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Rothaus, Oettinger oder Kölsch? Das trinkt die t-online-Redaktion


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Bier-Tipps
Rothaus, Oettinger oder Kölsch? Das trinkt die t-online-Redaktion


Aktualisiert am 23.04.2024Lesedauer: 7 Min.
Bier ist nicht gleich Bier.Vergrößern des Bildes
Bier ist nicht gleich Bier. (Quelle: t-online)
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Ob Helles, Pils, Alt, Export, Weizen oder Craft – am Bier scheiden sich die Gaumen. Was die Deutschen trinken, ist nicht nur von Region zu Region unterschiedlich, sondern auch von Generation zu Generation und von Anlass zu Anlass.

Bier ist mehr als nur ein Getränk mit Alkohol. Es ist Feierabendbelohnung, Partybrause, es macht Gespräche flüssiger und Nächte länger. DAS Lieblingsbier der Deutschen gibt es natürlich nicht, auch wenn die Statistiker es zu kennen glauben.

Tatsächlich hat jedes Lieblingsbier eine Geschichte. Mancher ist mit seinem aufgewachsen. Andere haben es von Opa geerbt. Fußballfans schwören auf "ihr" Stadionbier. Andere vergessen nie, wie ein bestimmtes Bier an einem besonderen Tag gemundet hat: dem Geburtstag ihres Kindes. In der ersten eigenen Wohnung. Zum WM-Titel oder im schönsten Urlaub aller Zeiten. An dieser Stelle erzählen Mitarbeiter von t-online von ihrem Lieblingsbier und wie es zum Hopfen der Herzen wurde.

"Drink doch ene met – Kölsch ist viel mehr als Bier!"

Liesa Wölm, Panorama-Redakteurin: "Drink doch ene met" – gedanklich bin ich bei diesem Satz direkt in einer Kölner Kneipe. Die Freunde – oder auch Wildfremde – im Arm, das Gegröle laut, und natürlich: das Kölsch in der Hand. Wie oft habe ich als Rheinländerin in meinem Leben schon gehört: "Kölsch ist kein Bier" oder "Kölsch? Dann kannst du auch Wasser trinken". Doch das hat mir nie etwas ausgemacht. Denn ich weiß: Kölsch ist viel mehr als Bier!

Im Höhner-Song heißt es nicht umsonst "Hey Kölle, du bes e Jeföhl" – und zu diesem Jeföhl gehört auch das Kölsch. Das Bier, am besten in einem schmalen 200-Milliliter-Glas im "Kranz" serviert, bedeutet für mich Zusammenhalt, Sorglosigkeit, Freiheit und Freundschaft. Es steht für unvergessliche Karnevalspartys – ob auf dem Dorf oder in der Großstadt. Ein Kölsch ist immer frisch, nie abgestandene Plörre. Es schmeckt mild, ist aber nicht geschmacklos. Ob um 11 Uhr morgens oder 2 Uhr nachts, ob Gaffel, Früh oder Reissdorf – auf ein Kölsch ist immer Verlass.

"Ein Fetzen Alufolie zwischen den Zähnen"

Niclas Staritz, Redakteur Audience Development: Ob in einer Schwarz-Weiß-Werbung, in der nur das Bier gülden leuchtet, oder im Stadion bei meiner Hertha: Das Berliner Kindl Jubiläums-Pils ist ikonisch und gehört zu Berlin. Aber auch persönlich verbinde ich schöne Erinnerungen mit meinem Lieblingsbier. Wenn mir mal wieder ein Fetzen des weißen Aluminiums, das um den Flaschenhals gewickelt ist, zwischen den Lippen hängt, denke ich an meinen Opa.

Früher saß er oft mit seinem Bruder auf der Terrasse und schwelgte bei einem "Jubi" in Erinnerungen, wie es alte Westberliner nannten. Um dem weißen Aluminium zu entgehen, tranken sie ihr Bier aus einer Biertulpe – echte Kenner halt. Und so genieße auch ich mittlerweile gerne mit meinen Brüdern und Freunden ein kaltes Kindl, quasi ein Stück Familiengeschichte.

"Bodenständiger Allrounder für den schmalen Taler"

Lucas Maier, Klimaredakteur: Aufgewachsen im einst größten Hopfenanbaugebiet der Welt, ging es für mich weiter über das fränkische Eldorado der Biervariationen bis hin in die Hauptstadt: Auf meinem bisherigen Weg sah ich mich immer wieder mit verschiedenen hopfigen Köstlichkeiten konfrontiert. Aus mancher dieser Begegnungen entstand eine langanhaltende Verbindung, andere waren eher für eine Nacht. Seit ich in Berlin lebe, gibt es da eine ganz neue Liebe: dit Sterni.

