Neue Lucke-Partei Alfa führt "Schwarze Liste" für "problematische Leute"
Parteichef Bernd Lucke will seine neu gegründete Gruppierung Alfa scharf von seiner früheren Partei AfD abgrenzen. Die "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (ALFA) führe "eine Art Schwarze Liste" für "problematische Leute" aus der AfD, die nicht als Mitglied aufgenommen werden sollten, sagte Lucke im Deutschlandfunk.
Zudem plane die Alfa eine "Probezeit" für neue Mitglieder, die der Partei nicht bekannt seien. Damit will Lucke nach eigenen Angaben die Konsequenzen aus seinen Erfahrungen bei der AfD ziehen. "Das heißt, Menschen, die wir nicht kennen, die sind zunächst einmal nur mit eingeschränkten Rechten bei uns willkommen", so Lucke.
Gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit
Seine alte Partei, die AfD, sei "entgleist, sie ist zur Pegida-Partei ausgerufen worden, und antiwestliche, prorussische Kräfte haben das Sagen übernommen", sagte Lucke. Er habe nichts gegen "ein vernünftiges Nationalbewusstsein". Er sei aber gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit. Deutschland müsse fest im westlichen Wertesystem verankert bleiben.
AfD-Gründer Lucke hatte am Sonntag kurz nach dem Rückzug aus seiner bisherigen Organisation eine neue Partei gegründet. Die "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" wurde bei einem Treffen des von Lucke gegründeten Vereins "Weckruf 2015" aus der Taufe gehoben. Lucke, der sich dem wirtschaftsliberalen Flügel der AfD zugerechnet hatte, war im Streit mit dem nationalkonservativen Flügel um seine Rivalin Frauke Petry unterlegen.
Politologe: ALFA hat keine Chance
Derweil räumt der Politologe Ulrich von Alemann Alfa keine Chance in der deutschen Politik ein. "Hinter allen erfolgreichen Parteien, die wir in Deutschland hatten, stand immer eine breite soziale Bewegung", sagte der Parteienforscher dem TV-Nachrichtensender n-tv. "Ob von links, von rechts, Konservative, auch Liberale haben eine feste bürgerliche Basis und diese Partei ist eine Kopfgeburt."
Von Alemann glaubt zudem nicht an eine Abwanderung von AfD-Anhängern zur Alfa: "Die werden jetzt mit dem Ausbau ihrer bisherigen AfD beschäftigt sein."
Ablehnung aus der Politik
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner schloss aus, mit der neuen Lucke-Partei zusammenzuarbeiten. "Für demokratische Parteien können solche Rechtspopulisten und Wirrköpfe niemals Partner sein", sagte er dem "Handelsblatt".
Der Grünen-Innenpolitiker Volker Beck warnte in der Zeitung allerdings davor, die neue Gruppierung zu unterschätzen. Die demokratischen Parteien müssten diese "Ressentiment-Partei-Projekte ernst nehmen" und den Kampf für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde verstärken. "Sie müssen jeden Tag im Netz, am Stammtisch und auf der Straße verteidigt werden."