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Islamismus wird an Schulen zum Problem


Islamismus an Schulen
"Angespannte und aufgeheizte Stimmung"

Von t-online
26.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Schulausflug (Archivbild): An Schulen wird Islamismus zunehmend zum Problem.Vergrößern des Bildes
Schulausflug (Archivbild): An Schulen wird Islamismus zunehmend zum Problem. (Quelle: Rolf Poss/imago-images-bilder)

Islamistische Vorfälle an Schulen nehmen zu. Experten sehen den Nahostkonflikt als Ursache und warnen vor der Rolle von Hasspredigern in sozialen Medien.

Mehrere Bundesländer beobachten einen Anstieg von islamistischen Vorfällen an Schulen. Das zeigen Recherchen des SWR. Bombendrohungen, Amokankündigungen und antisemitische Beleidigungen gehören zu den Vorfällen, die mit dem Nahostkonflikt in Verbindung gebracht werden.

Das hessische Bildungsministerium meldet seit 2018 insgesamt 15 islamistisch motivierte Vorfälle, davon 14 allein im Jahr 2023. Diese Vorfälle stehen größtenteils im Kontext des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Auch das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz berichtet von einer "angespannten und aufgeheizten Stimmung", verbunden mit Amokdrohungen.

Hassprediger und Radikalisierung

Schleswig-Holstein stellt eine "leicht erhöhte Tendenz an islamistisch motivierten Aktivitäten" fest. Weitere Bundesländer berichten von einzelnen Radikalisierungsfällen. Das Innenministerium Brandenburgs fasst zusammen: "Der Nahostkonflikt wird weiterhin als Mobilisierungsthema und Brandbeschleuniger wirken." Berlin teilt mit, dass die Lage an Schulen zunächst "angespannt" gewesen sei, sich aber nun wieder "den Umständen entsprechend beruhigt" habe.

Nicht alle Bundesländer antworteten auf die Umfrage oder gaben an, dass sie islamistische Vorkommnisse an Schulen nicht erfassen. Aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamtes zeigen, dass der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und Israels Reaktion, Angriffe auf die palästinensischen Gebiete, in Deutschland eine starke Wirkung hatten. Danach gab es im Jahr 2023 4.369 Straftaten im Kontext des Nahost-Konfliktes. Mehr als die Hälfte dieser Straftaten fanden nach dem 7. Oktober statt.

Verfassungsschutz und Experten warnen

Der Präsident des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, beobachtet eine ähnliche Entwicklung: "Der Nahostkonflikt wirkte wie ein Brandbeschleuniger für den Antisemitismus in Deutschland." Lehrer und Sozialarbeiter würden in ihrem Alltag erleben, dass Jugendliche anfällig für islamistisches Gedankengut sind. So hätten Schüler etwa die Hamas als "Freiheitsbewegung" bezeichnet oder sich Geschlechtertrennung im Unterricht gewünscht.

Eine ehemalige Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen berichtet im SWR über ihre Erfahrungen mit radikalisierten Schülern. Mädchen und Jungen sollten getrennt Unterricht haben, Schwimmunterricht sei für Mädchen gar nicht gut. Mädchen sollten sich ab einem bestimmten Alter zu Hause aufhalten und auf die Rolle der Frau vorbereiten. Das alles seien Aussagen von Schülern, so der Bericht.

Islamistische Influencer nutzen die Lage

Zur starken Emotionalisierung durch den Nahostkonflikt kommt nach Vollbild-Recherchen auch die Gefahr durch islamistische Prediger und Influencer. Der Verfassungsschutz warnt vor dem hohen Gefahrenpotenzial dieser Influencer für junge Menschen, die sich in sozialen Medien bewegen. Der Leiter des Berliner Verfassungsschutzes, Michael Fischer, beobachtet eine neue Qualität und Reichweite dieser Gruppierungen.

Ein Experiment des Extremismusforschers Navid Wali zeigt, wie schnell ein Minderjähriger auf TikTok in Kontakt mit radikalen islamistischen Inhalten kommt. Innerhalb weniger Minuten wird aus einer scheinbar unverfänglichen Gebets-Anleitung ein Kontakt zu einem bekannten Akteur der salafistischen Szene. Wali betont, dass Medienkompetenz an Schulen zu kurz komme und fordert mehr Aufklärung.

Demokratie muss erlernt werden

Die Bundesländer betonen, dass sie das Thema Medienkompetenz ernst nehmen. Ob ein eigenes Schulfach dafür notwendig ist, wird allerdings unterschiedlich bewertet. Während Hessen auf eine geplante Bündelung in einem eigenständigen Schulfach verweist, beschreibt das Kultusministerium Sachsen eine Bündelung als "lebensfremd".

Sandra Boser, Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium, sieht den Kampf gegen die Radikalisierung von Jugendlichen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Schule spiele eine zentrale Rolle, könne aber nicht allein die Probleme lösen: "Schule kann sicher nicht alles leisten. Da spielen unsere Vereine eine genauso große Rolle wie das Elternhaus. Demokratie muss immer wieder erlernt werden."

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