nordafrika kommt es immer wieder zu Havarien, weil es sich oft um alte, seeuntüchtige Boote handelt. Auch gibt es an Bord meist keinen Bootsführer, der für die gefährliche Reise ausgebildet ist.

Im vergangenen Jahr sind nach UN-Angaben in der Region mindestens 326 Menschen ums Leben gekommen. Die Küstenwache geht aber von einer höheren Dunkelziffer aus. Laut Schätzung der Internationalen Organisation für Migration ertranken 2022 im Mittelmeer insgesamt 2.406 Menschen – die höchste Zahl seit fünf Jahren.

Die Vereinten Nationen haben nach dem Unglück die Sicherheit von Fluchtrouten angemahnt. "Dies ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, dass die Mitgliedstaaten zusammenkommen und geordnete, sichere Wege für Menschen schaffen, die zur Flucht gezwungen sind", sagte Sprecher Stephane Dujarric am Mittwoch in New York. In diesen Prozess müssten "Herkunftsländer, Transitländer und Bestimmungsländer" eingebunden sein. UN-Generalsekretär António Guterres sei entsetzt über die Berichte gewesen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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