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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rettungsschwimmer schlagen Alarm "Einer der gefährlichsten Strände Mallorcas"
Rettungsschwimmer spielen eine wichtige Rolle auf Mallorca. Denn etliche Strände der Insel haben gefährliche Strömungen, die Urlauber oft unterschätzen.
Der Rettungsschwimmer läuft an der Playa de Muro umher. In seinem Gesicht sind Ärger als auch Sorge zu erkennen. Gebannt blickt er auf ein Urlauberpärchen, das sich an dem beliebten Strand auf Mallorca weit ins Wasser gewagt hat. Trotz hoher Wellen und starker Strömung. Immer wieder macht er ein paar Schritte vor und zurück.
"Seid nicht so leichtsinnig"
Die Lage ist unübersichtlich. Brauchen die Badegäste Hilfe oder plantschen sie normal im Wasser? Die Minuten vergehen, der Rettungsschwimmer steht weiter herum. Nach und nach kommt das Pärchen ans Ufer heran. Langsam wird klar, dass keine Gefahr besteht. Besonders erfreut ist der Strandaufpasser aber nicht. Als die Urlauber aus dem Wasser kommen, gibt er ihnen noch ein paar Worte mit: So nicht, seid nicht so leichtsinnig.
Jedes Jahr ertrinkt eine zweistellige Zahl an Menschen im Meer vor Mallorca. Manchmal sind Wassersprünge im felsigen Gebiet der Grund, manchmal starke Strömungen, manchmal setzt auch einfach nur das Herz aus. Die Rettungsschwimmer versuchen zu verhindern, was in ihrer Macht liegt. Dazu gehören in erster Linie leichtsinnige Aktionen. Als sich das Urlauberpärchen am Sonntag an der Playa de Muro weit ins Meer hinaus begab, wehte die gelbe Flagge, die zu Obacht aufrief.
Menschen werden ins Wasser gezogen
Mallorcas Nordküste hat ihre Tücken. Die Playa de Muro gilt wegen seines flachen Einstiegs als einer der familienfreundlichsten Strände der Insel. Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich die Playa Sa Canova. "Das ist einer der gefährlichsten Strände Mallorcas in Sachen Strömung", sagt der Rettungsschwimmer Marcos Ruiz, der dort Wache hält.
Erst in der vergangenen Woche rettete der Argentinier einen deutschen Urlauber vor dem Ertrinken. "Wir hatten an dem Tag keine Strömungen ausgeschrieben. Eine heftige Welle durchbrach dann eine Sandbank und führte zu einem starken Rückfluss. Ein 32-Jähriger wurde davon erfasst und unter Wasser gezogen", sagt Ruiz.
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Mit Hilfe eines Kollegen zog Ruiz den Deutschen aus dem Meer. Die Strömung war so stark, dass die Rettungsschwimmer ganz schön zu kämpfen hatten. Im Endeffekt ging es glimpflich aus, der Urlauber musste nicht mal ins Krankenhaus. "Wären wir nicht da gewesen, hätte es eine Tragödie gegeben", so der Argentinier.
"Sie sind ganz schön erschrocken"
Am gleichen Tag gab es an der Playa de Muro eine weitere Rettungsaktion. Wie das anfänglich beschriebene Urlauberpärchen hatten auch hier die Badegäste keinen blassen Schimmer, dass sie sich in Gefahr begaben. Vier Deutsche im Alter zwischen 40 und 50 Jahren wurden von der Strömung immer weiter ins offene Meer getrieben. "Sie sind ganz schön erschrocken, als plötzlich die Rettungsschwimmer erschienen und sie an Land brachten", sagt Ruiz. Sie bekamen Sauerstoffmasken gegen den Schock.
Das Kollektiv der Rettungsschwimmer hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Streiks und Mahnwachen aufgerufen. Es geht ihnen in erster Linie selten ums Geld, sondern um die Sicherheit der Strandbesucher. "Während unserer Arbeitszeiten ist in den vergangenen vier Jahren keine Person am Strand von Sa Canova ertrunken", sagt Ruiz. Außerhalb schon. Ein 57-jähriger Deutscher ertrank im vergangenen Jahr, weil er vergeblich gegen die Strömung ankämpfte. Dabei lautet die Grundregel, zur Seite hinauszuschwimmen und nicht gegen den Strom unbedingt ans Ufer gelangen zu wollen.
Schlechte Bedingungen: Steht ein Streik bevor?
Auch die Rettungsschwimmer der Gemeinde Calvià, wozu die Urlauberorte Santa Ponça oder Paguera gehören, hatten für den Sonntag zum Streik aufgerufen, ihn aber letztlich verschoben. Die Probleme sind noch nicht gelöst.
Die Aufpasser klagen, dass die Türme, von denen sie Wache halten, förmlich einbrechen. Auch die Arbeitsgeräte, mit denen die Badegäste gerettet werden, seien veraltet. Zuletzt herrscht auch schlicht Personalmangel. "Am Strand von Sa Canova sind wir auf einem vier Kilometer langen Abschnitt gerade mal zwei Rettungsschwimmer", klagt Ruiz.
- Reporter vor Ort