Razzia in acht Bundesländern Polizei geht bundesweit gegen "Ku-Klux-Klan Deutschland" vor
In acht Bundesländern ist die Polizei gegen ein Netzwerk von Neonazis vorgegangen. Bei der Großrazzia sollen mehr als hundert Waffen beschlagnahmt worden sein.
Mit einer Großrazzia ist die Polizei in acht Bundesländern gegen ein mutmaßlich gewaltbereites kriminelles Netzwerk bekennender Nationalsozialisten vorgegangen. Unter den 200 Polizisten im Einsatz gegen den "National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland" waren auch Angehörige von Spezialeinheiten. Sie sind auf mehr als hundert Waffen wie Macheten und Schwerter gestoßen, wie die Staatsanwaltschaft im baden-württembergischen Stuttgart mitteilte.
Mitglieder des Netzwerks planten demnach ihre Bewaffnung und hegten "Gewaltfantasien". Alle Angehörigen hätten eine rechte Gesinnung, die sich unter anderem in einer "Glorifizierung des Nationalsozialismus" äußere, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Ein Foto beschlagnahmter Gegenstände zeigt auch Hakenkreuze. Die Behörden teilten allerdings mit, bei den aktuellen Ermittlungen gebe es keine Hinweise auf Verbindungen zu anderen Ku-Klux-Klan-Gruppierungen.
Ermittelt wird aktuell gegen insgesamt rund 40 Menschen. Durchsucht wurde bei 17 Beschuldigten, die zwischen 17 und 59 Jahre alt sind. Das Landeskriminalamt hat auch detailliertere Angaben gemacht, wo die Einsätze abliefen:
- Baden-Württemberg: Landkreis Rastatt (zwei Objekte), Rems-Murr-Kreis,
- Bremen
- Hamburg
- Niedersachsen: Landkreis Holzminden
- Nordrhein-Westfalen:Kreis Mettmann, Oberbergischer Kreis
- Rheinland-Pfalz:Landkreis Mayen-Koblenz
- Sachsen-Anhalt: Salzlandkreis (zwei Objekte)
- Thüringen: Landkreis Weimarer Land
Weil sich aus den Funden bei den Razzien auch möglicherweise neue Hinweise ergeben, kann der Kreis der Verdächtigen noch wachsen. "Es ging ja darum, tiefer in die Strukturen einzusteigen", sagte ein Sprecher zu t-online.de. Zum möglichen Kopf der Gruppe machte er keine Angaben. Alle Beteiligten blieben auf freiem Fuß. Bei gefundenen Schusswaffen handelte es sich um Schreckschuss- und Luftdruckwaffen.
Die Ermittler waren offenbar durch Zufall auf die Gruppe gestoßen: Gegen eines der mutmaßlichen Mitglieder wird wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen ermittelt. Sein Handy wurde beschlagnahmt. Als die LKA-Beamten es auswerteten und Chat-Protokolle durchforsteten, entdeckten sie die Verbindung. Zu lesen bekamen die Ermittler dann in den Chats auch, dass mutmaßliche Mitglieder auch mit Gewalt drohten. Der "Klan" forderte von seinen Mitgliedern auch monatliche Beiträge, berichtet das LKA.
In der Vergangenheit hatten Spuren zum Ku-Klux-Klan mehrfach nach Baden-Württemberg geführt. So stellte sich im Zuge der NSU-Ermittlungen heraus, dass der Gruppenführer der vom NSU ermordeten Polizistin Michéle Kiesewetter, der am Tattag auch in Heilbronn eingesetzt war, dem Klan angehört hatte. Ein Zusammenhang mit dem Mord konnte nicht festgestellt worden. Anfang der 2000er-Jahre hatten zwei Böblinger Polizisten dem Klan angehört, der damalige Anführer in Deutschland lebte in Schwäbisch-Hall.
- Nachrichtenagentur AFP
- Pressemitteilung Landeskriminalamt