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UN-Kriegsverbrechertribunal: Angeklagter stirbt nach Gifteinnahme


UN-Kriegsverbrechertribunal
Angeklagter Kroate begeht Selbstmord mit Gift

dpa,

Aktualisiert am 29.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Der Angeklagte Slobodan Praljak nimmt bei der Urteilsverkündung im UN-Kriegsverbrechertribunal Gift zu sich.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte Slobodan Praljak nimmt bei der Urteilsverkündung im UN-Kriegsverbrechertribunal Gift zu sich. (Quelle: dpa)
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Während der Urteilsverkündung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal hat einer der sechs angeklagten Kroaten Gift zu sich genommen. Nun ist er im Krankenhaus gestorben.

Der Angeklagte Slobodan Praljak nahm nach Angaben seiner Anwältin Gift, als die Richter die 20-jährige Haftstrafe gegen ihn bestätigten. Der 72-jährige ehemalige bosnisch-kroatische Offizier rief im Gerichtssaal, er sei "kein Krimineller", und nahm dann einen Schluck aus einer kleinen braunen Flasche. Die Urteilsverkündung wurde nach dem Zwischenfall unterbrochen.

Nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina ist Praljak in einem Krankenhaus in Den Haag gestorben. Der Vorfall wirft zahlreiche Fragen auf. So ist derzeit noch unklar, um welches Gift es sich handelte. Auch wie er an die Substanz kam und wie er diese in den Gerichtssaal schmuggeln konnte, ist bisher ungeklärt.

Praljak und fünf weiteren Angeklagten waren schwerste Verbrechen im Bosnienkrieg (1992-1995) vorgeworfen worden. Es ist das letzte Urteil des Tribunals in Den Haag, das nach 24 Jahren seine Arbeit beenden wird.

Mord, Vertreibung, Folter und Vergewaltigung

Das Urteil hat besondere Brisanz für die Republik Kroatien, die heute EU-Mitglied ist. Denn die Richter hatten 2013 in erster Instanz eine Mitschuld des damaligen Präsidenten Franjo Tudjman festgestellt. Sollte das bestätigt werden, könnten Entschädigungsforderungen auf Kroatien zukommen. Die Regierung in Zagreb weist jede Verantwortung zurück.

Wegen einer grausamen Terrorkampagne gegen bosnische Muslime waren die sechs Männer 2013 in erster Instanz zu bis zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihnen wird unter anderem Mord, Vertreibung, Folter und Vergewaltigung zur Last gelegt.

Lange Haftstrafe für Mladic

Vor einer Woche war der bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic (75) in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Richter des UN-Kriegsverbrechertribunals zum früheren Jugoslawien sprachen ihn unter anderem schuldig wegen des Völkermordes in Srebrenica 1995. Mladic ist nach dem Urteil für schlimmste Gräuel des Balkankrieges (1992 -1995) verantwortlich.

Mladic war Oberkommandant der bosnisch-serbischen Truppen, die im Juli 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und anschließend etwa 8000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet hatten.

Mladic war erst 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht verhaftet und dem UN-Tribunal übergeben worden. Der Prozess dauerte rund fünf Jahre.

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