Schutz vor möglichen Angriffen EU stockt Lagerbestände zur Abwehr von ABC-Waffen auf
Für den Ernstfall: Durch den Krieg in der Ukraine hat die Europäische Union begonnen, sich für einen möglichen Einsatz von Atom- oder Chemiewaffen zu wappnen. Auch bei der deutschen Bundeswehr gibt es Veränderungen.
Die Europäische Union hat nach Angaben der EU-Kommission angesichts der Besorgnis über den Krieg in der Ukraine mit der Aufstockung ihrer Lagerbestände zum Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Vorfällen begonnen.
Die EU werde ihre Reserven an Schutzausrüstung, Dekontaminationsmitteln, Medikamenten und Impfstoffen verstärken, die im Falle eines chemischen, nuklearen oder biologischen Zwischenfalls nützlich sein könnten, teilt die Brüsseler Behörde der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Abwehrkommando der Bundeswehr ausgebaut
Auch beim deutschen Militär gibt es Veränderungen in dieser Hinsicht: Die Bundeswehr hat ihr Abwehrkommando von atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen um den Standort in Strausberg in Brandenburg erweitert. Das neue ABC-Abwehrregiment 1 wurde am Mittwoch offiziell in den Dienst gestellt, teilte die Brandenburger Staatskanzlei mit.
Damit werde das Abwehrkommando mit den bisherigen Regimenten in Bruchsal (Baden-Württemberg) und Höxter (Nordrhein-Westfalen) ergänzt. Der Ausbau des Strausberger Regiments sei bis 2027 geplant. In den Standort östlich von Berlin werden demnach fast sieben Millionen Euro investiert. Jeweils 700 Aktive und Reservisten kämen zu den über 2.000 Soldatinnen und Soldaten hinzu.
Das ABC-Abwehrkommando ist nach Angaben der Bundeswehr verantwortlich dafür, dass im Einsatz atomare, biologische und chemische Kampfstoffe und vergleichbare industrielle Gefahrstoffe aufgeklärt werden. Das Kommando soll auch dafür sorgen, dass Personal und Material entgiftet und desinfiziert werden. Wenn es schwere Unglücke oder Katastrophen gibt, kann es auch im zivilen Bereich zur Amts- und Katastrophenhilfe eingesetzt werden.
Militärexperten fürchten "Eskalation"
Bereits am vierten Tag des Angriffs auf die Ukraine hatte Kremlchef Wladimir Putin mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gedroht, als er "die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft" versetzte. Diese sogenannten Abschreckungskräfte umfassen auch Atomwaffen.
Seither ist der Einsatz taktischer Atomsprengköpfe in der Ukraine eines der möglichen Szenarien für die weitere Entwicklung dieses Krieges. Eine taktische Nuklearwaffe hat eine kleinere Sprengladung als eine strategische Atomwaffe und ist theoretisch auch für das Schlachtfeld bestimmt.
Welche Grundsätze in Russland für den Einsatz von Atomwaffen gelten, ist unklar. Einige Experten und Militärs, vor allem in Washington, behaupten, dass Moskau die sowjetische Doktrin, die ultimative Waffe nicht als erster einzusetzen, aufgegeben habe. "Eskalation zur Deeskalation" sei nun die Maßgabe. Atomwaffen in begrenztem Umfang einzusetzen, um die Nato zum Rückzug zu zwingen, sei jetzt eine Option. Die Nato hatte deshalb schon Ende März die Fähigkeiten zur Abwehr solcher Waffen aktiviert. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, AFP