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Christian Dürr: Für die FDP muss jetzt eine Wette aufgehen


Christian Dürr
Bei der FDP läuft jetzt eine Wette

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

17.03.2025 - 16:09 UhrLesedauer: 3 Min.
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Schickt sich an, Parteichef zu werden: Christian Dürr, derzeit noch Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)
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Ein möglicher FDP-Chef Christian Dürr steht kaum für einen wahren Neustart bei den Liberalen. Aber: Vielleicht braucht es diesen jetzt auch gar nicht.

Nein, ein echter Neuanfang ist Christian Dürr als Chef der FDP nicht. Das liegt nicht nur daran, dass er ziemlich genau so alt ist wie sein Vorgänger Christian Lindner und denselben Vornamen trägt.

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Dürr ist, wie Lindner, in der Partei schon seit einer halben politischen Ewigkeit vorne mit dabei. Seit mehr als 15 Jahren prägt er die FDP mit, wie kein Zweiter wird er neben dem scheidenden Parteivorsitzenden zudem mit der Ampel-Zeit verbunden, die einen großen Einfluss auf das schlechte Abschneiden der Liberalen bei der Bundestagswahl hatte.

Und doch: Dürr könnte als Nachfolger Lindners erfolgreich sein. Vielleicht nämlich braucht die FDP anders als 2013 gar keinen kompletten Neustart, vielleicht reicht ein Neustart light. Für den er genau der Richtige wäre.

Die FDP geht eine Wette ein

Damit das klappt, müsste für die FDP allerdings eine Wette aufgehen. Sie lautet: Wetten, dass die monströsen Schuldenpakete der schwarz-roten Koalition auch nicht die Probleme des Landes lösen? Wetten, dass dann alle wieder ankommen und sich das wünschen, was wir Liberale versprechen – Reformen, einen schlanken Staat, mehr Verantwortung für den Einzelnen?

Tatsächlich ist nicht ausgeschlossen, dass die Liberalen diese Wette gewinnen. Schon jetzt ist die Empörung, ist der Ärger über Friedrich Merz bei vielen groß, weil der baldige CDU-Kanzler noch bis vor drei Wochen das Hohelied vom Sparen sang, nur um jetzt kurz nach der Wahl das größte Schuldenpaket in der Geschichte der Republik samt Lockerung der Schuldenbremse auf den Weg zu bringen.

Gerade wenn sich zeigt, dass die Wirtschaft trotz der gigantischen staatlichen Investitionen nicht wie erhofft auf die Beine kommt, werden sich in der Mitte der Gesellschaft viele nach alternativen Angeboten jenseits der radikalen Ränder umschauen, nach wirtschaftspolitischer Kompetenz – und diese kaum bei den Grünen finden, die den schwarz-roten Schuldenplan ja erst ermöglicht haben. Hier liegt die Chance für die FDP.

Was, wenn die Schuldenpolitik funktioniert?

Ausschließen lässt sich umgekehrt aber auch nicht, dass die Merz'sche Schuldenpolitik, eben doch funktioniert. Dass es ob der großen Investitionen neue Jobs gibt, die Bundeswehr endlich schlagkräftig wird, die Wirtschaft brummt, es den Menschen in vier Jahren besser geht als heute. Dann dürften sich viele Wähler denken: Na, warum denn nicht gleich? Oder auch: Mensch, kaum ist die FDP mit ihrem Sparfuchsfetisch fort, läuft der Laden rund.

Das Schicksal der FDP, zumindest so wie sie jetzt aufgestellt ist, hängt damit entscheidend am Gelingen der Merz-Regierung in spe. Die Wette, die sie eingeht, ist riskant – nicht zuletzt, weil die Liberalen abseits des Bundestags kaum Einfluss auf ihren Ausgang haben.

Um das Risiko zu verringern, tut Dürr darum gut daran, nicht allein aufs Altbewährte zu setzen, auf Anti-Schulden-Politik und weitere Dagegen-Themen, wo die Liberalen mehr als Nörgler denn als Ermöglicher wahrgenommen werden. Die FDP, so sagte er es am Montag selbst, müsse "die modernste Partei in Deutschland" werden. Als einen Schwerpunkt nannte er dafür den Kampf für mehr Generationengerechtigkeit, etwa bei der Rentenpolitik, wo die Liberalen vor allem Jüngere ansprechen sollten.

Das Image von der kalten Wirtschaftspartei

Hier liegt fürwahr eine zweite Chance jenseits der beschriebenen Wette: Gelingt es Dürr und der FDP unter seiner Führung, wieder stärker ein eigenständiges Profil zu entwickeln, das, wie er es formuliert, ein "sympathisches Lebensgefühl ausstrahlt", könnte es den Liberalen gelingen, auch ohne Schützenhilfe von Schwarz-Rot im neuen, breiter gefächerten Parteiensystem nicht unterzugehen.

Dafür aber müsste die FDP ihr Image als kalte Wirtschaftspartei loswerden. Sie müsste den Menschen auch eine Politik jenseits von Bürokratieabbau und Arbeitsmarktreformen anbieten, die ein positives Gefühl von Eigenverantwortung vermittelt.

Das Zeug für solch eine sympathische freiheitsbejahende Politik bringt der mögliche nächste FDP-Chef mit: Als Fraktionsboss hat Dürr bewiesen, dass er Interessen abwägen und moderieren kann, ohne es deshalb an Führungsstärke vermissen zu lassen. Und anders als Lindner wirkt er dabei im persönlichen Austausch nahbarer, menschlicher, herzlicher. Schafft er es, diese Fähigkeiten richtig einzusetzen, kann er leicht viele verloren gegangene Wähler zurückgewinnen. Schafft er es nicht, wird er schnell der letzte FDP-Chef sein, an dessen Nachnamen man sich eines Tages wird erinnern können.

Verwendete Quellen
  • Eigene Überlegungen
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