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Kritik an Klöckner: Debatte über Rolle der Kirche entfacht Spannungen


Äußerungen zur Kirche
Kritik an Klöckner – "Liegt fundamental daneben"

Von afp
Aktualisiert am 22.04.2025 - 07:15 UhrLesedauer: 3 Min.
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Julia Klöckner (CDU): Die Bundestagspräsidentin hat für Äußerungen über die Kirche Kritik bekommen. (Quelle: Bernd Elmenthaler/imago-images-bilder)
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Mit Äußerungen zur politischen Rolle der christlichen Kirchen hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) am Osterwochenende eine lebhafte Debatte entfacht.

Mit Äußerungen zur politischen Rolle der christlichen Kirchen hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) am Osterwochenende scharfe Kritik provoziert. Klöckner riet den Kirchen, sich auf seelsorgerische Aufgaben zu konzentrieren. Bei tagespolitischen Themen solle sie sich aber zurückhalten, sagte Klöckner der "Bild am Sonntag". Die Kirchen drohen ansonsten "beliebig" zu werden und als eine von vielen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu erscheinen. Von SPD und Grünen kam scharfe Kritik, aber auch aus Klöckners CDU.

Die studierte Theologin Klöckner kritisierte in dem Interview, "dass Kirche manchmal zu beliebig wird, oder zu tagesaktuellen Themen Stellungnahmen abgibt wie eine NGO und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick hat". Dann werde die Kirche "leider auch austauschbar".

Klöckner führte aus: "Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer." Sie glaube, "von Kirche erwartet man sich diese sinnhafte Begleitung, diese Antwort auf Fragen, die ich in meinem Alltag habe, vielleicht auch Trost und Stabilität".

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Dass immer mehr Menschen aus den Kirchen austreten, führte Klöckner auch darauf zurück, dass Kirche "nicht immer die Antworten gibt, die die Menschen gerade brauchen". So hätte die Kirche etwa in der Coronazeit "vielleicht noch einen Tick mehr an Stabilität, mehr an Sinnstiftung und Seelenbegleitung geben können".

Kritik aus der eigenen Partei

Damit stieß Klöckner auch in der eigenen Partei auf Widerspruch. Dennis Radtke, der Vorsitzende des CDU-Sozialflügels (CDA), sagte der "taz": "Ich finde es maximal irritierend, dass wir meinen, wir hätten das Recht, die Kirchen zurechtzuweisen und in ihrer Kommunikation auf ihre vermeintlichen Kernaufgaben zurückzudrängen, wie Julia Klöckner das jetzt getan hat."

Die Kernaufgabe der Kirche sei die Verkündigung des Evangeliums und die Lehre von Jesus Christus, sagte Radtke weiter – und fügte hinzu: "Überall da, wo Kirchen der Meinung sind, das kollidiert mit der Politik, hat Kirche natürlich das Recht und auch die Pflicht, sich zu Wort zu melden."

Haßelmann: "Existenzielle Fragen"

Kritisch äußerte sich auch Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann, die sich für politisch aktive Kirchen aussprach. "Warum sollten sich die Kirchen nicht äußern zu Ungerechtigkeiten in der Welt, zu Humanität und Menschlichkeit, zum sozialen Zusammenhalt und zur Nächstenliebe?", sagte Haßelmann dem "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe). "Das sind doch existenzielle Fragen des Lebens."

Lars Castellucci, Kirchenbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, setzte eine Spitze gegen Klöckners Äußerungen. Die Kirche sei die "weltweit größte Nichtregierungsorganisation", sagte Castelucci dem "Spiegel". Dies habe auch der verstorbene Papst Franziskus mit seinem Engagement deutlich gemacht.

Stegner: "Häufiger, unbequemer und lauter"

Noch schärfere Kritik an Klöckner kam vom SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner. "Statt der österlichen obrigkeitsstaatlichen Zurechtweisung hätte ich mir von meiner Präsidentin des Deutschen Bundestages die besondere Wertschätzung für diese Rolle der Kirchen gewünscht", sagte er dem "Tagesspiegel". "Die Stimme der Kirchen für Frieden und Gerechtigkeit dürfte ruhig häufiger, unbequemer und lauter zu hören sein", sagte Stegner.

In Deutschlands freiheitlicher Demokratie könne und dürfe man im Gegensatz zu anderen Staaten die Kirchen kritisieren, sagte Stegner, "und das gilt selbstverständlich auch für die Bundestagspräsidentin. Allerdings liegt Frau Klöckner fundamental daneben, wenn sie fordert, dass sich die Kirchen weniger ins politische Tagesgeschäft einmischen sollten. Das hätten manche Politiker und Politikerinnen wohl gerne." Das Gegenteil sei aber richtig und notwendig.

Klöckner, die früher Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken war, hatte ihre Ansichten bereits Anfang April in einem Interview mit dem katholischen Domradio dargelegt. Damals sagte sie, sie halte es "nicht immer für sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein und sich zu Tagespolitik äußern". Sie wünsche sich eine Kirche, die etwa in bioethischen Fragen Orientierung gibt – "wenn es um das ungeborene Leben geht oder das Leben, das den letzten Atemzug macht".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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