Bijan Djir-Sarai Ein General der leisen Töne
Bijan Djir-Sarai ist zum neuen FDP-Generalsekretär gewählt worden. Die Lebensgeschichte des Lindner-Vertrauten passt in das Aufstiegsversprechen der Partei. Die Erwartungen sind hoch.
Für Fragen nach seiner Herkunft hat sich Bijan Djir-Sarai eine Antwort zurechtgelegt. "Sie merken es an meinem Namen und meinem Akzent: Ich komme aus Nordrhein-Westfalen", sagte der FDP-Abgeordnete, als Parteichef Christian Lindner ihn im Dezember als designierten Generalsekretär vorstellte. Geboren wurde Djir-Sarai 1976 in Irans Hauptstadt Teheran, als Kind kam er ins rheinische Grevenbroich, dort begann sein Engagement für die FDP, das ihn nun weit nach oben trägt.
Auf dem Bundesparteitag wählte die Partei Djir-Sarai offiziell zum Generalsekretär. Er folgt damit auf Volker Wissing, der Digital- und Verkehrsminister in der neuen Bundesregierung ist. "Niemals, niemals, niemals" werde er "ein zusätzlicher Regierungssprecher" sein, sagte Djir-Sarai am Samstag. "Meine Mission lautet FDP. Meine Mission lautet, eine erfolgreiche FDP", sagte er.
Auf die Rolle des Migrationspolitikers will sich Djir-Sarai dabei nicht reduzieren lassen. Vor seiner Wahl machte er aber klar, dass ihm Diversität in der Politik ein wichtiges Anliegen ist. "Die Gesellschaft ist bunter geworden", sagte Djir-Sarai. "Das muss eine politische Partei abbilden."
Seit 26 Jahren in der FDP
Bei diesem urliberalen Anliegen hat ausgerechnet die FDP Nachholbedarf: Immer noch sind die meisten ihrer Spitzenposten mit westdeutschen Männern besetzt. Ein westdeutscher Mann ist zwar auch Djir-Sarai. Die Lebensgeschichte des 45-Jährigen passt allerdings wunderbar zu jenem Aufstiegsversprechen, das zum Kernrepertoire der FDP-Rhetorik zählt.
Als er elf Jahre alt war, schickten seine iranischen Eltern ihn zu einem Onkel nach Grevenbroich. Für ihren Sohn erhofften sie in Deutschland bessere Chancen als im theokratisch regierten Iran. Die Eltern blieben zurück.
Nach dem Abitur studierte Djir-Sarai Betriebswirtschaftslehre in Köln. Der FDP trat er 1996 bei, und im Jahr 2009 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt. Djir-Sarai zählt inzwischen seit Jahren zum engeren Kreis um FDP-Chef Christian Lindner. Dieser will sich nach seinem Eintritt in die Bundesregierung mit parteipolitischen Äußerungen zurückhalten. Der Generalsekretär soll sich um die inhaltliche Profilierung der FDP kümmern.
Eine Stimme für Schwarz-Gelb
Lindner gab seinem neuen General bereits öffentlich eine Aufgabenbeschreibung mit auf den Weg. Es gehe nun darum, "die FDP als Teil einer Regierung erkennbar zu machen und zu zeigen, dass die FDP eine eigenständige Kraft der politischen Mitte ist", sagte Lindner, als er seinen Wunschkandidaten Djir-Sarai vorstellte. Die FDP müsse sich als Partei profilieren, die "in alle Richtungen anschlussfähig ist".
Die Richtung, die Djir-Sarai am besten gefällt, läuft auf die Union zu. Der FDP-Politiker macht keinen Hehl daraus, dass er ein Anhänger von Schwarz-Gelb ist. Er will auch jenen FDP-Anhängern eine Stimme in der Parteispitze geben, die den Eintritt in eine Regierung mit SPD und Grünen eher als Zumutung empfanden. Die FDP muss sich aktuell von allerhand alten Gewissheiten verabschieden: Sie trägt schuldenfinanzierte Milliardenpakete für Bundeswehr-Aufrüstung und Klimawende mit.
Für Djir-Sarai wird es keine einfache Aufgabe, sich neben dem omnipräsenten Christian Lindner als wahrnehmbare Stimme der FDP zu präsentieren. Djir-Sarai selbst bezeichnet sich als "großen Freund des respektvollen Umgangs miteinander". Polarisierung und politische Kraftmeierei seien ihm fremd – dies solle aber niemand dazu bringen, ihn zu unterschätzen.
- Nachrichtenagentur AFP