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SPD-Chef Lars Klingbeil: "Das Sylt-Video verändert gar nichts"


Meinung
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Rassismuseklat auf Nordseeinsel
Hört den Leuten zu, für die Sylt Alltag ist

MeinungEin Gastbeitrag von SPD-Chef Lars Klingbeil

25.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Die Diskothek "Pony" auf Sylt: Hier zeigten Feiernde den Hitlergruß und sangen rechtsextreme Parolen.Vergrößern des Bildes
Die Diskothek "Pony" auf Sylt: Hier zeigten Feiernde den Hitlergruß und sangen rechtsextreme Parolen. (Quelle: Diskothek "Pony")
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Das Sylt-Video ist empörend. Wer etwas ändern will, muss denjenigen zuhören, die von Rassismus betroffen sind und mithelfen, ihre Stimmen lauter und sichtbarer zu machen. Ein Gastbeitrag von SPD-Parteichef Lars Klingbeil.

Mein Social Media Feed ist voll von empörten und schockierten Statements zu dem widerlichen Sylt-Video. Das ist nachvollziehbar. Das Video ist empörend! Erbärmlichste Nazi-Parolen als Amüsement auf einer Feier junger, offenbar wohlhabender deutscher Männer und Frauen. Das bricht mit allen Klischees.

Rechtsextremismus? Geschichtsvergessenheit?

Alles nur ein Problem in der ostdeutschen Provinz. Das Sylt-Video macht dieses Bild kaputt. Und es hält vielen den Spiegel vor, die mit Rechtsextremismus ganz sicher nichts zu tun haben, aber die auch ganz dankbar waren, dass man das Problem irgendwie auslagern kann: "Das gibt’s nur im Osten. Hat mit uns nichts zu tun." Wirklich?

Vielleicht sind die schockierten Reaktionen genau das, was mich an der Debatte gerade stört. Das Video verändert – leider – gar nichts. Der Rechtsextremismus ist seit Jahren ein riesiges Problem in diesem Land. Offenbar sickert er inzwischen so tief ein, dass sich Leute wie die Sylter Partygesellschaft so sicher und überlegen fühlen, solche Parolen in aller Öffentlichkeit rauszugrölen.

"Es braucht keine neuen Gesetze"

Ich kann nur erahnen, wie sich all jene fühlen, die seit Jahren offen Rassismus am eigenen Leib erleben. Im Netz. Auf der Straße. Am Arbeitsplatz. Überall. Menschen, die immer wieder darauf hingewiesen haben, aber von der Mehrheit nur selten gehört werden. Oder noch schlimmer: Die sich Relativierungen anhören müssen. Das Problem sei übertrieben. Oder – wir hatten es schon – "gibt’s doch nur im Osten". Wer etwas ändern will, muss denjenigen zuhören, die von Rassismus betroffen sind und mithelfen, ihre Stimmen lauter und sichtbarer zu machen.

Video | Urlauber skandieren Nazi-Parolen
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Quelle: t-online

Es ist schön zu sehen, dass überall im Land in dieser Woche der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert wird. Es braucht keine neuen Gesetze. Es braucht keinen neuen Konsens. Alles, was wir brauchen für eine Gesellschaft, in der sich Menschen sicher fühlen und keine Diskriminierung oder gar offenen Rassismus fürchten müssen, steht im Grundgesetz drin. Es ist Zeit, dass diejenigen, die es gut mit unserem Land und unserem Grundgesetz meinen – und das ist nach wie vor eine riesige Mehrheit in unserem Land – sich dieses Grundgesetz zu Herzen nehmen und Rassismus und Extremismus offen entgegentreten.

Das kann man nicht auslagern an mutige Aktivisten oder NGOs. Das muss diese Gesellschaft gemeinsam tun. Jeden Tag auf der Straße, im Netz, im Zug, in der Schule, im Betrieb, auf dem Schützenfest oder im Szeneladen auf Sylt. Sonst geht das weiter. Ob jemand gerade eine Kamera draufhält oder nicht.

Die im Gastbeitrag geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wider und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

Verwendete Quellen
  • Gastbeitrag
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