Geschasstes Sturmgewehr Diese Waffen könnten das G36 ersetzen
Ursula von der Leyen will rund 167.000 G36-Sturmgewehre loswerden - doch welche Waffe soll das Sturmgewehr ersetzen? Der Verteidigungsministerin stehen verschiedene Optionen offen: Von modernen Entwicklungen bis zum Aufkauf ausländischer Waffen gibt es zahlreiche Alternativen zum geschassten Heckler & Koch-Gewehr. Doch die sind nicht immer unproblematisch.
Beim Blick auf andere Armeen wird klar, dass Deutschland nicht das einzige Land ist, dessen Soldaten über mangelhafte Waffen klagen. Die französische Armee etwa benutzt seit 1975 das FAMAS-Sturmgewehr. Die Waffe ist dem G36 in Gewicht und verwendeter Munitionsart ähnlich und wird weltweit eingesetzt. Die FAMAS kann jedoch keine Messinghülsen verwenden, sondern verschießt lediglich Patronen in Stahlhülsen. Die wiederum unterstützen zahlreiche Nato-Staaten nicht, weshalb die französische Armee seit dem Mai 2014 nach einem Nachfolger sucht.
Ganz ähnlich sieht es bei der britischen Armee aus: Hier wird seit 1984 das SA-80 verwendet. Das Sturmgewehr steht bereits seit der Einführung in der Kritik: Es funktionierte im Wüsteneinsatz kaum, im Zweiten Golfkrieg griffen britische Soldaten deshalb sogar auf Vorgängermodelle zurück. Das britische Verteidigungsministerium lässt die Waffen daher seit 2001 umrüsten: Heckler & Koch modernisiert rund 200.000 SA-80-Gewehre und erhält dafür 125 Millionen Euro.
Nachfolger von Heckler & Koch denkbar
Die von der US-Armee verwendeten M16-Sturmgewehre sowie die Kompaktversion M4 sind dagegen erprobt. Sie verschießen Nato-Standardmunition (Kaliber 5,56 x 45 mm) und liegen jeweils in überarbeiteten Versionen vor - Kinderkrankheiten sind damit aber nicht automatisch beseitigt. So hat das M4 in einem Staub- und Sandtest deutlich schlechter als Konkurrenten abgeschnitten.
Spezialeinheiten der US-Armee und auch die Elitesoldaten des deutschen Kommando Spezialkräfte (KSK) benutzen deshalb eine Waffe von Heckler & Koch, die auch als G36-Ersatz denkbar wäre: Das Sturmgewehr HK416 A5. Es hat seine Zuverlässigkeit in Tests bewiesen und soll in den USA langfristig auch das M4 ersetzen.
Moderne Entwicklungen sind teuer
Als eher unwahrscheinlich gilt ein Kauf russischer Waffen: Das russische AK 74 ist veraltet und verschießt keine Nato-Standardmunition. Die Weiterentwicklung AN 94 ist zwar moderner, darf im Gegensatz zu anderen Waffen aber nicht aus Russland exportiert werden. Geeigneter wäre die israelische Version der Kalaschnikow: Das Galil-Sturmgewehr verschießt Nato-Munition und wird von Militärs weltweit gelobt. Doch auch die Galil ist seit 1974 im Einsatz und damit eher ein Oldtimer.
Moderne Sturmgewehre wie das FN SCAR oder das Bushmaster ACR, die beide bereits von US-Spezialeinheiten verwendet werden, sind dagegen teuer in der Anschaffung und daher keine Alternative zum verhältnismäßig günstigen G36. Das gilt auch für das israelische Tar 21, die derart kostenintensiv ist, dass nur wenige israelische Spezialeinheiten die Waffe verwenden dürfen.
Vielleicht lohnt deshalb der Blick nach Österreich: Der Nachbarstaat verwendet seit den Achtziger Jahren das Steyr Aug, mittlerweile liegt das Gewehr in der dritten Generation vor. Die Modellvielfalt ist groß, von Australien bis Luxemburg wird das Sturmgewehr weltweit verwendet.
Letztlich zeigt sich aber vor allem, dass auch andere Armeen mit ihren Gewehren zu ringen haben. Für das Verteidigungsministerium mag das kein Trostpflaster sein, allein steht Deutschland jedoch nicht vor dem Problem.