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"Das ist schamlos": Linke fordert Ende für EM-Freitickets für Politiker


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Politiker bei der EM
"Das ist schamlos"


Aktualisiert am 15.07.2024Lesedauer: 2 Min.
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Gute Laune beim EM-Finale am Sonntagabend: Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit Uefa-Funktionär Hans-Joachim Watzke. (Quelle: IMAGO/KAI SCHWOERER/imago)
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Die Kritik an kostenlosen EM-Tickets für Bundespolitiker wächst. Der Linken-Chef fordert ein Ende der Praxis. Minister und Abgeordnete sollten ihre Tickets spenden, findet er.

Kanzler Scholz, Bundespräsident Steinmeier, die Minister Lauterbach, Baerbock und Stark-Watzinger, Kulturstaatsministerin Claudia Roth: Sie alle genossen am Sonntagabend das EM-Finale Spanien gegen England im Berliner Olympiastadion. Im Gegensatz zu vielen Fans zahlten sie dafür nichts, denn die Uefa stellt der Bundespolitik Freikarten – insgesamt ein Kontingent von mehr als 660 kostenlosen Tickets im Verlauf des vierwöchigen Turniers.

Linken-Chef Martin Schirdewan kritisiert das scharf. "Das Verhalten der Bundespolitiker, die sich kostenlose Eintrittskarten für die EM-Spiele von der Uefa haben zukommen lassen, ist schamlos", sagte er t-online. "Während echte Fans tief in die Tasche greifen müssen, sitzen Kanzler, Minister und Abgeordnete auf Premiumplätzen – auf Kosten der Allgemeinheit." Das sei ein "Schlag ins Gesicht aller", die tagtäglich für den Fußball schufteten.

Das Ehrenamt soll profitieren

Schirdewan fordert: "Mit dieser schamlosen Vorteilsnahme muss bei künftigen Turnieren endgültig Schluss sein." Seine Idee: Die Politiker sollten ihre Kartenkontingente an Ehrenamtliche weiterreichen. Es brauche keine "VIP-Plätze für Politiker", sondern "echte Leidenschaft auf den Rängen", so Schirdewan.

Möglich ist das offenbar. Die Linken und Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus haben das anlässlich dieser EM bereits getan und die ursprünglich auch auf Landesebene für die Fraktionen vorgesehenen Freitickets an Ehrenamtliche gegeben. Sie schickten der Berliner Sportverwaltung eine Liste mit 55 Vorschlägen, darunter Jugendtrainer, Schiedsrichter und Engagierte, die sich für Geflüchtete einsetzen. Mehr dazu lesen Sie hier. Schirdewan kritisiert: Es sei höchste Zeit, dass auch die Bundesregierung und andere Abgeordnete diesem Vorbild folgten.

Mit Blick auf die Freitickets, die Bundespolitiker bei dieser EM bereits genutzt haben, fordert Schirdewan: "Um Schaden von sich und der Politik abzuwenden, sollten diese Politiker das Geld, das die Tickets gekostet hätten, an das Ehrenamt und die kleinen Fußballvereine in ihren Wahlkreisen spenden." Die Vereine verdienten jede Unterstützung.

Juristen sehen "korruptives Geschmäckle"

Der Bundespolitik hat die Uefa im Laufe des Turniers insgesamt 669 Freikarten bereitgestellt. Das teilt das Bundesinnenministerium (BMI) auf eine Anfrage von t-online mit. Sie wurden demnach aufgeteilt: Auf die Hälfte der Karten konnten Vertreter der Bundesregierung und ihre Stäbe zugreifen, auf die andere Hälfte Vertreter des Bundestags.

Doch auch Strafrechtler sehen die Praxis kritisch. "Das hat ein korruptives Geschmäckle“, sagte Till Zimmermann, Professor für Strafrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Experte für Korruption und Geldwäsche, t-online. Der renommierte Hamburger Strafrechtler Gerhard Strate sieht in der Annahme der kostenlosen Karten zudem einen "vermögenswerten Vorteil, der den Verdacht einer Untreue begründen kann". Mehr zur Kritik der Juristen lesen Sie hier.

Aus dem BMI heißt es, die Karten seien für "Spielbesuche von Repräsentanten des Bundes aus dienstlichem Anlass vorgesehen". So solle sichergestellt werden, dass bei jedem Spiel Vertreter der Bundesrepublik als Gastgeber anwesend sind.

Verwendete Quellen
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