"Titanic" Mythischer Ozeanliner fällt auseinander
Der Mythos "Titanic" ist auch 39 Jahre nach dem Fund des Wracks ungebrochen. Doch auch in seinem Meeresgrab droht dem Luxusliner Ungemach.
Ein Liebespaar steht an der Reling eines Luxusliners. Er hält sie von hinten eng umschlungen, sie breitet euphorisch die Arme aus. Die Filmszene am Bug der "Titanic" aus James Camerons gleichnamigem Film mit den Schauspielern Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ist in die Filmgeschichte eingegangen – und damit auch in das kollektive Gedächtnis der westlichen Welt.
Jüngst machte das Wrack des Schiffes, das 1912 bei seiner Jungfernfahrt über den Atlantik sank, Negativschlagzeilen durch den Unfall des kommerziellen Tauchboots "Titan", bei dem im Juni 2023 fünf Menschen starben. Die "Titan" des privaten Expeditions-Unternehmens OceanGate war auf dem Weg zu dem Schiffswrack, das in einer Meerestiefe von 3,8 Kilometern vor der Küste Neufundlands (Kanada) liegt.
Nun startete eine Forschungsexpedition zu dem Wrack, um dessen Zustand unter Wasser zu dokumentieren. Zu Tage förderten die Wissenschaftler eine betrübliche Erkenntnis: Die "Titanic" verfällt unaufhaltsam in ihrem Meeresgrab. "Nach 112 Jahren auf dem Grund des Nordatlantiks fordert die feindliche Ozeanumgebung ihren Tribut an die Titanic", berichtet das Unternehmen RMS Titanic, Besitzer des wohl berühmtesten Schiffswracks der Welt, in einem X-Post.
"Titanic": Zwei Millionen Fotos und wertvolle Funde
Besonders sichtbar ist der Verfall am ikonischen Bug des Schiffs, wie Aufnahmen von der jüngsten Forschungs-Expedition zum Wrack in diesem Sommer zeigten. Der Bug hat demnach mittlerweile einen rund viereinhalb Meter langen Teil seiner Reling eingebüßt, der nun auf dem Meeresboden liege, teilte das Unternehmen mit. Jahrzehntelang sei er ein Zeugnis für die widerstandsfähige Stärke der "Titanic" gewesen. Die drastische Veränderung auf den Bildern sei eine Erinnerung, dass sie tatsächlich zerfalle.
Bei der Expedition im Juli und August – der ersten des Unternehmens seit 2010 – wurden demnach mehr als zwei Millionen Fotos des Wracks gefertigt. Das Luxusdampfschiff, bei seiner Einweihung als unsinkbar beworben, stieß auf seiner Jungfernfahrt 1912 von Southampton nach New York mit einem Eisberg zusammen und sank. Dabei starben rund 1.500 der mehr als 2.200 Menschen an Bord. Das Wrack wurde 1985 südöstlich der kanadischen Provinz Neufundland in rund 3.800 Metern Meerestiefe gefunden.
Bei der Expedition wurden nach Angaben von RMS Titanic außerdem "zahllose" Artefakte ausfindig gemacht, die in künftigen Missionen gehoben werden sollen. Darunter befindet sich ein Kleinod, dessen Wiederentdeckung auf dem Meeresboden die Forscher regelrecht beglückte: Es handelt sich um eine rund 60 Zentimeter hohe Bronze-Statue der römischen Göttin Diana, die einst auf einem Kaminsims einer Erste-Klasse-Lounge thronte.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa