Deutsche Verteidigung Die Bundeswehr hat ein Problem
Immer weniger Menschen bewerben sich bei der Bundeswehr. Dabei sollte die Truppe eigentlich wachsen.
Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem: Die Zahl der Bewerber sinkt auch in diesem Jahr weiter. Von Jahresbeginn bis Ende Mai bewarben sich deutlich weniger Männer und Frauen für den Soldatenberuf als im Vorjahreszeitraum, wie der "Spiegel" am Mittwoch unter Berufung auf einen Bundeswehr-Sprecher berichtete.
Laut einer internen Tabelle des Wehrressorts bewarben sich bis Ende Mai dieses Jahres 23.414 Frauen und Männer. Das ist im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2022 ein Rückgang von rund sieben Prozent. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 bewarben sich noch 30.000 Personen.
Der Bundeswehr-Sprecher führte die rückläufigen Zahlen vor allem auf die Auswirkungen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels sowie die sich immer weiter verschärfende Lage auf dem Arbeitsmarkt zurück.
Truppe so klein wie lange nicht
Der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat das Problem erkannt: Er will mehr Geschwindigkeit in den Umgang mit Bewerbern für eine Ausbildung oder einen Dienstposten bei der Bundeswehr bringen. Bewerber müssten schneller und verbindlich Klarheit bekommen, wann sie anfangen könnten, damit sie nicht gleich wieder das Interesse verlieren. Zudem müssten die Anstrengungen erhöht werden, um Frauen sowie Menschen mit einem Migrationshintergrund für die Streitkräfte zu gewinnen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch bei einem Besuch in einem Karrierecenter der Bundeswehr in Stuttgart.
Die Bundeswehr betreibt bundesweit 16 Karrierecenter. Sie sollen eigentlich helfen, die Bewerberzahlen zu erhöhen.
"Wir haben viele, viele Millionen Menschen in Deutschland, die in zweiter, dritter Generation hier leben, die eine Migrationsgeschichte haben, die den deutschen Pass haben und die wir nicht gewinnen derzeit für die Bundeswehr aus unterschiedlichen Gründen", sagte der Minister. Er machte auch deutlich, dass er auf eine Trendumkehr setze. So gebe es in diesem Jahr zwar sieben Prozent weniger Bewerber als im Vergleich zum Zeitraum des Vorjahres, aber gleichzeitig 16 Prozent mehr Beratungsanfragen.
Bereits Anfang Juni hatte Pistorius infrage gestellt, ob das Ziel der Aufstockung der Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 eingehalten werden könne. Bei der Bundeswehr gibt es aktuell rund 183.000 Soldatinnen und Soldaten. Damit ist die Truppe aktuell so klein wie zuletzt im Oktober 2018.
"Die weiterhin sinkenden Bewerbungseingänge werden absehbar eine Beibehaltung der derzeit hohen Qualität in der Personalauswahl erschweren", heißt es in einem internen Dossier, aus dem der "Spiegel" zitiert.
Den Einbruch der Bewerberzahlen hatte Pistorius auf die Corona-Pandemie zurückgeführt. Das Thema Personal habe aber neben dem Material höchste Priorität, so Pistorius.
- Nachrichtenagentur dpa
- spiegel.de: "Bewerberzahlen bei der Bundeswehr sinken"