Auch wenn es alles andere ist als eine exklusive Beziehung, geht der Griff doch immer häufiger in Richtung des Qualitätstrunks aus Leipzig. Sternburger verspricht ein bodenständiges Allround-Biererlebnis für einen schmalen Taler. Seine Anmut ist wie gemacht für den abendlichen Späti-Spaziergang am Kanal. Gerade an warmen Tagen verspricht es genau die richtige erlebnisorientierte Abkühlung. Es muss nicht immer der geschmackliche Höhenflug eines Pale Ale sein, manchmal ist das Stani-Sterni mit seiner grundsoliden, nicht überhöhten Geschmacksnote einfach angebracht.

"Provinzielles Hipster-Bier mit Goldkragen"

Philipp Michaelis, Bereichsleiter Aktuelles: Mein Bier verfolgt mich. Als Freiburger und damit Quasi-Schwarzwälder gehören mein Herz, mein Gaumen und damit wohl auch Teile meiner Leber dem "Tannenzäpfle" der Rothaus-Brauerei. Als ich dem Breisgau vor zweieinhalb Jahrzehnten den Rücken kehrte, änderte das auch unseren Beziehungsstatus: Es wurde kompliziert. Das "Zäpfle" erschien mir als Neu-Großstädter plötzlich provinziell und abgestanden, ziellos kostete ich mich durch andere Hopfen-Tropfen aus aller Welt.

Doch gute Freunde kann niemand trennen: Mein Heimatbier zog mir einfach hinterher. Plötzlich stand es in allen Spätis und Kneipen Berlins. Als neues "In-Bier" der hippen Berliner gab's die handlichen braunen Fläschchen mit dem Goldkragen an jeder Ecke. Sie schossen quasi wie Pils aus dem Boden. Inzwischen mag ich herbes Küstenbier geschmacklich lieber. Aber "Zäpfle" hilft gegen Heimweh, und das habe ich manchmal, bis heute.

"OWL-Kultbier aus der Bügelflasche"

Paul Niebur, Public Video Regisseur Regional: Ich komme aus Detmold. Das liegt im beschaulichen Ostwestfalen-Lippe (OWL). Eigentlich ist Heimatstolz nicht so mein Ding. Außer, wenn es um Bier geht. Seit 1863 wird in der familiengeführten Strate-Brauerei das "Detmolder Pilsener" gebraut – inzwischen in fünfter Generation.

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Die bauchige 0,3-Bügelflasche taugt ohne Zweifel zum Kultbier und behauptet sich in der Region seit jeher gegen die finanzstärkere Konkurrenz aus Herford. Für mich persönlich bedeutet ein kühles "Detmolder" immer auch ein bisschen nach Hause kommen, egal wo ich es ploppe.

"Die verbotene Liebe aus der Nachbarstadt"

Julian Seiferth, Politikredakteur: Ich stamme aus einer Region, die eigentlich mit Brauereien übersättigt ist. In Oberfranken hat fast jedes Dorf seine eigene, jede Stadt natürlich mehrere. Das Schlimme an den Bieren aus meiner Heimatstadt Kulmbach: Sie schmecken alle widerlich. Gut, fast alle – Mönchshof Naturradler ist zwar lecker, aber mehr Limo als Bier.

Meine persönliche Bier-Erleuchtung kam während meines Studiums in Bayreuth. Bayreuther Hell ist allem, was aus Kulmbacher Zapfhähnen entspringt, um Längen voraus – und wird zum Glück auch in Berlin verkauft. Es ist schon eigenartig: Da habe ich über 20 Jahre in Kulmbach gelebt – der selbsternannten "heimlichen Hauptstadt des Bieres". Verliebt habe ich mich in all den Jahren in keines der Biere meiner Heimatstadt – in Bayreuth, 20 Kilometer weiter, haben dafür drei Jahre gereicht.

"Kein Bier für jeden Tag"

Christopher Clausen, Mobilitätsredakteur: Es ist ölig, kräftig im Geschmack und wird schnell schal: Guinness ist sicherlich kein Bier für jeden Tag. Mich erinnert es an Abende meiner Jugendzeit mit Freunden in der niedersächsischen Provinz. In einem urigen Weinkeller in Gifhorn servierte Frau Mück neben Reben- auch Gerstensaft. Ich, der bis zum 16. Lebensjahr keinen Alkohol angerührt hatte und seine ersten Bier-Erfahrungen mit Becks gemacht hatte, war beeindruckt von dem Kleeblatt, das die Wirtin in den festen Schaum des Bieres malte. Das urige Weinfass, das als Tisch diente, und die Kerzen, die in alten Weinflaschen steckten, versprühten eine heimelige Atmosphäre, die das Frischgezapfte abrundete.

Das blieb wohl hängen: Noch heute ist Guinness mein Bier für besondere Abende, ein Gefühl von Zuhause und – das wird man mit mehr als 20 Jahren zeitlichem Abstand wohl schreiben dürfen – eine Erinnerung an meine Jugend.

