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Wer steckt hinter dem deutschen Ku-Klux-Klan?


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"National Socialist Knights"
So präsentiert sich der Ku-Klux-Klan in Deutschland

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

17.01.2019Lesedauer: 4 Min.
In Lila: Ein Mann in Robe und mit Kapuze hält im russischen Netzwerk vk.com ein Schild hoch, das für den KKK wirbt. Es ist eines der ersten Fotos dazu im Profil eines der mutmaßlichen deutschen Mitglieder.Vergrößern des Bildes
In Lila: Ein Mann in Robe und mit Kapuze hält im russischen Netzwerk vk.com ein Schild hoch, das für den KKK wirbt. Es ist eines der ersten Fotos dazu im Profil eines der mutmaßlichen deutschen Mitglieder. (Quelle: t-online.de/Screenshot)
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Sie schwärmen auf Facebook vom germanischen Vaterland und von der Wehrmacht. In einem russischen Netzwerk posten sie Hitlerbilder und Hakenkreuze: t-online.de hat Mitglieder des deutschen Ku-Klux-Klans aufgespürt.

Die Abkürzung "AKIA" im Facebook-Profil eines Mannes ist wohl ein Signal in der Szene. "AKIA" steht für "A Klansman I am", eine Erkennungsformel innerhalb des Ku-Klux-Klans. Am Mittwoch waren Polizisten bundesweit ausgeschwärmt, um bei Razzien mehr über die Strukturen zu erfahren. Manche Beiträge in sozialen Netzwerken lassen auch schon tief blicken über Hass und NS-Verblendung.

Es deutet viel darauf hin, dass hinter dem Profil mit den Hinweisen "AKIA" und "Imperial Officer" und vollem Namen Denis K. steckt, der in seiner Heimat im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt bei Wahlen schon für die NPD angetreten ist. t-online.de liegen Informationen aus Sicherheitskreisen vor, dass er eines der Ziele der Razzia am Mittwoch war, er selbst schreibt auch davon. In acht Bundesländern hatten Polizisten Räume mutmaßlicher Anhänger der "National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland" (NSK KKK) durchsucht.

Bundesregierung kannte 2018 vier KKK-Gruppen

"Klansman" Denis K. aus Sachsen-Anhalt hat auf vk.com weniger Geheimhaltung betrieben, dem russischen Netzwerk ohne echte Kontrolle rassistischer und nationalsozialistischer Inhalte. Im Februar 2018 gab es dort von ihm öffentlich das erste Bild zu den "NSK KKK" zusammen mit dem Spruch: "Wenn alle untreu werden so bleiben wir doch treu". Tage darauf postete er ein Foto eines Mannes mit spitzer Kapuze über dem Kopf und einem Zettel in der Hand "Support the NSK KKK".

Fast zeitgleich dazu schickte die Bundesregierung im Februar 2018 in einer Antwort an die Linksfraktion ihre Erkenntnisse zum Ku-Klux-Klan in Deutschland. Ein Randphänomen, vier Gruppierungen seien hierzulande bekannt: Die "Militant Knights" des Ku-Klux-Klans, die "United Northern and Southern Knights", die "European White Knights of the Burning Cross" und die "Teutonischen Ritter – Distrikt Nordrhein-Westfalen". 2017 wurden den Gruppen sechs politisch motivierte Straftaten zugerechnet – vor allem das Verwenden der Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, aber auch Bedrohung. Die "National Socialist Knights" waren damals noch unbekannt.

Im Mai 2018: Gruppen in Baden-Württemberg und NRW

Bei denen tat sich im Mai 2018 viel, wenn man Facebook-Postings von Denis K. Glauben schenkt. Gedacht waren sie nur für Facebook-Freunde, aber Screenshots davon finden sich auf Twitter, t-online.de wurden weitere zugespielt. Das mutmaßliche KKK-Mitglied selbst hat Anfragen dazu nicht beantwortet.

t-online.de hat die Echtheit der Screenshots nicht verifizieren können, aber es spricht vieles dafür. Demnach hat K. am 20. Mai 2018 die Nachricht von der Gründung des "District NRW" der "N.S. Knights of the Ku Klux Klan" verkündet. "Heil NSK", schrieb er dazu. Zehn Tage später gab es eine ähnliche Nachricht zum "District Baden-Württemberg".

In diesem Bundesland hatten Ermittlungen in einem anderen Fall den Schlag gegen den KKK ausgelöst. Das war eher Zufall. Es ging eigentlich um Vorwürfe gegen einen Verdächtigen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Sein Smartphone wurde sichergestellt.

