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Klima der Angst bei Steak-König "Salt Bae": Kellnerin sollte viel Haut zeigen


Klima der Angst in Restaurants
Harte Vorwürfe gegen Goldsteak-Koch "Salt Bae"

Von t-online, TiK

Aktualisiert am 01.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Nusret Gökçe alias "Salt Bae": Harte Vorwürfe gegen den Social-Media-Star. (Quelle: Laurent Koffel/getty-images-bilder)

Möglichst kunstvoll etwas Salz über ein Steak streuen: Diese kleine Geste machte Nusret Gökçe berühmt. Doch in seinen Restaurants soll ein Klima der Angst herrschen.

Es ist immer die gleiche Bewegung, dazu immer das etwas verzogene Gesicht: Auf Dutzenden Videos auf Instagram ist zu sehen, wie Nusret Gökçe mit angewinkeltem Arm etwas Salz über ein aufgeschnittenes Steak streut. Manchmal ist das Steak sogar mit Gold verziert. Es soll geschmacklich den letzten Schliff geben – und vor allem die edle Qualität des Essens unterstreichen. Gökçe wird in den sozialen Medien als "Salt Bae" bezeichnet. Salz über ein Steak streuen und damit berühmt werden, das hat Gökçe geschafft. Und aufgrund seiner Bekanntheit diverse Restaurants eröffnet.

Er gilt als Star. Doch nun enthüllt die Nachrichtenseite "Business Insider" in einem Bericht, dass in diversen Restaurants, die "Salt Bae" betreibt, ein Klima der Angst herrschen soll. Die Vorwürfe zeichnen das Bild eines ausbeuterischen, sexistischen Restaurantbetreibers, der aufgrund seines Ruhmes in den sozialen Medien jede Bodenhaftung verloren zu haben scheint.

Augenfällig, so der "Business Insider"-Bericht, sei bereits der sogenannte Salzjunge, der Gökçe immer folge, wenn der in seinen eigenen Restaurants unterwegs sei. Alle Gäste warten immer darauf, dass Gökçe etwas Salz auf das Fleisch streue – und damit er dazu jederzeit in der Lage sei, müsse eben ein Kellner stets eine Schüssel mit Salz hinter dem Besitzer hertragen. Erniedrigend sei diese Tätigkeit, so empfinden es andere Kellner, heißt es in dem Bericht.

"Ein paar Mal schlief er auf der Tischdecke ein"

Zudem zitiert die Seite einen Manager, der Restaurants in New York und Miami für Gökçe eröffnet hat. Er sagt: "Die Restaurants wurden von anderen Leuten betrieben, die ihm nahe standen und ihm Bericht erstatteten. Aber er war so sehr auf den Internet-Ruhm aus, dass er sich nicht wirklich Gedanken darüber gemacht hat, was er tat", sagte er.

Zudem soll auch der Alltag in den Restaurants für die Kellner kaum zu ertragen sein. "Wenn er jemanden nicht mag, bist du erledigt, keine Kündigungsfrist, nichts", sagte eine Kellnerin dem "Business Insider": "Sie sagen dir, du sollst sofort gehen." Gökçe selbst dagegen soll sich in seinen Restaurants einigermaßen zügellos benehmen. "Ein paar Mal schlief er auf den Tischdecken ein", sagte ein Angestellter. Die Kellner wären unsicher gewesen, ob sie gehen könnten, bevor er wach wurde.

Es ergibt sich ein Ungleichgewicht in der Wahrnehmung von Gökçe: einerseits der freundliche, witzige Star auf Social Media; andererseits das Auftreten eines rücksichtslosen Restaurantbesitzers. Seine Restaurants, so heißt es in dem Text, seien nur dann gut besucht, wenn er selbst in der Stadt sei. Sein Ruhm verhelfe zu einer Vielzahl von Gästen – nicht jedoch die Qualität des Essens selbst.

Sie wurde zum Minirock überredet – und anschließend belästigt

Auch gegenüber Frauen soll ein feindliches Umfeld in den Restaurants herrschen. "Business Insider" liegt eine Klage aus dem November 2021 vor, in dem Elizabeth Cruz zitiert wird. Sie arbeitete als Barkeeperin in einem Gökçe-Restaurant in New York. Bereits an ihrem ersten Tag sei sie vom dortigen Geschäftsführer aufgefordert worden, einen "kurzen Rock, High Heels und ein freizügiges Oberteil" anzuziehen. Als der Manager dann feststellte, dass sie Dominikanerin ist, habe er zu ihr gesagt: "Meine Frau ist Dominikanerin. Ich weiß, wie ihr Frauen seid." Sie habe das, so zitiert es "Business Insider weiter", als eine Anspielung auf sexuelle Promiskuität verstanden.

Sie habe sich dann in ihrer Kleidungswahl den Wünschen des Managers gefügt, obwohl sie deutlich machte, dass sie sich eigentlich anders anziehen wolle. Die Folge: Belästigung durch andere Mitarbeiter, einer sei ihr abends bis nach Hause gefolgt und habe sie bedrängt, heißt es weiter in dem Bericht. Als sie erneut darum bat, etwas anderes anziehen zu dürfen, wurde ihre Bitte zunächst ausgeschlagen – und sie wurde kurz darauf entlassen. Das Gerichtsverfahren läuft laut "Business Insider" weiterhin. Die Anwälte von Gökçe würden auf ein Schiedsverfahren drängen, die Anwälte der Kellnerin wiederum wollten den Gerichtsprozess vorantreiben.

"Dieser gottähnliche Komplex"

Zudem zitiert das Nachrichtenportal einen Mitarbeiter, der von einer besonderen Art der Gewinnmaximierung erzählt. So sollen die Barkeeper angewiesen worden sein, von Gästen geöffnete, aber nicht ausgetrunkene Flaschen Wein weiterzuvererben: Man könne ja den Wein einfach auch pro Glas weiterverkaufen. "Es ging nur darum, so viel Geld wie möglich aus den Leuten herauszuholen, die durch die Tür kamen", sagte der frühere Chefsommelier der Londoner Filiale dem "Business Insider." Ein anderer ehemaliger Manager sagte zudem der Nachrichtenseite: "Seine Welt bestand aus nichts anderem als Instagram und Ruhm. Die Sensation war er. Am Ende bekam er diesen gottähnlichen Komplex."

Der "Business Insider" kontaktierte verschiedene Restaurants, die aber zu den Vorwürfen nicht Stellung beziehen wollten. Mehrere Gerichtsverfahren um Gökçe laufen aktuell noch. Eine Anwältin von ihm teilte dem Nachrichtenportal mit: "Die Anschuldigungen sind in Wirklichkeit nichts weiter als eine Wiederholung alter Rechtsstreitigkeiten, bei denen die Ansprüche bestritten wurden und die längst beigelegt sind." Und: "Nusret beschäftigt mehr als tausend Mitarbeiter auf der ganzen Welt – es ist eine Schande, dass ein paar alte Klagen und ein paar wenig schmeichelhafte Bemerkungen die enormen Anstrengungen überschatten, die für die Aufrechterhaltung einer globalen Restaurantbelegschaft unternommen werden, insbesondere während Covid." Auf die Vorwürfe im Detail gehen sie nicht ein.

Verwendete Quellen
  • Bericht des "Business Insider": Promi-Koch Salt Bae: Ehemalige Mitarbeiter berichten von Trinkgelddiebstahl und Diskriminierung
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