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Markus Lanz I KI im Klassenzimmer: Lehrerin warnt vor TikTok


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Schelte bei Markus Lanz
Schüler kritisiert Scholz: "Fühlen uns ein bisschen verarscht"


Aktualisiert am 19.06.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0471972194Vergrößern des Bildes
Florian Fabricius (Archivbild): Bei Markus Lanz kritisierte der Schüler, wie Politiker sich auf TikTok präsentieren. (Quelle: IMAGO/Peter Hartenfelser/imago)

Politik und Schule verspielen bei KI und TikTok Glaubwürdigkeit, warnt ein Schüler bei Lanz. Das habe zum Ergebnis bei der Europawahl beigetragen.

"Ich habe innerlich gerade heruntergezählt, bis das Wort 'Boomer' fällt", meinte Markus Lanz. Gerade mal bis zur fünften Minute musste der Moderator am späten Dienstagabend warten. "TikTok ist die einfache Erklärung für Boomer, warum die junge Generation anders tickt", sagte der 18-jährige Schüler Florian Fabricius. Für ihn ist das aber nicht nur ärgerlich, sondern auch eine Erklärung für die rechte Wählerwanderung an den Schulen.

Die Gäste

  • Hans Uszkoreit, Informatiker
  • Sascha Lobo, Digitalexperte
  • Silke Müller, Schulleiterin
  • Florian Fabricius, Schüler

Anstatt Politik mit Substanz für Jugendliche zu machen und deren Nöte (Krieg, Inflation, Wohnraum) ernst zu nehmen, zeige beispielsweise Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf TikTok lieber seine Aktentasche, kritisierte der Ex-Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz. "Die Wahlergebnisse sind auch deshalb so deutlich, weil wir Jugendliche irgendwann uns einfach ein bisschen verarscht fühlen, weil wir das durchschauen."

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Lanz: ChatGPT und TikTok

ChatGPT sei längst in den Klassenzimmern angekommen, berichtete der Abiturient. So sei es mittlerweile gängige Praxis, die Frage eines Lehrers heimlich unterm Pult durch die Künstliche Intelligenz (KI) beantworten zu lassen. Eigentlich müssten Schüler intensiv im Umgang mit KI geschult werden, meinte Fabricius. Die Frage sei nur: "Von wem eigentlich?" Denn im Grunde müssten die Schüler den Lehrern beibringen, wie es geht.

"Da heißt die Antwort tatsächlich: KI", erwiderte Digitalexperte Sascha Lobo. Schon jetzt könne KI nachweislich nahezu jeden Schüler durch passgenaue Nachhilfe voranbringen. Nach aktuellen Schätzungen werde die Technik in drei bis fünf Jahren das Niveau einer "künstlichen Superintelligenz" erreicht haben, die quasi menschenähnlich Sachverhalte begreifen und dementsprechend argumentieren könne, sagte Lobo: "Dann haben wir eigentlich digitale intelligente Wesen vor uns."

Zur Abwechslung waren bei Lanz in dieser Sendung einmal die Anhänger von TikTok in der Überzahl. Die Plattform werde gern für die vielen Jugendwähler-Stimmen für die AfD verantwortlich gemacht, sei dabei aber ein Sündenbock, um vom gesellschaftlichen Versagen abzulenken, meinte Lobo. Fakt sei es, dass noch nie eine Medienplattform eine junge Generation so geprägt habe wie TikTok.

Lanz debattiert KI

Der Informatiker Hans Uszkoreit, einer der Vorreiter in Deutschland beim Thema KI, nannte TikTok in Teilen gar genial. "Ich informiere mich auch über TikTok", sagte er. Uszkoreit warnte aber auch hier vor einem Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Menschen. "Hier müssen wir sehr aufpassen", sagte er mit Blick auf Bestrebungen, Sprachmodelle politisch korrekter zu machen – indem die KI beispielsweise vom Piratenkostüm abrate, da das angeblich Straftäter verherrliche.

Ob sich darin der starke Einfluss der USA auf die Entwicklung von KI bemerkbar mache, fragte Lanz. Uszkoreit warnte, dass Europa mit seinen Werten bei der Prägung von KI ins Hintertreffen gerate. Mindestens 60 Prozent der Modelle würden von den Vereinigten Staaten dominiert. Rund ein Drittel stamme aus China und müsse dort einen staatlichen Test bestehen, bei dem politische Korrektheit im chinesischen Sinne überprüft werde. In Europa würden hingegen teils absurde Vorschriften etwa beim Datenschutz die Entwicklung von KI und deren Einsatz – zum Beispiel zur Krebsdiagnose an Krankenhäusern – massiv einschränken, warnte der Forscher.

Lehrerin warnt vor TikTok

Am kritischsten äußerte sich neben Lanz in der Runde die Schulleiterin Silke Müller über TikTok. Gerade bei den jüngeren Schülern bis 14 Jahren gelinge es Lehrern immer seltener, kritisches Denken zu vermitteln und damit der "Manipulationskraft" der Plattform etwas entgegenzusetzen.

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Doch auch die erste Digitalbotschafterin Niedersachsens hat in ihrem beruflichen Alltag längst die Vorzüge erkannt, die KI bieten kann. So ließ sich Müller eine Videobotschaft an die Eltern eines Schülers per KI-Software auf Arabisch übersetzen. Das habe geholfen, das Eis zu brechen, berichtete sie bei Lanz – warnte aber gleichzeitig auch vor teils lebensgefährlichen Mutproben, die sich per TikTok verbreiteten.

Dennoch war für Müller ebenso wie für Lobo klar: Die 200 Jahre alte deutsche Schuldidaktik muss dringend ans KI-Zeitalter angepasst werden. Dennoch werde weiterhin diskutiert, ob KI an die Schulen kommen solle, monierte Fabricius. Sein Fazit bei Lanz lautete: Nicht KI ist das Problem. "Das Problem ist, dass sich das Schulsystem nicht anpasst."

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Markus Lanz" vom 18. Juni 2024
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