"Ich bin mit mir im Reinen" Scholz nachdenklich: Hätte Lindner wohl früher entlassen müssen
Olaf Scholz glaubt daran, die Bundestagswahl gewinnen zu können und weiterhin Kanzler zu bleiben. Allerdings gesteht er auch Fehler ein.
Der Kanzler ist optimistisch. Trotz schlechter Umfragewerte ist Olaf Scholz (SPD) fest davon überzeugt, die nächste Bundestagswahl gewinnen zu können, wie er der "Süddeutschen Zeitung" in einem Interview erzählt: "Die Zuverlässigkeit solcher Umfragen ist überschaubar, wie die letzte Bundestagswahl gezeigt hat, auch wenn das manche schnell vergessen haben", sagt er.
Dann schaltet der Kanzler in den Wahlkampfmodus und greift die Union an. Er sei strikt dagegen, das Renteneintrittsalter anzuheben, so Scholz. "Die Union will das, wird aber versuchen, das im Wahlkampf wegzuschwurbeln. Damit werden wir sie nicht durchkommen lassen."
CDU-Chef Merz habe weiterhin charakterliche Schwächen, erklärt der Kanzler. Sein Hin und Her bei der Forderung, den Marschflugkörper Taurus an die Ukraine zu liefern, spreche nicht für einen klaren moralischen Kompass. "Man braucht einen klaren Kurs und einen kühlen Kopf in Fragen von Krieg und Frieden", sagt Scholz. Das Ziel in der Außenpolitik müsse sein, einen direkten Krieg zwischen Nato und Russland zu verhindern. "Es geht darum, die maximale Unterstützung für die Ukraine zu verbinden mit maximaler Besonnenheit."
Scholz: Hätte Lindner vielleicht früher entlassen müssen
Scholz erklärt weiterhin, dass er natürlich gern die volle Legislaturperiode als Kanzler regiert hätte. Die Schuld dafür gibt er dem ehemaligen Finanzminister Christian Lindner. "Ich hätte vielleicht schneller feststellen müssen, ab wann es so nicht mehr weitergehen kann", sagt Scholz. "Womöglich hätte ich die Entscheidung, den Finanzminister zu entlassen, auch früher treffen müssen."
Es sei schließlich kein Geheimnis, dass er schon früher darüber nachgedacht habe, als es der Ampelkoalition im Sommer nicht gelang, einen Bundeshaushalt für 2025 zu verabschieden.
Allerdings habe er immer wieder versucht, innerhalb der Koalition Kompromisse zu finden. "Das halte ich unverändert für richtig, obwohl es dem Ruf der Regierung und mir als Bundeskanzler geschadet hat, dass wir für viele Themen immer so lange gebraucht und so viele Anläufe benötigt haben", erklärt er der "Süddeutschen Zeitung".
- sueddeutsche.de: "'Ich bin mit mir im Reinen'"