Als die Polizisten Chatverläufe sichteten, stießen sie dort auf Hinweise zur Ku-Klux-Klan-Struktur in Deutschland. Sie haben übelste antisemitische Bilder zu sehen bekommen, Hass auf Nicht-Weiße und Hitlerverehrung.

KKK-Sicherheitsbeauftragter mit Hakenkreuz im Profil

Auf vk.com findet man auch bei einem Freund des "Imperial Officer" Hitler und Hakenkreuz im Profilbild: Benjamin K. ist offenbar auch Schlüsselfigur des "NSK KKK" und kommt aus dem Kreis Weimarer Land. Er sieht sich als Kämpfer für eine arische Welt und bezeichnet sich als "Grand Knighthawk" des Klans, als Sicherheitsbeauftragter.

"Kommt zu uns in unsere Familie", forderte er am 5. Juli 2018 auf. Wer Interesse habe, müsse eine Privatnachricht mit Handynummer und Namen schicken, spätestens nach zwei Tagen werde jede Bewerbung beantwortet. Schon im Januar hatte er geschrieben: "Suchen noch Deutsche die wissen was sie wollen und sich nicht verarschen lassen haben schon ne super Truppe".

Bei einem großen Teil der gemeinsamen Freunde von Denis K. und Benjamin K. fand man am Mittwoch auf Facebook viele Bilder mit schwarzen Sonnen, Konföderiertenflaggen, germanischen Kriegern und deutschen Wehrmachtssoldaten. Man stieß auf Menschen, die bestreiten, dass die Erde eine Kugel ist. Es gab ein Bild mit dem "AKIA"-Bekenntnis und einer Mini-Bibel.

Und man konnte auf einem für jedermann zugänglichen Foto einen Mann in einem T-Shirt mit dem unverwechselbaren Zeichen des Klans sehen. Er postete auch Karten mit den Grenzen des Deutschen Reichs 1918, dem Zeichen des Klans und den Worten "Festung Deutschland". Auf einem Bild ist neben dem KKK-Symbol sogar ein Autokennzeichen erkennbar – RA für Rastatt. In dem Landkreis gab es am Mittwoch Durchsuchungen an zwei Orten.

"Lady of the invisible Empire" postet Ausweis

Benjamin K., der Thüringer "Sicherheitschef" des KKK, hat sich auf vk.com mit vor der Brust gekreuzten Armen und Pistolen in jeder Hand präsentiert, hinter ihm eine "White Power"-Fahne. Vielleicht auch wegen solcher Fotos waren unter den 200 Polizisten bei den Razzien Kräfte von Spezialeinheiten. Doch die Einsätze verliefen reibungslos.

Scharfe Schusswaffen wurden nicht gefunden, wie ein Sprecher des LKA t-online.de bestätigte. Dafür mehrere Schreckschusswaffen mit Munition, Luftdruckwaffen sowie eine Vielzahl von Schwertern und Macheten, Faust- und Butterflymesser, Wurfsterne und Teleskopschlagstöcke. Auch Mitglieder- und Beitragslisten wurden sichergestellt. Die Partnerin des "Sicherheitschefs" hat sogar ein Foto ihres Mitgliedsausweises vom KKK gepostet. Sie ist eine "L.O.T.I.E.", im klaninternen Sprachgebrauch eine "Lady of the invisible empire".

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Ein Sprecher des LKA erklärte, dass es bislang keine Erkenntnisse über Verbindungen zu anderen Gruppen des KKK gebe. Zumindest in den Profilen finden sich einige Nutzer aus dem Ausland, die offen Sympathie zum Klan zeigen. Die Sicherheitsbehörden erklärten, dass die Razzien auch dazu dienten, mehr über die Strukturen, Verbindungen und Ziele des KKK Deutschland zu erfahren.


Nationalsozialistisches Gedankengut haben die Ermittler unter den mutmaßlichen KKK-Angehörigen bereits ausgemacht, es deutet vieles auf verblendete Rassisten hin. Aber ist die KKK-Verbindung noch mehr als Wichtigtuerei in der Szene?

Die Ermittlungen gehen weiter, Datenträger werden ausgewertet. Erdrückende Hinweise auf schwere Straftaten wurden zunächst offenbar nicht gefunden: Alle 17 Personen, bei denen die Polizei Durchsuchungen durchführte, blieben nach Angaben des LKA auf freiem Fuß.

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