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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen Es wäre das Signal für die AfD: Jetzt geht alles!
Am Sonntag könnte die AfD in Thüringen ihren ersten Oberbürgermeister-Posten gewinnen. Die Vorfreude in der Partei ist groß, Historiker sind entsetzt. Ein Besuch in Nordhausen.
Die Sonne scheint, die Tram bimmelt. An diesem Mittwoch ist Weltkindertag, in Thüringen ein Feiertag. Die Geschäfte in Nordhausen sind deswegen geschlossen, die Stühle vor der Eisdiele in der Altstadt vollbesetzt. Kleinstadt-Idylle.
Doch bei einigen Nordhäusern ist die Anspannung groß. "Ängstlich bin ich schon", sagt eine Frau. "Sehr gespannt", ein älterer Mann. "Wir hoffen", sagt ein Pärchen, das am Straßenrand Eis isst.
Die 44.000-Einwohner-Stadt im Norden Thüringens ist in den vergangenen zwei Wochen deutschlandweit bekannt geworden, sogar internationale Medien berichten. Denn am Sonntag könnte die AfD, die der Verfassungsschutz in Thüringen als "gesichert rechtsextrem" einstuft, hier ihren ersten Oberbürgermeister in der Republik stellen.
Es wäre der dritte kommunalpolitische Triumph für die AfD in nur drei Monaten: Im thüringischen Sonneberg stellt die Partei mit Robert Sesselmann seit Juni einen Landrat. In der Partei wird er gefeiert wie ein Popstar, Autogrammstunden beim Parteitag inklusive. In Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt folgte im Juli ein hauptamtlicher Bürgermeister. Jetzt soll Nordhausen den ersten Oberbürgermeister liefern.
AfD-Kandidat Prophet hat beste Chancen
Und AfD-Kandidat Jörg Prophet hat beste Aussichten: 42,1 Prozent erhielt der Unternehmer bereits im ersten Wahlgang. Amtsinhaber Kai Buchmann landete nur bei 23,7 Prozent.
Prophets Sieg wäre für die AfD ein wichtiger Schritt mit Blick auf das nächste Jahr, wo in gleich drei ostdeutschen Ländern, darunter Thüringen, Kommunal- und Landtagswahlen anstehen. Es wäre das Signal für die AfD und an die Wähler: Jetzt geht alles. Die finale Entfesselung, auf die die Partei schon lange hofft.
Auch für die Stadt selbst würde sich damit vieles ändern. Nordhausen, wo eine KZ-Gedenkstätte steht, könnte zum ersten Ort werden, an dem die AfD aus dem Rathaus heraus empfindlich an der deutschen Erinnerungskultur rüttelt. Und die politischen Gräben, die sich schon jetzt durch Nordhausen ziehen, könnten sich vertiefen.
Worauf hoffen die Nordhäuser, was fürchten sie? Ein Besuch auf den Straßen und in den Kneipen der Stadt – und im ehemaligen Konzentrationslager.
"Es muss sich mal etwas ändern"
Jene, die in Nordhausen bangen, sind jene, die auf Buchmann setzen. Darauf, dass die AfD doch nicht siegt. Dass Nordhausen auf den letzten Metern das Ruder noch herumreißt.
Bei Prophets Wählern klingt das anders. "Ganz entspannt" blicke sie auf die Stichwahl am Sonntag, sagt eine 62-Jährige, die vor dem Bahnhof im Schatten auf einer Bank sitzt. Ihre Haare sind dunkelrot gefärbt, die Nägel hellblau lackiert, sie trägt eine leichte Strickweste und Flieger-Sonnenbrille. Prophet, der werde es schon machen, ist sie sich sicher.
Warum sie auf Prophet hofft? "Es muss sich mal was ändern", sagt sie. Vor Kurzem sei sie auf dem Fußgängerweg von einem Radfahrer fast überfahren worden, der Schreck stecke ihr immer noch in den Knochen. Geschäfte in Nordhausen machten dicht, im Bahnhof gebe es nicht mal eine Toilette. Und dann die hohen Gas- und Strompreise, die hohen Zahlungen an Hartz-IV-Empfänger. "Die Regierung ist großzügig, nur nicht zur eigenen Bevölkerung."
