Altkanzler in Hamburg Kritik an Schröder bei Einheitsfeier: "Verstörendes Gefühl"
Zu der Einheitsfeier war neben der amtierenden Regierungsspitze auch Altkanzler Schröder geladen. Im Vorfeld gab es deswegen allerdings Schwierigkeiten.
In Hamburg finden heute die offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit statt. Zunächst zum ökumenischen Gottesdienst und später in die Elbphilharmonie waren 1.300 Gäste und die Vertreter der Bundesregierung geladen.
Neben der früheren Kanzlerin Angela Merkel (CDU) – die allerdings absagte – hatte auch ihr Amtsvorgänger Gerhard Schröder (SPD) eine Einladung zum Festtag bekommen – und diese verhältnismäßig schnell angenommen, wie die "Bild" berichtete.
Eine besondere Herausforderung für die Planer der Veranstaltung bestand allerdings demnach in der Platzzuweisung Schröders. Aufgrund seines Status als Kanzler a.D. ("außer Dienst") sollte er nämlich nicht zu weit hinten sitzen, allerdings auch nicht in unmittelbarer Nähe zur aktuellen Regierungsspitze.
Kritik an Schröder wegen Russland-Nähe
Schröder, der als enger Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin gilt und über Jahre für russische Energiekonzerne tätig war, stieß seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wegen fehlender Kritik an Putin auch in der eigenen Partei auf harsche Kritik. Daher bestand laut dem Bericht Sorge um das Image Deutschlands im Ausland, falls Schröder auf Bildern in der Nähe aktueller Regierungsmitglieder zu sichtbar gewesen wäre.
Aufnahmen aus der Kirche zeigen, wie Schröder neben seiner Ehefrau So-yeon Schröder-Kim am Gang saß. Eine Reihe vor ihm hatte der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff mit seiner Ehefrau Platz genommen, die das Ehepaar auch begrüßten. Weitere Fotos zeigen, wie CDU-Parteichef Friedrich Merz mit dem Altkanzler sprach.
"Ein verstörendes Gefühl"
Beim zweiten Programmpunkt, dem Festakt in der Elbphilharmonie, nahmen Schröder und seine Ehefrau der Nachrichtenagentur dpa zufolge schon sehr früh ihre Plätze ein – in der zweiten Reihe ganz außen, der Altkanzler am Gang. In der Reihe davor: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) als Bundesratsvizepräsident, schräg dahinter in Reihe drei sein schleswig-holsteinischer Kollege Daniel Günther (CDU).
Es sei "okay", dass Schröder als Altkanzler beim Festakt dabei sei, sagte Günther. "Trotzdem ist es für mich immer ein verstörendes Gefühl, wenn man einen Menschen trifft, der sich so verirrt hat in seinen politischen Ansichten, dass das schon befremdlich ist für jemanden, der mal Bundeskanzler unseres Landes war und für Deutschland den Eid geleistet hat."
Als Bundespräsident Frank Walter-Steinmeier den Großen Festsaal der "Elphi" betrat und in der Mitte der ersten Reihe Platz nahm, schienen sich seine und Schröders Blicke zu treffen. Steinmeier grüßte, Schröder lächelte und grüßte zurück.
Verwunderung gab es unter den Journalisten auch über das stark gerötete linke Auge des Altkanzlers. Was damit sei, wurde er beim Rausgehen gefragt. "Nur entzündet", sagte Schröder.
- bild.de: "Die Einheitsfeier hat ein Gas-Gerd-Problem"
- Nachrichtenagentur dpa