"Offenbarungen im Käpsele und im Pülleken"

Florian Harms, Chefredakteur: Mit Bier ist es wie mit Urlaubszielen: Jeder hat seinen Favoriten und ist überzeugt, das allerbeste zu kennen. Ich natürlich auch. Wobei die Auswahl hierzulande wirklich schwierig ist. In keinem anderen Land der Welt werden so viele köstliche Biere gebraut wie in Deutschland. Als Schwabe schätze ich natürlich das rechtschaffene Stuttgarter Hofbräu, auch in der neuen Form des Käpsele in der kleinen Flasche.

Als verhinderter Gourmet halte ich auch die Mooser Liesl aus dem gräflichen Brauhaus Arcobräu im niederbayerischen Moos für eine kulinarische Offenbarung. Aber wenn ich nach einem langen Tag abends nach Hause komme und den Kühlschrank öffne, erfreut mich nichts so sehr wie ein helles Pülleken aus der Veltins-Brauerei. Ist mittlerweile ein bisschen in Mode gekommen, aber das ändert nichts am vollkommenen Geschmack. Nach dem Fläschchen geht es mir besser. Jedenfalls, wenn es nicht zu viele werden.

"Mein Lieblingsbier schmeckt nach Fernweh"

Mara Schumacher, Regio-Redakteurin Nord: Zu meinem Lieblingsbier pflege ich eine Fernbeziehung. Denn mein "Neck Oil" von der Brauerei Beavertown schmeckt am allerbesten, wenn ich glückselig in einem Londoner Pub sitze und Led Zeppelin aus den Boxen rauscht. Auf das fruchtige India Pale Ale (IPA) wurde ich während eines London-Trips aufmerksam, weil es den schönsten Zapfhahn weit und breit hatte – in Form eines Totenkopfs. Das Auge trinkt eben mit.

Seitdem schmeckt "Neck Oil" nicht nur nach Bier, sondern nach Urlaub, Zufriedenheit und britischem Charme. Aber auch nach Fernweh. Wenn das letzte "Neck Oil" im Flughafen-Restaurant ausgetrunken ist, macht sich jedes Mal Herzschmerz breit. Gut, dass manche Onlineshops mein Lieblingsbier in der Dose auch nach Hause liefern. Der ganze Geschmack entfaltet sich jedoch nur in London, in einem Pint, in einem Pub.

"Aus der Not wurde eine Tugend"

Florian Eßer, Regio-Redakteur West. Obwohl ich ein Kölscher Jung' bin, trinke ich am liebsten Oettinger. Oettinger ist günstig, deshalb haben wir es in jüngeren Jahren gekauft. Doch weil Oettinger auch sehr gut und lecker ist, wurde aus der Not schließlich eine Tugend. Bei einem Besuch in der Brauerei in Mönchengladbach konnte ich mich von der Produktion vor Ort überzeugen, beim Urlaub in Oettingen gab es das Bier frisch vom Fass – an heißen Tagen eine Offenbarung.

Ab und zu stoße ich mit meiner Vorliebe für "Oetti" auf Unverständnis, weil die Menschen aufgrund des niedrigen Preises Vorurteile haben. Doch das ändert nichts an meinem großen Herzen für Oettinger und den vielen schönen Erinnerungen, die ich an dieses Bier habe.

"Ein echtes Stück Heimat"

Laura Mielke, Wirtschaftsredakteurin: Die meisten trinken ihr Lieblingsbier wohl recht häufig. Zum Feierabend, am Wochenende in geselliger Runde oder im Stadion. Mein liebster Hopfensaft stammt aus meiner Heimat – dem Landkreis Dillingen an der Donau. Das "Braumadl" gibt es auch nur dort. Ich muss es in Berlin also vermissen. 2017 wurde die Brauerei gegründet und was soll man sagen? Kaum ein Helles ist so lecker, fruchtig und süffig wie das "Braumadl" aus dem kleinen Städtchen Lauingen.

"Bei uns geht es nicht nur um das Brauen von Bier – es geht um das Erleben von Gemeinschaft, Gemütlichkeit und unvergesslichen Momenten", schreibt der Hersteller auf seiner Internetseite. Und behält damit recht. Im Landkreis gibt es wohl niemanden, der Braumadl nicht kennt – und liebt. Ein echtes Stück Heimat.

 
 
 
 
 
 
 

Was ist Ihr Lieblingsbier und warum?

Teilen Sie mit uns Ihr Lieblingsbier, gerne per E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de. Bitte nutzen Sie für Ihre Einsendung den Betreff "Lieblingsbier". Erzählen Sie uns in einigen Sätzen, warum gerade dieses Bier Ihr Herzensgetränk ist. Eine Auswahl der Beiträge werden wir unter Nennung Ihres Namens in einem separaten Artikel veröffentlichen.

Verwendete Quellen
  • Geschmacks-Stichproben aus der t-online-Redaktion
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