Prophet, hofft sie, könne zumindest etwas davon ändern. "Wir werden sehen, ob er uns beruhigen, ein bisschen anleiten kann."
Prophet scheut die Medien
Jörg Prophet selbst wird in diesem Text nicht zu Wort kommen. Er will es nicht. Er fährt dieselbe Medienstrategie wie schon Sesselmann in Sonneberg: keine Interviews mit etablierten Medien aus dem Inland kurz vor der Wahl. t-online sagt er ab, ebenso wie der "Zeit", mit einer höflich formulierten E-Mail, unterschrieben mit "bürgerlichen Grüßen".
In einer Kneipe in der Altstadt aber kann man am Abend vor dem Kindertag Prophets Wahlkampfmanager treffen. Andreas Leupold, 32 Jahre alt, Lehrer, Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Nordhausen. Er unterhält sich bei einem Bier mit einem Schulfreund und dessen Vater, knapp 15 andere Männer verteilen sich auf drei Tische.
Es darf geraucht werden, Pendeluhren, Jagdtrophäen und kleine Bilder füllen die Holzwände. Auf einem Flachbildfernseher an der Wand läuft Fußball. Der Wirt ist freundlich, Presse ist ihm willkommen, er spendiert der Reporterin, dem AfD-Mann und seinen Freunden Schnaps.
Leupold freut sich, mit der Presse zu sprechen. Begeistert erzählt er von der Stimmung in Nordhausen, der aus seiner Sicht eigentlich "roten Hochburg", wo einst 18 Jahre lang die SPD stabil regiert habe, wo es wegen der Hochschule ein "ausgeprägtes studentisches Milieu" gebe und mit der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora ein "schweres historisches Erbe".
Die AfD habe hier nur 75 Mitglieder – die aber seien sehr aktiv. Am vergangenen Samstag seien zu einem "Bürgerfest" der Partei 600 Besucher gekommen, Leupold zeigt freudesprühend Fotos.
AfD hat ihre Strategie geändert
Erfolg in Nordhausen hat die AfD, obwohl sie anders vorgeht als ihre Kollegen in Sonneberg. Dort hatte Sesselmann vor allem bundespolitische Themen wie Protest gegen Habecks "Heizhammer" plakatiert und gezielt den Frust auf die Ampelregierung geschürt – wohlwissend, dass ein Landrat kaum Macht hat, bei diesen Themen etwas zu ändern. In Nordhausen hingegen prangt auf Prophets Plakaten ein simpler Spruch: "Neustart für Nordhausen".
"Strikt kommunal" habe man im Wahlkampf geworben, behauptet Leupold und steckt sich einen kleinen Beutel Kautabak in den Mund. Prophet könne schließlich auf seine Bekanntheit als Mitglied des Stadtrats, in dem er seit 2019 sitzt, und auf sein Renommee als Unternehmer zählen.
Ein älterer Mann in kariertem Hemd kommt zu Leupold, schüttelt ihm lange die Hand, bedankt und verabschiedet sich. "Nicht vergessen: am Sonntag Jörg Prophet wählen!", sagt Leupold lachend. "Brauchst du mir nicht zu sagen", sagt der Mann und nickt.
Was Sonneberg für die AfD bedeutet habe, was Nordhausen jetzt bedeute? Der Sieg von Sesselmann in Sonneberg sei ein wichtiger Schritt gewesen, sagt Leupold. "Die Wende, der Stoß durch die gläserne Decke – und das Zeichen: Die Einheitsfront gegen die AfD wirkt nicht mehr."
In Sonneberg hatten noch alle anderen Parteien geschlossen für Sesselmanns Gegenkandidaten geworben – ohne durchschlagenden Erfolg. In Nordhausen fällt die Unterstützung für Prophets Konkurrenten Buchmann von Anfang an sehr viel schwächer aus. Statt von den anderen Parteien wird der Protest gegen die AfD vor allem von Vereinen, Demokratieprojekten und den Leitern der KZ-Gedenkstätte geführt.
