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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großes Ranking In dieser Stadt zahlen Sie am meisten für Müll und Wasser
Die Wohnnebenkosten, die Eigentümer und Mieter an den Staat zahlen, sind dieses Jahr stark gestiegen. Ein neues Ranking zeigt: Zwischen den 16 Landeshauptstädten gibt es dabei große Unterschiede.
Müll, Wasser, Grundsteuer: Egal ob Mieter oder Eigentümer – fürs Wohnen fallen zahlreiche kommunale Nebenkosten an. Und die sind dieses Jahr deutlich gestiegen, wie eine Erhebung des Steuerzahlerbundes zeigt, die t-online exklusiv vorliegt.
Dem Ranking der 16 Landeshauptstädte zufolge verteuerten sich die Wohnnebenkosten für einen Musterhaushalt im Durchschnitt um 68,42 Euro gegenüber 2023, ein Plus von rund 3,6 Prozent. Im Schnitt fallen für einen Musterhaushalt damit 1.944,49 Euro pro Jahr an. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag dieser Wert 1.876,06 Euro, damals stiegen die Kosten gegenüber 2022 im Schnitt um lediglich 38,91 Euro (plus 1,9 Prozent).
Die meisten Nebenkosten müssen die Bürger demnach in Bremen an den Staat überweisen. Für einen Musterhaushalt (drei Personen, Einfamilienhaus) fallen dort 2.419,93 Euro an, ein Plus von 157,84 Euro gegenüber 2023. Am günstigsten kommen dagegen die Menschen in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt weg. Dort müsste ein vergleichbarer Haushalt lediglich 1.566,40 (2023: 1.522,97 Euro) Euro an die Kommune zahlen – im Landeshauptstadtschnitt beläuft sich der Zahlbetrag auf 1.944,49 Euro (1.879,07 Euro).
Das komplette Ranking der gesamten Wohnnebenkosten und ihre Entwicklung seit 2016 finden Sie hier:
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Ein Grund für den starken Anstieg sind dabei neben dem hohen Plus in Bremen auch mehrere andere Ausreißer. So stiegen die Nebenkosten in Dresden am stärksten: 283,36 Euro mehr mussten Mieter und Eigentümer dort zahlen – was vor allem an einem extremen Anstieg der Trinkwasserpreise liegt, vielerorts ohnehin der größte Kostenfaktor. 81,24 Euro mehr müssen die Dresdner für frisches Wasser zahlen, fast das Vierfache des durchschnittlichen Preisplus (21,45 Euro).
Große Unterschiede bei der Grundsteuer
Zudem sind in Dresden dieses Jahr die Abfallgebühren stark gestiegen, nämlich um 69,08 Euro – während sie in anderen Landeshauptstädten gar nicht oder deutlich weniger anzogen. Mancherorts sanken sie sogar, etwa in Düsseldorf (minus 1,44 Euro) oder in Kiel, wo die Gebühren gegenüber dem Vorjahr sogar um 30,48 Euro fielen. Eine Aufschlüsselung der einzelnen Nebenkosten je Stadt finden Sie in diesem Ranking:
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Ebenfalls bemerkenswert: die teils großen Unterschiede bei der Grundsteuer, deren Hebesatz die Kommunen festlegen. Der Steuerzahlerbund hat für diesen Vergleich ein Wohnhaus, Baujahr 2016, mit 120 Quadratmeter Wohnfläche und 300 Quadratmeter Grundstücksfläche als Muster festgelegt. Das Ergebnis: Die Hamburger zahlen wie schon im Vorjahr am meisten, nämlich 1.050,46 Euro, dicht gefolgt von den Bewohnern des alten Westteils Berlins (1.040,96 Euro).
Das ist jeweils fast das Doppelte des Durchschnitts (578,14 Euro) – und weit mehr als das, was in den Landeshauptstädten im Osten Deutschlands anfällt. Am günstigsten ist die Grundsteuer, die die jeweiligen Kommunen selbst erheben, demnach in Erfurt (318,89 Euro), Schwerin (321,18 Euro) und Potsdam (341,06 Euro). Und auch im alten Ost-Berlin zahlt man nur 360,93 Euro für ein Haus vergleichbarer Bauart.
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Den Bund der Steuerzahler alarmieren diese Summen. "Der Staat ist ein wesentlicher Wohnkostentreiber – die Menschen dürfen keinesfalls weiter belastet werden", sagte Steuerzahlerbund-Präsident Reiner Holznagel t-online. Vielmehr müsse es weitere Entlastungen geben, wobei sein Verband auch Kosten in den Blick, die das Gebühren- und Steuerranking gar nicht berücksichtigen, etwa die Ausgaben für Energie, also Strom, Gas oder Heizöl.
Weil unlängst die Bepreisung von CO2 gestiegen ist, sei es etwa nötig, die Mehrwertsteuer auf Energie zu senken, bestenfalls dauerhaft 7 Prozent. Denn, so der Steuerzahlerbund: "Schließlich sind Heizstoffe lebensnotwendige Güter und sollten nur mit diesem ermäßigten Satz besteuert werden dürfen."
Langzeitvergleich zeigt mäßigen Anstieg der Kosten
Ebenso anzupassen sei die Stromsteuer: "Sie sollte für private Haushalte auf das EU-rechtlich zulässige Mindestmaß gesenkt werden" – von derzeit 2,05 Cent auf 0,1 Cent pro Kilowattstunde. "Für das produzierende Gewerbe ist diese Senkung inzwischen erfolgt – sie sollte auch den Privathaushalten gewährt werden", erklärt der Steuerzahlerbund.
Für den Landeshauptstadt-Vergleich hat der Verband die Belastung durch sechs verschiedene Wohnnebenkosten für einen Drei-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus ermittelt. Im Einzelnen sind das die Wasserentgelte, die Abfall-, Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühren, die Grundsteuer sowie der Rundfunkbeitrag. Dieser ist zwar bundesweit einheitlich, stelle aber "einen zusätzlichen Kostenfaktor für nahezu jeden Bürger dar", so der Steuerzahlerbund, weshalb er in die Auswertung aufgenommen sei. Für Berlin gibt es ob der früheren Teilung der Stadt und dessen Auswirkungen bis heute zwei verschiedene Werte.
Der Bund der Steuerzahler erhebt die Zahlen bereits seit dem Jahr 2016. Damals lagen die durchschnittlichen Nebenkosten noch bei 1.203,12 Euro. Bis heute sind sie damit also um durchschnittlich 163,23 Euro gestiegen – was mit Blick auf die Inflationsrate einem relativ mäßigen Anstieg von 1,7 Prozent pro Jahr entspricht.
- Exklusive Auswertung des Bundes der Steuerzahler