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HomePolitikChristoph Schwennicke: Einspruch!

Markus Söder unterstützt Friedrich Merz – was steckt dahinter?


Große Ambitionen
Das könnte Söders eigentlicher Plan sein

MeinungEine Kolumne von Christoph Schwennicke

Aktualisiert am 24.10.2024 - 14:42 UhrLesedauer: 4 Min.
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Vorgänger und Nachfolger: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf der Überfahrt nach Herrenchiemsee zu 75 Jahre Verfassungskonvent im August 2023. (Quelle: IMAGO/Joerg Koch/ Bayerische Staatskan/imago)

Markus Söder will entgegen seinem bisherigen Verhalten und Naturell diesmal den Kanzlerkandidaten der Union voll und ganz unterstützen. Da muss Großes dahinterstecken.

Manche Beteiligte des politischen Geschehens sind einem über die Jahre so richtig ans Herz gewachsen, festes Mobiliar dieser bunten Republik Deutschland geworden. Oder können Sie sich noch eine politische Welt zum Beispiel ohne Gregor Gysi vorstellen? Genau deshalb hat die Linke ihren Wandschrank "Gregor" auch wieder vom Speicher geholt. Der Podcast mit Karl-Theodor zu Guttenberg, auch so ein unvergänglicher Polit-Restant, hat Gysi vermutlich nicht ausgefüllt.

Dank der sozialen Medien gehört auch Ruprecht Polenz, Kurzzeit-Generalsekretär der CDU und Herzensgrüner aus Münster, weiter zum politischen Inventar dieser Republik. Schade, dass sich Edmund Stoiber in letzter Zeit etwas rar macht. Seine Leidenschaft und sein Furor in den Talkshows trugen nach seiner aktiven Zeit sehr zur Erfrischung des politisch interessierten Publikums bei. Ich mochte das jedenfalls immer sehr.

Früh zum festen Möbel des politischen Raumes ist Stoibers Nachnachfolger geworden. Politik ohne Markus Söder ist hierzulande natürlich möglich, aber schwer vorstellbar. Freund wie Feind würde er fehlen. Wer soll künftig die schnellen Kehrtwenden auf dem Eis hinlegen, dass einem beim Zuschauen schwindlig wird? Wer die Erkenntnis in Chemnitz und in Kiel aufrechterhalten, dass die Menschen dort leider im falschen Teil Deutschlands leben, oder jedenfalls nicht im besten südlich der Donau?

Christoph Schwennicke
(Quelle: Reinaldo Coddou H.)

Zur Person

Christoph Schwennicke ist Politikchef und Mitglied der Chefredaktion von t-online. Seit fast 30 Jahren begleitet, beobachtet und analysiert er das politische Geschehen in Berlin, zuvor in Bonn. Für die "Süddeutsche Zeitung", den "Spiegel" und das Politmagazin "Cicero", dessen Chefredakteur und Verleger er über viele Jahre war.

Nun hat Markus Söder kurz vor und dann auf dem CSU-Parteitag unlängst in Augsburg vor aller Augen und Ohren dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz von der CDU seine volle Unterstützung angedroht für den aufkommenden Bundestagswahlkampf. Hoppla. Alle, die ein bisschen vertraut sind mit dem politischen Betrieb der vergangenen Jahre, wissen, dass sich der Söder Markus eine so vorbehaltlose Unterstützung eines anderen als seiner selbst nur gegen einen hohen Preis abverlangen lässt.

Auf den Punkt gebracht lautet daher die Frage: Wohin mit Markus? In dieser Frage klingt etwas an von einem verzweifelten Elternpaar und dessen Ohnmacht ihrem heranwachsenden Jüngling gegenüber. Und in der Tat verströmt Söder auch mit der 5 vorne immer noch etwas von einem ewigen Lausbuben, was irgendwie charmant ist und so liebenswert wie Michel aus Lönneberga. Aber eben auch stetes Sprengpotenzial birgt.