Ein Sieg in Nordhausen sei ebenso wichtig, vielleicht noch wichtiger als der in Sonneberg, sagt Leupold. "Nordhausen ist auch ein Versuch dafür, ob es für uns im nächsten Jahr auf landespolitischer Ebene klappen kann, mit Blick auf eine mögliche Regierungsverantwortung."
Die Serie, die Sesselmann begann, muss also fortgesetzt werden, will die AfD ihr großes Ziel erreichen: die mehr als 30 Prozent Zustimmung in Umfragen in ganz reale Macht verwandeln – und in Thüringen regieren.
Der Block der Reporterin fliegt in den Müll
Leupold könnte wohl noch stundenlang von der AfD und Prophet schwärmen. Das Gespräch aber wird um ein Uhr nachts abrupt unterbrochen: Ein Mann, der am Nebentisch saß, raubt den Notizblock der Reporterin vom Platz, stürmt damit aus der Kneipe und wirft ihn in einen Müllcontainer um die Ecke. "Bühle, was soll das?", protestieren ein paar Männer in der Kneipe. Andere schweigen.
"Was schreibst du hier auch jedes Wort auf?", ist Bühles einzige Erklärung für sein Vorgehen. Dass Notizen zum Reporterjob gehören, scheint ihn nur noch wütender zu machen. Dabei hat Bühle – halblange Haare, schwarzes T-Shirt, Jeans – an einem anderen Tisch gesessen, war nicht Teil der Unterhaltung, hat von Leupolds Einwilligung, dass seine Aussagen mitgeschrieben werden, nichts mitbekommen.
Hinterherstürmen? Lieber lassen, raten sie im "Promenadeneck". Man kenne Bühle, der sei "frustrierter Single", das könne schnell eskalieren.
Am Ende helfen zwei Männer aus der Kneipe, den Block aus dem Müll zu fischen. Sie entschuldigen sich, wie auch AfD-Mann Leupold, mehrmals für Bühles Verhalten. Es ist ihnen offensichtlich peinlich. Das Gespräch aber hat damit ein Ende.
Raketenproduktion für Hitlers Truppen
Nur sieben Kilometer entfernt vom "Promenadeneck" und der Nordhäuser Altstadt liegt ein Ort, an dem man sich nicht auf Jörg Prophet als Oberbürgermeister freut, sondern ihn fürchtet: die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora.
Anett Dremel, stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte, nimmt sich nicht nur Zeit für ein Gespräch. Zwei Stunden führt sie über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Kilometerlang erstreckt es sich direkt an einem beliebten Nordhäuser Wanderweg. Vom Hauptgebäude aus kann man klar die Nordhäuser Altstadt sehen, den Turm der Blasii-Kirche und Rauch aus den Fabriken.
Ab 1941 prügelte die SS hier Zehntausende Zwangsarbeiter aus ganz Europa, darunter viele Widerstandskämpfer, zu härtester Arbeit. Sie mussten in gefährlichem Tempo Stollen in den Berg treiben und später unter Tage V1- und V2-Raketen produzieren, die den Nazis den Sieg bringen sollten.
Sie lebten auf engstem Raum eingepfercht in Baracken auf dem Gelände oder in vierstöckigen Hochbetten in den Tunneln. Feucht, laut, viel zu eng, dreckig, brutal behandelt und entmenschlicht von der SS, später dann auf Todesmärsche getrieben. Mehr als 20.000 Menschen starben. 40 weitere solcher Außenlager gab es in der Region, einige nur ein paar Kilometer entfernt.
Deutsche Nachbarn denunzierten Flüchtlinge aus dem KZ
Anett Dremels Büro ist eine wichtige Anlaufstelle für Angehörige, die wissen wollen, wie ihre Vorfahren starben. Dremel empfängt sie persönlich, geht Dokumente mit ihnen durch, erklärt ihnen Abkürzungen der SS und das Leben im Lager.
