Militär & Verteidigung Neuer Regierungsflieger macht "Air Force One" Konkurrenz
Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Minister können sich auf mehr Reisekomfort freuen. Eine grundüberholte Maschine vom Typ Airbus A340-300 wurde in Hamburg von der Lufthansa an die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums übergeben. Die "Konrad Adenauer" ist geräumiger, moderner und sicherer als der mehr als zwei Jahrzehnte alte Vorgänger vom Typ A310.
Statt 91 gibt es künftig 143 Plätze. Ohne Zwischenstopp schafft der Flieger 13.500 Kilometer - Washington, Peking und Rio de Janeiro sind damit kein Problem.
Eine zweite Maschine des gleichen Typs soll im Juni ausgeliefert werden. Bei den Maschinen handelt es sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums um gebrauchte und grundüberholte Flugzeuge aus dem Bestand der Lufthansa. Die beiden Flieger sollen vorwiegend im politisch-parlamentarischen Betrieb eingesetzt werden. Seit Ende vergangenen Jahres wird der neue A340-300 bereits von der Bundeswehr getestet.
Das Flugzeug ist Teil der Flottenmodernisierung, die mit der Übergabe des Mittelstreckenflugzeugs Airbus A319 im März vergangenen Jahres begann. Bisher nutzten die Bundeskanzlerin und ihre Kabinettsmitglieder alte Airbus-Modelle sowie Flieger vom Typ Challenger des kanadischen Herstellers Bombardier, bei denen es immer wieder technische Probleme gab.
"Neue Maßstäbe"
Das neue Flugzeug "setzt neue Maßstäbe für den Reisekomfort auch großer Delegationen auf Langstreckenflügen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Technik AG, August Wilhelm Henningsen. Neben einem Konferenzbereich und einem Privatbereich gibt es nach Lufthansa-Angaben einen Delegationsbereich mit 116 Sitzen.
Zur besonderen militärischen Zusatzausstattung zählen nach Angaben der Luftwaffe unter anderem gesicherte Kommunikationseinrichtungen via Satellit. Später soll ein Selbstschutzsystem zur Abwehr von Lenkflugkörpern folgen.
Mehr Passagiere als bei Obamas "Air Force One"
Was Größe und Sicherheitsstandards angeht, nähert sich das neue Flaggschiff der Flugbereitschaft der "Air Force One" des US-Präsidenten zumindest an. Die 250 Millionen Dollar teure Boeing 747 ist zwar noch geräumiger, es können aber nur 70 Passagiere mitfliegen und damit halb so viele wie im neuen Flieger der Kanzlerin. Zur Ausstattung gehören eine Präsidenten-Suite mit Schlafzimmer, Dusche und Videoraum, ein Konferenzzimmer und teils abhörsichere Kommunikationssysteme.
Problematischer als für Merkel und Barack Obama ist die Reiseplanung für die Queen und die britischen Regierungsmitglieder. Für sie stehen nur zwei Kurzstreckenflugzeuge der Royal Airforce vom Typ British Aerospace 146 zur Verfügung. Ohne Nachtanken schaffen es die Jets nicht bis über die Grenzen Europas hinaus. Deshalb muss die Royal Family für längere Flüge auch Maschinen auf dem freien Markt chartern - gelegentlich buchen die Hoheiten sogar Linienflüge. Auch Regierungschef David Cameron reiste etwa per Linie zum Staatsbesuch in die USA.
In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Versuche des Buckingham Palastes, zusätzlich einen eigenen, luxuriösen Privatjet anzuschaffen. Das scheiterte aber immer wieder an den Kosten. Genauso wie der Wunsch des früheren Premierministers Tony Blair. Die Pläne für die "Blair Force One" wurden von seinem Nachfolger Gordon Brown verworfen.
Berlusconi hat zwei Privatjets
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat es da deutlich besser: Gleich zwei Privatjets besitzt der 74-jährige Medienmogul. Außerdem kann er zwischen einem Airbus, einem Hubschrauber, zwei Luxusjachten und diversen Autos als Reisegefährt wählen. So stehen in seinen Garagen unter anderem ein Audi A8 und ein Mercedes 600. Zudem bekam Berlusconi, obwohl angeblich kein Fan von italienischen Autos, 2004 einen Maserati "Quattroporte" vom Hersteller geschenkt - als Dienstwagen, wie es hieß.
Das größte der drei Flugzeuge, die dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zur Verfügung stehen, ist immer noch etwas kleiner als der neue deutsche Regierungsflieger. Die Iljuschin-96-300 soll aber Medienberichten zufolge Sanitärräume mit vergoldeten Armaturen haben.
Papst Benedikt XVI. fliegt mit einem extra für ihn und seine Begleiter hergerichteten Flugzeug der italienischen Airline Alitalia. Zurück geht es in der Regel mit einem Flieger der Fluggesellschaft des Landes, welches das Kirchenoberhaupt besucht hat. Bei seinem Deutschlandbesuch im Herbst könnte der Papst demnach mit Lufthansa zurückfliegen.