Neue Aufstellung liegt vor So viel Steuergeld kostete der Afghanistan-Einsatz bis heute
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr hat Milliarden verschlungen. Nun liegt t-online.de eine detaillierte Aufschlüsselung vor. Noch immer kostet der Krieg Hunderte Millionen Euro jährlich.
Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan hat deutsche Steuerzahler bislang fast zehn Milliarden Euro gekostet. Derzeit werden jährlich noch über 300 Millionen Euro fällig. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die t-online.de exklusiv vorliegt. Demnach stiegen die Kosten zuletzt sogar wieder etwas an.
6,2 Milliarden Euro seit 2010
Der aktuellen Aufstellung zufolge beliefen sich die Ausgaben für den Einsatz seit 2010 auf rund 6,2 Milliarden Euro. Die Kosten bis zum Jahr 2010 bezifferte die Regierung in einer früheren Aufstellung auf knapp 3,6 Milliarden Euro. Demnach betragen die Gesamtkosten bislang rund 9,8 Milliarden Euro. Seit dem Ende der Nato-geführten ISAF-Mission 2014 gingen die Ausgaben laut Bundesregierung drastisch zurück – steigen nun aber tendenziell wieder an.
Im Jahr 2011 kostete der Einsatz laut der Aufstellung noch die Rekordsumme von rund 1,2 Milliarden Euro, seit Beginn der Folgemission "Resolute Support" kostet er noch etwas mehr als 300 Millionen Euro jährlich. Zwischenzeitlich waren die Kosten für 2017 und 2018 auf rund 310 Millionen Euro gesunken. Für den Zeitraum von März 2019 bis April 2020 veranschlagt die Bundesregierung allerdings bislang rund 360 Millionen Euro. Das entspricht in etwa dem Stand des Jahres 2016.
Bundesregierung beantragt Mandatsverlängerung
Im Rahmen des Unterstützungs- und Ausbildungseinsatzes können laut Mandat des Bundestags derzeit bis zu 1.300 Soldaten in Afghanistan eingesetzt werden. Das Mandat endet im März 2020, soll aber laut Planungen der Bundesregierung verlängert werden, um die afghanischen Sicherheitskräfte weiter zu befähigen, ihrer Verantwortung nachzukommen. Dazu sollen sie ausgebildet, beraten und unterstützt werden. Linke und AfD plädieren seit Langem für ein Ende des Einsatzes.
"Die Antwort der Bundesregierung stellt einen Offenbarungseid dar", sagt der Linken-Abgeordnete Alexander Neu: "Auch nach dem Ende der ISAF-Mission wurde keinerlei Stabilisierung der Sicherheitslage erreicht." Das lasse sich am konstant hohen Kostenniveau ablesen. Mit einem Bruchteil der Gelder wäre seiner Meinung nach "eine deutlich nachhaltigere Entwicklung mit zivilen Mitteln möglich gewesen".
- Geheimauftrag auf dem Balkan: Ein Scharfschütze packt aus
- Uran-Munition: Mehr als 200 Bundeswehrsoldaten verseucht?
Der Bürgerkrieg zwischen afghanischer Regierung und radikalislamischen Taliban setzt sich unterdessen fort. Seit 2014 starben in Afghanistan laut UN-Angaben fast 10.000 Zivilisten bei Kampfhandlungen. Im Oktober meldete die UN-Unterstützungsmission ein Rekordhoch ziviler Opfer – vor allem durch die drastische Zunahme von Terroranschlägen auf Zivilisten.
- Eigene Recherchen
- Kleine Anfrage (2019): Bundestagsdrucksache 19/14225
- Kleine Anfrage (2010): Bundestagsdrucksache 17/2026