Zugleich räumt ihr Team auf langen Führungen mit Vorurteilen auf, an die viele Deutsche noch heute nur zu gern glauben: dass die Konzentrationslager unsichtbar für die Bevölkerung waren; dass die SS-Leute Täter waren, die Bürger drumherum aber gar nichts von den Lagern, von den Zwangsarbeitern, von ihrer Qual und den vielen Toten wussten.
"Das ist nicht wahr", sagt Dremel. Schon die Ankunft der Häftlinge, zu Hunderten gepfercht in Züge, sei nicht zu ignorieren gewesen, ebenso wie die Märsche der Zwangsarbeiter zu den unterschiedlichen Arbeitsstätten. Bis 1943/44 habe außerdem nicht ein einziger Fluchtversuch aus dem Lager Erfolg gehabt – weil die kahl geschorenen Männer in ihrer gestreiften Haftkleidung, die oft nicht Deutsch sprachen, von den Nachbarn sofort der SS gemeldet wurden. Mit tödlichen Folgen: Wen die SS so aufgriff, der wurde danach oft öffentlich auf dem Appellplatz des KZ erhängt.
Erst als zum Ende des Krieges das Chaos herrschte, die Nazi-Herrschaft zusammenbrach, hätten Nachbarn erstmals überhaupt geholfen und konnten Zwangsarbeiter fliehen, sagt Dremel.
Prophets Schreiben beschäftigt den Verfassungsschutz
Für die Gedenkstätte ist ein AfD-Bürgermeister wie Prophet ein ernsthaftes Problem. Weil die AfD, besonders der Landesverband Thüringen um Björn Höcke, aber auch Prophet persönlich, an einer anderen Geschichte stricken. Sie wollen die Schuld und das Mitwissen der deutschen Bevölkerung an Millionen Tote vergessen machen. Stattdessen betonen sie, wie die Alliierten im Kampf gegen Hitlers Truppen deutsche Städte zerbombten. Auch Nordhausen wurde so im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört.
"Da wird aus einem Regime und einer Wehrmacht ein Tätervolk in Sippenhaft", schrieb Prophet im Februar 2021 in einem langen Post auf der Seite des AfD-Verbands Nordhausens, der heute noch abrufbar ist. Linke Ideologen wollten die Ereignisse von damals instrumentalisieren, um neuen "Terror gegen die Zivilbevölkerung" zu rechtfertigen.
Der Verfassungsschutz Thüringen, der die AfD in dem Bundesland beobachtet, zerlegte Prophets Beitrag in seinem Verfassungsschutzbericht 2021 auf zwei Seiten: Er folge wie sein Landeschef Höcke einer "geschichtsrevisionistischen Agenda", wolle die historische Schuld des deutschen Volkes relativieren und setze jene, die sich heute für die freiheitliche demokratische Grundordnung einsetzten, mit Unterstützern des Nazi-Regimes gleich.
KZ-Gedenkstätte will Konsequenzen ziehen
Wegen Beiträgen wie dem von Prophet haben sich die Gedenkstätten-Mitarbeiter in Nordhausen an die Öffentlichkeit gewandt. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, warnt in Interviews seit Wochen vor einem AfD-Erfolg und macht immer wieder auf Prophets Geschichtsrevisionismus aufmerksam. Beim Bürgerfest der AfD in Nordhausen nahm er am Gegenprotest teil.
Die ruhige Anett Dremel will eigentlich gar nicht der "erhobene Zeigefinger Thüringens" sein. Doch wenn es um die Erinnerung an die Nazi-Herrschaft und die Schrecken in den Konzentrationslagern geht, an der die AfD so beharrlich rüttelt, wird sie energisch: "Da bin ich kompromisslos", sagt sie. "Es ist unfassbar wichtig, sich zu erinnern, was genau geschah – und wie es geschehen konnte."
Schon jetzt hat Dremels Team deswegen beschlossen: Wenn Prophet tatsächlich Oberbürgermeister wird, wird die Gedenkstätte – wie zurzeit häufig – keine Veranstaltungen mehr mit der Stadtbibliothek oder anderen städtischen Akteuren machen.
Man könne schließlich nicht verhindern, dass Prophet dort als Redner auftrete, wenn er wolle. "Das wollen wir den Angehörigen von Überlebenden nicht zumuten", sagt Dremel.
