Reaktionen auf Lauterbach-Nominierung "Wird 'Anne Will' jetzt aus dem Ministerium gesendet?"
Er wird es doch: Karl Lauterbach soll im Kabinett von Olaf Scholz das Gesundheitsministerium übernehmen. Viele seiner Kollegen sehen die Besetzung positiv – doch es gibt auch Kritik.
Nun sind sie komplett: Als letzte der drei Ampelparteien präsentierte die SPD am Montag ihre Minister für die künftige Regierung. Die zurzeit wohl wichtigste Personalie: die Besetzung des Bundesgesundheitsministeriums. Nachdem es zunächst Spekulationen gegeben hatte, der designierte Kanzler Olaf Scholz könnte den Posten anderweitig vergeben, nominierte er nun doch den Gesundheitsexperten Karl Lauterbach für das Amt. Er war in der Corona-Pandemie zu einem der bekanntesten Politiker des Landes geworden.
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Bei den Vertretern der anderen Parteien trifft die Personalie auf viel Zustimmung. "Karl Lauterbach hat sich aus seiner Persönlichkeit, seinem Intellekt & Engagement heraus ein unglaubliches Vertrauen in der Gesellschaft erarbeitet", schreibt etwa Norbert Röttgen, der sich derzeit auf den CDU-Vorsitz bewirbt, bei Twitter. "Ich freue mich für ihn, dass das belohnt wird und wünsche ihm bei seiner neuen Aufgabe als Gesundheitsminister viel Erfolg."
Unterstützung von Union und Grünen
Auch der bayerische CSU-Vorsitzende Markus Söder und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bezeichneten Lauterbach als eine gute Wahl. "Freue mich auf gute Zusammenarbeit in ernsten Zeiten", schrieb Söder. Als ausgewiesener Gesundheitsexperte werde sich Lauterbach "nicht groß einarbeiten müssen in das Themenfeld", sagte Ziemiak nach den Sitzungen der CDU-Parteigremien am Montag in Berlin.
Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sieht die Besetzung ebenfalls positiv. "Seine Expertise & wissenschaftliche Herangehensweise wird ein riesiger Mehrwert für die exekutive Pandemiebekämpfung sein", twitterte er. Er schätze vor allem Lauterbachs Kollegialität und dessen Einsatz für Menschen ohne große Lobby im Gesundheitswesen.
Linke nehmen es mit Humor
Mit einem Augenzwinkern blickte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion im Bundestag, Jan Korte, auf die Nominierung Lauterbachs. Mit Blick auf dessen große Präsenz in Talkshows schrieb er auf Twitter: "Kleine Frage am Rande: Wird der Anne-Will-Talk dann zukünftig aus dem Foyer des Bundesgesundheitsministeriums gesendet? Frage für einen Freund, der irgendwas mit Medien zu tun hat."
Positive Reaktionen kommen zudem aus der Gesundheitsbranche selbst. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, teilte mit: "Mit Herrn Lauterbach steht künftig ein versierter Kenner des komplexen Gesundheitswesens an der Spitze des Ministeriums." Die Vereinigung biete Mitarbeit, Vorschläge und Expertise an.
"Schlimmer hätte es nicht kommen können"
Neben all dem Lob gab es aber auch eine kritische Stimme. "Während ihm die SPD noch in der letzten Legislatur keinerlei Kompetenz in Gesundheitsfragen zutraute und er deshalb keinerlei Funktionen bekleidete, wird Karl Lauterbach nun tatsächlich Gesundheitsminister", twitterte AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. "Schlimmer hätte es für Deutschland nicht kommen können."
Lauterbach selbst bedankte sich bei allen, "die mich als #Gesundheitsminister hier auf Twitter unterstützt haben". Nachdem zunächst berichtet worden war, Scholz erwäge, das Gesundheitsministerium anderweitig zu besetzen, hatte es unter dem Hashtag #WirwollenKarl große Unterstützung für Lauterbach gegeben. "Lob und auch Kritik, wenn sachlich und begründet, bedeuten mir viel", so Lauterbach. Er freue sich, wenn seine Arbeit weiter begleitet werde.
- Nachrichtenagenturen dpa, reuters und AFP