t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandMilitär & Verteidigung

"Air Defender": Bundeswehr-Kampfpilot bespricht Schwierigkeiten beim Manöver


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Er fliegt Deutschlands modernsten Kampfjet
"Das ist wirklich wahnsinnig"


Aktualisiert am 24.06.2023Lesedauer: 1 Min.
Player wird geladen
Kampfpilot im Video: Diese Schlüsse zieht er aus der Air Defender Übung. (Quelle: t-online)
News folgen

Er steuert Deutschlands modernstes Kampfflugzeug, bildet andere Piloten aus und nahm auch am Nato-Manöver teil. t-online hat mit dem Kampfpiloten gesprochen.

Für viele ist es ein Traumjob, für Major Steven R. der ganz normale Alltag. Er ist Kampfflugzeugführer des Eurofighters, dem modernsten Kampfflugzeug der Bundeswehr.

In der Luft fliegen er und seine Kollegen Einsätze, um andere Luftfahrzeuge abzufangen, zu identifizieren und zu bekämpfen. Zu den Aufgaben eines Kampfpiloten gehört aber auch die Teilnahme an Luftwaffenübungen im In- und Ausland.

Mit dem "Air Defender"-Manöver endet an diesem Freitag die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato. An der bundesweiten Übung nahmen unter deutscher Führung 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten teil, darunter auch Steven R. Welche Schwierigkeiten sich dabei auftaten und welche Schlüsse man daraus ziehen sollte, erklärt der Pilot im Videointerview.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

"Selbstverständlich setzt man sich hier und da mit dem Thema Tod auseinander. Was passiert oder was könnte im schlimmsten Fall passieren?"

Er fliegt mit Überschallgeschwindigkeit im Eurofighter – dem modernsten Kampfflugzeug der deutschen Luftwaffe - und bildet Piloten bei der Bundeswehr aus.

Was es dafür braucht und was den Job als Kampfpilot besonders macht, erklärt Major Steven R. im Gespräch mit t-online.

"Natürlich muss man gewillt sein, immer an sein Limit zu gehen, sich immer wieder hinzusetzen und neu zu lernen, nichts für selbstverständlich zu nehmen, sich selbstkritisch zu hinterfragen und natürlich auch Kritik anzunehmen, die andere einem geben, um einen besser zu machen und das Beste aus einem rauszuholen.
Jeder Flug ist anders, aber man ist sehr fokussiert, natürlich. Der Flug geht in der Regel eine Stunde, dann landet man danach wieder, dann geht es ins Debriefing. Und in der einen Stunde ist eigentlich wirklich Vollgas-Konzentration auf das, was im Flugzeug abgeht und was da in der Luft gerade passiert."

In der Luft fliegen die Kampfpiloten der Bundeswehr Einsätze zum Abfangen, Identifizieren und Bekämpfen anderer Luftfahrzeuge. Dabei müssen die Piloten einiges aushalten. Zwar helfen Druckanzüge und Atemmaske, dennoch wirken gewaltige Kräfte auf die Piloten.

Sein erster Einsatz in einem Eurofighter sei ein ganz besonderes Gefühl gewesen, sagt der Major.

"Es ist einfach wahnsinnig, wenn man das erste Mal hier sitzt, den Schub spürt und vom Boden abhebt, in die Luft geht. Und dann das, was man im Simulator vorher alles gelernt hat, wirklich draußen miterlebt. Das ist schon etwas unbeschreiblich, das ist wirklich wahnsinnig.
Mein erster Einsatz, den ich da hatte, da hat man wirklich Gänsehaut gekriegt, weil man kriegt natürlich eine gewisse Vorinformation: ‘Hey, da könnte was passieren. Macht euch schon mal bereit’. Dann sieht man sich schon mal an und letztlich geht dann tatsächlich die Alarmglocke los und dann rennt man zum Flugzeug, macht das so schnell wie möglich an und fliegt dann so schnell wie möglich dorthin, um sich das ganze Ding anzugucken."

Zu den Aufgaben eines Kampfpiloten gehört auch die Teilnahme an Luftwaffenübungen im In- und Ausland.
Am “Air Defender”-Manöver nahmen unter deutscher Führung 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten teil. Es war die bisher größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato.

Eine der größten Herausforderung, erklärt Steven R., war eine gemeinsame, aber abhörsichere Kommunikation.
Sein Fazit fällt insgesamt positiv aus und doch habe das Manöver gezeigt, wo es für die Zukunft noch Verbesserungspotenzial bei der Bündnisverteidigung gebe.

"Es gibt natürlich hier und da mal ein paar Punkte, an denen es hakt. Aber dazu machen wir diese Übungen, das ist auch im Training ganz normal. Man trainiert, man entdeckt ein paar Fehler, ein paar Sachen, die vielleicht noch nicht gut gelaufen sind. Jetzt gilt es, diese ganzen Fehler zu identifizieren.
Dass sich jedes Land seine eigene vollständige Bündnisverteidigung bereit hält, ist an irgendeinem Punkt nicht mehr effizient und vielleicht auch gar nicht notwendig. Wenn ich jetzt an Air Defender denke, eine große Übung, an der so viele Länder und Nationen teilnehmen, die sehr gut funktioniert hat, dann beweist das einfach nur, dass man vielleicht immer im Verbund gemeinsam arbeiten sollte."

Auch wenn die Nato-Staaten wie Deutschland selbst nicht am Krieg in der Ukraine beteiligt sind, beschäftigt Steven R. das Thema sehr.

"Ich finde, das ist auch ein Teil soldatisches Selbstverständnis, dass ich mich als Soldat über die aktuellen politischen Entwicklungen informiere und mir meine eigene Meinung bilde. Von daher, da lese ich natürlich schon sehr viel darüber. Sorge macht einem das selbstverständlich."

Der Beruf als Kampfpilot ist nicht ungefährlich – auch in Friedenszeiten. Über die Risiken seines Berufs macht sich Steven R. jedoch nur selten Gedanken.

"Selbstverständlich setzt man sich hier und da mit dem Thema Tod auseinander. Was passiert oder was könnte im schlimmsten Fall passieren? Am Ende muss das aber natürlich ein Stück weit in den Hintergrund geraten. Während ich in der Luft bin, gibt es einen Zweck, warum ich in der Luft bin. Diesen Trainingszweck oder diesen Trainingsflug, den führe ich dann eben mit hundertprozentiger Konzentration durch und dann kommt man wieder zurück. Von daher, während des Fluges gibt es eigentlich wenig Gedanken dazu oder wenig Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
Meine Partnerin weiß natürlich, was ich für einen Job ausübe, was das für Risiken birgt. Aber letztlich heißt das immer nur viel darüber reden und Ängste ansprechen, sodass man diese dann aus dem Weg räumen kann."

Steven R. ist sich der Verantwortung seines Jobs bewusst und wird auch künftig mit seinem Eurofighter aufsteigen. Außerdem wird der Pilot sein Wissen und seine Fertigkeiten als Fluglehrer an neue Rekruten weitergeben. Das gemeinsame Ziel: die Sicherheit in der Luft zu gewährleisten.

Was ein Kampfpilot alles mitbringen muss, wie er mit dem Thema Tod umgeht und welches Fazit er nach der jüngsten Luftwaffenübung zieht, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Major Steven R. am 22.06.2023
  • mit Material der Bundeswehr und der dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website