Amtsinhaber Buchmann machte kaum Wahlkampf
Der einzige Mann, der Prophet als Oberbürgermeister noch verhindern könnte, ist Amtsinhaber Kai Buchmann. Zurzeit erfährt er in Nordhausen viel Zuspruch, bei einem kurzen Spaziergang vom Rathaus zu einem Café schütteln ihm gleich zwei Frauen die Hand und wünschen viel Glück. Der Kellner im Café bringt Sahnetorte, auf Kosten des Besitzers. "Von Amre", sagt der Kellner im schwarzen Hemd und lächelt.
Buchmann allerdings ist bewusst: "Mein Gegner erfährt genauso viel Zuspruch." Die Stadt sei seit Langem gespalten. Die Gretchenfrage – "Wie hältst du es mit der AfD?" – sei für viele schon seit Jahren in der eigenen Familie, in Vereinen, beim Grillen mit Freunden ausdiskutiert. Die Trennlinien, so sieht es Buchmann, seien klar.
Es klingt ein wenig wie eine Rechtfertigung, nicht nur für die Niederlage, die ihm am Sonntag wahrscheinlich droht. Buchmann als Parteiloser nämlich hat kaum Wahlkampf gemacht, wie er selbst einräumt. Ganz im Gegensatz zu Prophet und den anderen Parteien im ersten Wahlgang. 100 Plakate habe er aufgehängt, ansonsten aber kaum Zeit und keinen Vorlauf zur Vorbereitung gehabt, sagt er. Erst vor zwei Monaten habe er sich überhaupt entschieden, noch einmal zu kandidieren – und habe verwundert die "Materialschlacht" der anderen Kandidaten beobachtet.
Dass Buchmann so zögerlich agiert, dürfte, ebenso wie die schwache Unterstützung aus den anderen Parteien, mit Problemen in seiner Amtszeit zu tun haben. Buchmann trat 2017 den Posten als Oberbürgermeister an – damals siegte er als Parteiloser noch gegen eine Kandidatin der CDU. Mit Jürgen Pohl unterstützte ihn sogar ein Bundestagsabgeordneter der AfD. Die frotzelt heute: Buchmann habe es schon damals nur "auf AfD-Ticket" ins Amt geschafft.
Ende März dieses Jahres dann suspendierte das Landratsamt Buchmann. 14 Dienstpflichtverletzungen wurden ihm vorgeworfen, unter anderem ging es dabei um mutmaßliches Mobbing gegen die SPD-Bürgermeisterin. Buchmann wehrte sich vor Gericht, im August wurde seine Suspendierung gekippt. Das Disziplinarverfahren aber ist noch nicht abgeschlossen.
"Jetzt ist etwas, das größer ist als ich"
Buchmann will über die Suspendierung und das Verfahren nicht im Detail reden, es sei schon so viel darüber geschrieben worden. Er fasst es so zusammen: Eine "komplizierte Zeit" liege hinter ihm.
Ob er Schuld daran hat, dass die AfD nun so stark ist und der Amtsinhaber-Bonus so wenig greift? "Den Schuh würde ich mir nicht anziehen", sagt Buchmann. Er habe Fehler gemacht, die Reaktion des Landratsamts aber sei überzogen gewesen.
Seitdem die Presse über Nordhausen berichtet, die KZ-Gedenkstättenleiter so intensiv warnen und immer wieder Neues über Prophets Geschichtsrevisionismus bekannt wird, da sei er allerdings zunehmend besorgt. Um Nordhausen, um den Ruf seiner Stadt. "Das tut mir richtig weh", sagt Buchmann.
"Jetzt ist es etwas, das größer ist als ich", sagt er. Das aber merke man erst, wenn man mittendrin sei. "Jetzt will ich auch gewinnen."
Es ist eine späte Erkenntnis. Für die Stichwahl am Sonntag vielleicht zu spät.
- Eigene Recherchen vor Ort und in Sonneberg im Juli
- Verfassungsschutzbericht Thüringen 2021
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