Beate Zschäpe "Oma-Kind" war eiskalte Logistikerin des NSU
Was für ein Mensch ist Beate Zschäpe? Bislang sind zwar einige biographische Daten von der einzigen Überlebenden des Zwickauer Neonazi-Trios bekannt. Hinweise darauf, was die mutmaßlichen Rechtsterroristin angetrieben haben könnte, gibt es bislang nicht. Nun sind zum ersten Mal Details der psychologischen Begutachtung Zschäpes bekannt geworden.
Das Gutachten stammt von dem Gerichtspsychiater Henning Saß aus Aachen. Seine Expertise musste er allerdings nur mit Hilfe des Aktenstudiums erstellen. Wie gegenüber den Ermittlern schweigt Zschäpe bislang auch gegenüber Saß. So ergibt sich weiter ein Bild von Zschäpe, das in ihrer Kindheit und Jugend am konkretesten ist.
Zschäpe kam am 2. Januar 1975 in Jena zur Welt. Ihre Mutter war beim Auslandsstudium in Rumänien eine Liaison mit einem rumänischen Kommilitonen eingegangen - Zschäpes Vater.
Nur zwei Wochen nach der Entbindung in Deutschland ging Zschäpes Mutter ohne das Neugeborene zurück nach Rumänien. Ihre kleine Tochter wuchs zunächst bei der Großmutter auf, den Vater lernte sie nie kennen.
Oma wichtigste Bezugsperson
Sie sei ein "Oma-Kind", sagte Zschäpe in den Vernehmungen. Bis heute gilt die Großmutter als ihre wichtigste Bezugsperson. Im vergangenen Jahr wurde Zschäpe sogar kurzzeitig aus dem Frauengefängnis in Köln nach Gera verlegt, damit die Oma sie besuchen konnte.
Als junges Schulkind lebte Zschäpe zwar wieder bei ihrer Mutter. Dieses Leben verlief aber unstet. Als 1989 die Wende in der DDR kam, wandte sich die damals 14-Jährige der in Jena erstarkenden Rechtsextremen-Szene zu. Mit 16 Jahren wurde Uwe Mundlos ihr Freund.
Berufswunsch: Kindergärtnerin
Beruflich fasste Zschäpe nie Fuß. Sie wollte Kindergärtnerin werden, fand aber keine Lehrstelle. Sie jobbte als Malerin und machte später eine Lehre als Gärtnerin.
In dieser Lehrzeit trennte sie sich von Mundlos und verliebte sich in Uwe Böhnhardt, den besten Freund Mundlos', der ebenfalls in der rechten Szene aktiv war. Ab 1995 traten sie fast nur noch als Trio auf.
1998 tauchten die drei unter, nachdem die Polizei in Jena eine von dem Trio zum Bau von Bombenattrappen genutzte Garage entdeckt hatte. Bis Ende 2011 lebten sie fast 13 Jahre unentdeckt an verschiedenen Orten in Deutschland.
"Maßgeblich" für Logistik und Fianzen verantwortlich
Was genau in dieser Zeit im Untergrund geschah, mussten die Ermittler rekonstruieren. Generalbundesanwalt Harald Range glaubt aber, Zschäpes Rolle in der Mordserie des NSU stichhaltig definieren zu können.
Sie soll dem Trio den Anschein der Normalität geschaffen haben, ohne den das Leben im Untergrund nicht möglich gewesen wäre. Aber darauf beschränkte sich ihre Rolle nicht: Zschäpe sei "maßgeblich" für die Logistik und die Finanzen verantwortlich gewesen, habe gefälschte Dokumente und eine Waffe besorgt und Wohnmobile gemietet sowie Zeitungsartikel zu den Mordanschlägen archiviert.
Eiskalt und zugleich besorgt
In der Summe soll ihre Rolle so wichtig gewesen sein, dass die Ermittler Zschäpe als Mittäterin an der NSU-Mordserie und nicht nur als Helferin einstufen. Ob sich dieses Bild am Ende des Prozesses halten lässt, muss die Verhandlung zeigen.
Eiskalt und zugleich besorgt um ihre Liebsten zeigte sich Zschäpe bis zu ihrer Festnahme in ihrem Tun. Nachdem sie im November 2011 das letzte Domizil des NSU in Zwickau in die Luft gesprengt hatte, gab sie noch ihre Katzen "Heidi" und "Lilly" einer Nachbarin zur Pflege.
Dass in dem von ihr gesprengten, brennenden Haus eine hilflose Frau aus der Generation ihrer geliebten Oma war, kümmerte sie dagegen nicht.