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Frankreichs Kirche setzt QR-Codes im Kampf gegen Missbrauch ein


"Opfer respektieren"
Sexueller Missbrauch: Französische Kirche führt QR-Codes für Priester ein

Von t-online, wan

Aktualisiert am 18.05.2023Lesedauer: 2 Min.
imago images 0246544445Vergrößern des Bildes
Ein französischer Pfarrer schreitet in einer Kirche entlang (Symbolbild): In Frankreich sollen die (Quelle: IMAGO/Laurent Coust)

In Frankreich werden Priester bald mit QR-Codes ausgestattet. Diese sollen anzeigen, ob sie ihr Amt voll, eingeschränkt oder gar nicht ausüben dürfen.

Die französische katholische Kirche führt digitale Ausweise mit QR-Codes ein – und das auch als Reaktion auf die letzten Missbrauchsskandale. Der Code soll anzeigen, ob der Inhaber des Ausweises – Priester, Bischöfe und Diakone – in der Ausübung seines Amtes beschränkt ist. Der Code kann mit einem normalen Smartphone gescannt werden.

Nach dem Scannen des Codes werden nach einem Bericht des Fernsehsenders France 24 drei Farben angezeigt:

  • Grün bedeutet, dass es keine Beschränkungen für die Ausübung des Amts gibt.
  • Orange bedeutet, dass es einige Beschränkungen gibt.
  • Rot bedeutet, dass der Inhaber nicht mehr predigen oder als Priester arbeiten darf.

Reaktion auf mehrere Missbrauchsskandale

Die Codes geben nur den Status an, aber nicht, warum jemand eingeschränkt ist oder nicht mehr als Priester arbeiten darf. So können auch junge Priester, die gerade erst begonnen haben, noch Einschränkungen bei der Beichte und bei Messen unterworfen sein. Es kann sich aber auch um Restriktionen in Zusammenhang mit Fällen von sexuellem Missbrauch handeln.

"Es schien wichtig zu sehen, was wir ändern können, um das Engagement der Kirche im Hinblick auf sexuellen Missbrauch sicherer zu machen", erklärte Alexandre Joly, ein Bischof aus Troyes bei einer Pressekonferenz. Die Maßnahme ziele auch darauf ab, "Opfer zu respektieren, die zu Recht nicht verstehen können, warum jemand, der schwere Taten begangen hat, weiterhin eine Messe abhalten oder ein Geständnis abhalten kann".

Die Maßnahme wird als Reaktion auf die zahlreichen Skandale um sexuellen Missbrauch in der französischen katholischen Kirche in den vergangenen Jahren gewertet. Im Oktober 2020 wurde ein ehemaliger Priester zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er mehr als 70 Jungen missbraucht haben soll. Im März 2021 veröffentlichte eine unabhängige Kommission einen Bericht, in dem sie schätzte, dass mindestens 216.000 Kinder und Jugendliche zwischen 1950 und 2020 von Geistlichen missbraucht wurden.

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Die französische Bischofskonferenz (CEF) erhofft sich von den digitalen Ausweisen eine größere Verantwortlichkeit und Glaubwürdigkeit der Kirchenmitglieder. Sie betont jedoch, dass die Ausweise kein Ersatz für die Justiz sind und dass alle Fälle von sexuellem Missbrauch den Behörden gemeldet werden müssen.

"Ein neuer Tiefpunkt"

Die Einführung der digitalen Ausweise stößt jedoch nicht nur auf Zustimmung. Einige Kritiker sehen darin eine Stigmatisierung der Priester und eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Andere bezweifeln die Wirksamkeit der Maßnahme und fordern stattdessen tiefgreifendere Reformen in der Kirche.

"Es ist eine ziemlich außergewöhnliche Maßnahme, die meiner Meinung nach zu den drei dümmsten Ideen der katholischen Kirche gehört", sagte François Devaux, ehemaliger Präsident von La Parole Libérée (Das befreite Wort), einer Opferorganisation, zu France24.

"Wenn wir die QR-Codes von Geistlichen scannen müssen, um Katholiken zu beruhigen, bedeutet das, dass die Kirche einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Es ist nichts weiter als ein Werbegag und es zeigt, wie sehr das Vertrauen zwischen den Gläubigen und ihrer Hierarchie zerbrochen ist", sagte Devaux.

Verwendete Quellen
  • eglise.catholique.fr: "Carte d’identification et de celebret pour tous les diacres, prêtres et évêques de France" (französisch)
  • france24.com: "French Catholic Church to provide clergy with scannable IDs to battle sexual abuse" (englisch)
  • ciase.fr: "Les violences sexuelles dans l’Église catholique" (französisch)
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