Hochexplosive Fracht Gefährliches Pannenschiff ändert plötzlich Kurs
Mehrere Tage lang befand sich der beschädigte Frachter "Ruby" zwischen Norwegen und Dänemark. Nun scheint die Reise Richtung Mittelmeer zu gehen.
Nach Tagen vor der Südküste Norwegens ist ein beschädigter Frachter mit rund 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord nun auf dem Weg in seine Heimat im Mittelmeer. Wie aus Angaben der Schiffs-Trackingdienste Vesselfinder und Marinetraffic hervorgeht, hat die "Ruby" in der Nordsee Kurs Richtung Malta genommen, wo sie demnach am 8. Oktober eintreffen soll. Statt durch Skagerrak und Kattegat Richtung Ostsee war das Schiff somit westlich von Dänemark Richtung Süden unterwegs.
Die dänische Schifffahrtsbehörde bestätigte der Nachrichtenagentur Ritzau, dass die "Ruby" nun doch nicht durch dänische Gewässer fahren werde. Das Schiff sei angewiesen worden, nach Malta zu fahren, um seine Ladung zu entladen, ehe es seine Fahrt zur Reparatur in einer nahe gelegenen Werft fortsetzen könne.
"Sprengkraft entspricht der Hiroshima-Bombe"
Der Weg des Frachters wird wegen seiner Ladung von mehreren Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee genau verfolgt. Ammoniumnitrat gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020, wo über Jahre große Mengen der Chemikalie unsachgemäß im Hafen gelagert worden waren. Mehr als 200 Menschen kamen damals bei einer verheerenden Explosion ums Leben.
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Die "Ruby" hat fast siebenmal so viel Ammoniumnitrat an Bord, wie damals in die Luft gingen. "Wenn dieses Schiff explodieren würde, wäre das der bei Weitem größte Unfall mit Ammoniumnitrat in der Geschichte", zitierte das Magazin "Newsweek" den Sprengstoffexperten Roland Alford. "Die Sprengkraft dieser Menge Ammoniumnitrat entspricht in etwa der Atombombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde." Mehr zur Angst vor einer Schiffsexplosion lesen Sie hier.
Die "Ruby" war in Russland losgefahren
Die "Ruby" fährt unter maltesischer Flagge und war auf der nordrussischen Halbinsel Kola in See gestochen. Unter unklaren Umständen zog sie sich kurz nach dem Verlassen des russischen Hafens Schäden am Rumpf zu, fuhr jedoch weiter. Im nordnorwegischen Tromsø wurde sie wegen ihrer riskanten Ladung aus dem Hafen verwiesen. Als Zielort für eine Reparatur galt dann das litauische Klaipeda, aber die Behörden des baltischen EU-Staates verweigerten die Einfahrt ebenso wie die schwedischen Häfen Göteborg und Uddevalla. Die dänische Schifffahrtsbehörde hätte die Durchfahrt durch dänische Gewässer nur mit einem Lotsen an Bord erlaubt.
Ammoniumnitrat dient vor allem als Hauptbestandteil von Düngemitteln, kann aber auch als Sprengstoff verwendet werden. Experten wiesen in den vergangenen Tagen in skandinavischen Medien darauf hin, dass sich das Material nicht ohne Weiteres entzünde. Auch sei ein Transport auf See alles andere als ungewöhnlich – für Misstrauen sorgte jedoch, dass das Schiff in Russland losgefahren ist.
- Nachrichtenagentur dpa