Und nun ein potenzieller Systemsprenger als Schirmherr des Systems? Unter den verschiedenen Orten einer Anschlussverwendung des bayerischen Ministerpräsidenten hält sich hartnäckig das Schloss Bellevue. Zu Beginn dieses Gerüchts wedelten die meisten noch vor dem Gesicht herum, als flöge da eine lästige Fliege. Aber man sollte sich nichts vormachen. Es liegt gut und gerne im Bereich des Möglichen. Denn der Preis muss ja hoch sein, für den sich Söder die Kanzlerkandidatur hat abkaufen lassen. Und mehr als Bundespräsident geht nicht.

Tatsächlich kann man es ja auch so sehen: Warum nicht mal anders? Der amtierende Präsident hatte jetzt hinreichend Zeit, einen Fußabdruck zu hinterlassen. Nach Lage der Dinge wird das auch in seiner Restlaufzeit bis 2027 nicht mehr passieren. Warum also nicht mal einen nehmen, der manchmal so beherzt auftritt, dass hinterher lange kein Gras mehr wächst?

Ein "Fliewatüüt" aus Bayern

Dennoch, ich gestehe, beim Gedanken an einen Präsidenten Söder ist mir in etwa so wohl wie beim Gedanken an einen Präsidenten Trump. Verfolgen Sie beispielsweise gerade die Nummer mit diesem "Fliewatüüt" aus Bayern einer Firma namens Lilium? Die Älteren unter uns erinnern sich noch an Robbi, Tobbi und deren Allzweckflugfahrzeug. Schenkt man Markus Söder Glauben, dann wartet die ganze Welt auf dieses reale Fliewatüüt. Und der Bund, respektive die bösen Grünen sehen natürlich nicht das große Potenzial dieser bahnbrechendsten Innovation in der Mobilität seit Erfindung des Rades. Stattdessen verweigern sie dem Projekt eine staatliche Kofinanzierung, weil den ganzen Zuckeronkels aus der Start-up-Szene die Lust vergangen ist, dort weiter Geld reinzustecken.

Wenn das Gerät so kurz vor dem Durchbruch steht, warum buttert Söder dann nicht 100 Prozent bayerisches Staatsgeld da rein, sondern bettelt beim Bund? Könnte es vielleicht sein, dass ihm der Chiemgau eben doch wichtiger ist als Kiel oder Chemnitz? Und Zweifel sind erlaubt, ob er dieses "Bayern zuerst" als oberster Notar des Politikbetriebs wirklich ablegen könnte.

Vielleicht aus all diesen Gründen wurde nun ein Konkurrent um das Präsidentenamt in die Debatte geschlenzt. Um es frei heraus zu sagen: Armin Laschet könnte ich mir ungleich unbeklommener als Bundespräsidenten vorstellen. Er ist ein Mann, der das Ganze im Blick hat, und er würde mit Sicherheit auch kein zweites Mal im unpassenden Moment in schallendes Gelächter ausbrechen.

Ein Konkurrent für Söder

Irgendwie erinnert diese Konkurrenzkonstellation fürs Schloss Bellevue innerhalb der Union an Horst Seehofer. Der hatte seinerzeit etwas Ähnliches gebaut, als es um die Frage seiner Nachfolge als Ministerpräsident ging. Ilse Aigner hat für die Rolle als Gegenfigur zu Söder sogar einen Posten als Bundesministerin aufgegeben. Der Ausgang ist zugleich bekannt. Wenn Laschet wirklich will, sollte er wohl mal mit Ilse Aigner einen Kaffee trinken gehen.

Viele werden jetzt ohnehin sagen: Ein Mann als nächster Bundespräsident? No way. Da muss jetzt mal eine Frau hin. Ich kann das gut verstehen. Hätte aber einen Kandidaten im Kopf, den ich jenseits von Parteizugehörigkeiten und Geschlecht für die ideale Wahl hielte. Nächste Woche können Sie meinen Favoriten bei uns im Podcast hören. Bleiben Sie also dran.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen und Kindheitserinnerungen
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