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Alkoholverbot auf Mallorca: Bilanz nach den ersten Tagen


Alkoholverbot auf Mallorca
"Ich denke darüber nach, wegzuziehen"

Von t-online
15.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Mallorca: Ein Eimer voller Sangria am Strand von Arenal.Vergrößern des Bildes
Alles im Eimer. Für Freunde des Freiluft-Getränks gilt jetzt formell: Wir müssen leider drinnen bleiben! (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa)
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Seit Samstag herrscht auf den Straßen und Stränden von Mallorca ein striktes Alkoholverbot. Die erste Bilanz: Von wegen No-go-Area für Schnapsdrosseln. Viel geändert hat sich am Ballermann noch nicht.

Für viele Mallorca-Urlauber klang es wie der Filmtitel eines Horrorstreifens: "Alkoholverbot am Ballermann". Die Balearen-Regierung hat hart durchgegriffen und am vergangenen Wochenende die sogenannten Benimmregeln verschärft. Seitdem gilt: Wer künftig am Strand an der Playa de Palma, in den Straßen rund um "Bierkönig" oder "Megapark" oder auch in der britischen Partyhochburg "Magaluf" mit einer offenen Bierdose in der Hand erwischt wird, riskiert ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1.500 Euro. Theoretisch.

Denn noch ist nicht klar, wie die Polizei die neue Maßnahme überhaupt umsetzen will. Ein Sprecher der Ortspolizei bestätigte am Dienstag der "Mallorca Zeitung", dass die Polizisten derzeit noch nach den "alten" Regeln verfahren und nur eingreifen, wenn sich Betrunkene auf der Straße daneben benehmen: "Die Polizei von Palma hat bislang keine Anweisungen erhalten, wie die neue Verordnung umzusetzen ist", so der Sprecher. Wer in Ruhe ein Bier am Strand trinkt, muss daher bislang noch keine Angst vor einem Bußgeld haben.

Der Präsident des Hotelierverbandes an der Playa de Palma, Pedro Marin, ist dennoch zufrieden: "Jahrelang haben wir darauf hingewiesen, dass das Problem das Saufen auf der Straße ist. Endlich hat man uns erhört", sagt Marin, der auch Gründungsmitglied der Initiative "Palma Beach" ist, die sich für mehr Urlaubs-Niveau am Ballermann einsetzt.

"Was wollen die Polizisten machen?"

Ganz neu ist das Alkoholverbot nicht. Doch die bisherigen Maßnahmen fruchteten nie. So waren bislang die sogenannten "Botellóns" verboten, die berüchtigten Trinkgelage in der Gruppe; wobei aber nirgends definiert war, ab wann eine Menschenansammlung eine Gruppe bildet. Damals wie heute ist die Masse der große Vorteil der Urlauber und zugleich die Hürde für die Polizei. Kneipenbesitzerin Beatrice Ciccardini schätzt deren Möglichkeiten gering ein: "Was wollen die Polizisten machen? Es gibt nicht einen, der nicht auf der Straße Alkohol trinkt", sagt die Schweizerin, die die Kneipe "Zur Krone" in unmittelbarer Nähe zum legendären "Balneario 6" betreibt.

Sie hat bislang kaum Polizei am Strand gesehen. "Es haben weiter alle Leute die Bierdosen dabei. Viele Urlauber wissen doch auch gar nichts von der neuen Regel." Ciccardini gehört zu den Urgesteinen der Playa de Palma und hat zur Popularität des Ballermanns beigetragen. Früher war sie für die Buchungen der Künstler im "Oberbayern" zuständig. "Eigentlich wollte ich auf Mallorca meinen Lebensabend verbringen. Doch seit Corona übertreiben es die Urlauber völlig. Es wird jedes Jahr schlimmer. Es ist schon wieder alles schmutzig, alles vollgekotzt, alles vollge... – wie immer. Ich denke bereits darüber nach, ob ich nicht doch wegziehe", sagt die Schweizerin.

"Wir Urlauber bringen Geld auf die Insel"

Die Urlauber selbst fühlen sich zu Unrecht stigmatisiert. Der Berliner Vorsitzende des deutschlandweiten Vereins "Trinkbruderschaft Suffgeschwader", auf der Insel als "Marcus Aurelius" bekannt wie ein bunter Hund, hält gar nichts von der neuen Vorordnung: "Das ist politischer Aktionismus. Die Probleme liegen klar woanders und sind offensichtlich." Er meint den illegalen Straßenverkauf, kriminelle Hütchenspieler und andere Nepper sowie die sogenannten "Klauhuren": Taschendiebinnen, die angeheiterte Touristen anflirten, Sex versprechen und ihnen dann das Geld buchstäblich aus der Tasche ziehen.

Gegen sie tue die Polizei weit weniger als gegen die bierseligen Gäste, so "Marcus Aurelius": "Wir haben es am Männertag als Gruppe schon erlebt, dass uns die Polizei unsere alkoholischen Getränke wegnahm. Dabei bringen wir Urlauber Geld auf die Insel, und 99,9 Prozent von uns benehmen sich auch unter Alkoholeinfluss gut."

Nicht wenige behaupten nun, künftig lieber woanders Urlaub machen zu wollen. Sollen sie halt gehen, meint Hotelier Marin: "Auf die Saufköpfe verzichte ich gerne. Die will hier keiner sehen."

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Interviews in Palma de Mallorca
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