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Osterfeuer und Feinstaub: Schadet der Brauch unserem Klima?


Klimaschutz und Tierschutz
Sind Osterfeuer schlecht für das Klima?

Von t-online, dpa, lmk

29.03.2024Lesedauer: 4 Min.
OsterfeuerVergrößern des Bildes
Osterfeuer im Cottbuser Ortsteiles Branitz (Archivbild): Der beim Feuer freigesetzte Feinstaub kann auch gesundheitliche Folgen haben. (Quelle: Frank Hammerschmidt/dpa/dpa-bilder)

Osterfeuer sind beliebt, aber auch umstritten. Abgesehen von den Klima-Folgen bitten Umweltverbände vor allem darum, achtsam mit dem Feuer umzugehen – viele Tiere suchen in den Haufen nach Zuflucht.

Die Flammen sollen den Winter vertreiben, den Frühling begrüßen, den Sieg von Licht über Dunkelheit feiern: Dem Osterfeuer wird gerade im Christentum eine große Bedeutung zugesprochen. Es symbolisiert der Überlieferung zufolge die Auferstehung Jesu Christi als Licht der Welt. Doch der Brauch hat auch den Ruf, die Luft zu verunreinigen.

Kritiker behaupten, dass durch das Osterfeuer die Feinstaubbelastung in der Luft in die Höhe getrieben werde. Experten zufolge stimme dies zwar, allerdings sei der Ausschlag eher gering und die Belastung nur temporär erhöht.

Keine Bestrebungen, den Brauch zu verbieten

Osterfeuer – wie auch herkömmliche Lagerfeuer – haben negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Umwelt. Dennoch gibt es seitens der Bundesregierung keine Bestrebungen, den Brauch zu verbieten. Der Grund: Der Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf in einer Region nicht häufiger als 35 Mal im Jahr überschritten werden. Demnach können durch Osterfeuer die Grenzwerte zwar zeitweise und auch deutlich überschritten werden. Doch sei in diesem Fall die erhöhte Feinstaubbelastung auf kurze Zeit im Jahr beschränkt.

Auch Ute Dauert vom Umweltbundesamt stimmt zu: "Osterfeuer tragen nur lokal und kurzfristig zur Schadstoffbelastung bei", so Dauert. Da gebe es größere, dauerhaft emittierende Quellen wie beispielsweise den Verkehr oder die Industrie, die eingedämmt werden sollten.

Verschiedene Arten von Feinstaub

Es gibt verschiedene Arten von natürlichem und von Menschen gemachtem Feinstaub. Je nach Größe wird er in vier Kategorien eingeordnet: "Bei der Holzverbrennung entstehen Partikel, die im Vergleich etwas größer sind", sagt Dauert. Diese Partikel gehören zur Größenordnung von weniger als 10 Mikrometer, in die auch Hausstaub und Pollen fallen. In die nächstkleinere Kategorie von weniger als 2,5 Mikrometer fallen etwa manche Bakterien. Darüber hinaus gibt es noch die Kategorie PM1. Dieser sogenannte Ultrafeinstaub ist kleiner ein Mikrometer. Die kleinste Form ist der Dieselruß mit einer Größe von weniger als einem Hundertstel Millimeter.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden im Vor-Corona-Jahr 2019 in Deutschland 90.200 Tonnen Feinstaub emittiert, der im Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer groß ist. Bei Osterfeuern waren es an vereinzelten Tagen etwa 2.400 Tonnen. Dabei sei die Datenlage zu den brauchtümlichen Lagerfeuern ungenauer als die für Verkehrs- und Feuerwerksemissionen. Zum Vergleich: Durch Abrieb und aus Auspuffen im Straßenverkehr sind demnach 18.350 Tonnen entstanden. Durch Silvesterfeuerwerk wurden innerhalb weniger Stunden 1.230 Tonnen freigesetzt.

Zudem kann das Feuer schädlich für die Gesundheit sein. "Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie in den Körper, in die Lunge und bis in den Blutkreislauf eindringen", sagt Dauert. So können sie dem Herz-Kreislauf-System schaden.

Umweltverbände bitten um achtsamen Umgang - für Tiere

Umweltverbände rufen ebenfalls zu einem achtsamen Umgang mit Osterfeuern auf. "Wir wollen niemandem diesen Brauch vermiesen. Es ist natürlich schön und stimmungsvoll, am Osterfeuer zu stehen und den Frühling zu begrüßen. Daher geben wir Tipps, wie das Osterfeuer etwas verträglicher für Tiere und Umwelt wird", sagte Silvia Teich, Sprecherin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in Berlin, der Nachrichtenagentur dpa.

"Gegen Osterfeuer spricht, dass das Material besser im Garten zum Beispiel als Füllmaterial für ein Hochbeet, als Benjeshecke oder Totholzhaufen und damit als Unterschlupf und Lebensraum für Insekten, Spitzmaus, Igel und viele Vogelarten dienen könnte, betonte die Nabu-Sprecherin. Äste und Zweige seien viel zu nützlich, um sie einfach zu verbrennen. Auf keinen Fall solle man Sperrmüll ins Osterfeuer werfen. Dadurch würde noch mehr Feinstaub und CO₂ freigesetzt werden.

"Schlimmer sind die Folgen für Wildtiere, die sich in die oft schon seit Wochen aufgeschichteten Stapel zurückgezogen haben oder dort bereits brüten. Sie kommen durch das Anzünden der Haufen oft zu Tode oder verlieren ihre Brut", sagte Teich. Tierarten wie Spitzmäuse, Amphibien, Igel und Insekten zögen sich gern in solche Haufen zurück.

Bereits aufgeschichtete Stapel nochmal umschichten

Der Naturschutzbund Deutschland empfiehlt deshalb, bereits aufgeschichteten Stapel vor dem Anzünden noch einmal umzuschichten. Eventuell vorhandene kleine Tiere könnten so rechtzeitig fliehen. "Liegt der Haufen aber schon seit Wochen, dann bitte nicht anzünden, hier könnten schon Rotkehlchen oder Zaunkönig brüten." Der Haufen sei dann auch schon eine feste Wohnung für viele Tiere.

"Feuer in sehr großer Zahl sind zudem für die Tierwelt irritierend. Sinnvoll wäre es, sich wenn, dann auf wenige Osterfeuer etwa bei größeren Feierlichkeiten zu beschränken", erklärte Felix Ekardt, Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Sachsen.

Osterfeuer haben eine jahrhundertealte Tradition. Das Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte im Rheinland unterscheidet in christlich geprägte und profane Feuer. "Die Tradition des christlichen Osterfeuers lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Seit dem 12. Jahrhundert haben sich Handlungen wie die Segnung des Feuers und das Entzünden der Osterkerze entwickelt", heißt es auf der Webseite des Institutes. Aber auch weltliche Osterfeuer gebe es nachweislich seit dem 14. Jahrhundert - als Freudenfeuer, bei denen das Feiern im Vordergrund stehe.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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