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Kabinett beschließt Selbstbestimmungsgesetz: Alternativlose Enttäuschung


Meinung
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Das Selbstbestimmungsgesetz kommt
Ende gut, alles gut? Wohl kaum


Aktualisiert am 24.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Ampelkoalition hat das Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht. (Quelle: t-online)
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Nach monatelangem Ringen in der Regierung hat das Kabinett endlich das Selbstbestimmungsgesetz auf den Weg gebracht. Nicht schön, aber alternativlos.

An diesem Mittwoch hat das Selbstbestimmungsgesetz das Bundeskabinett passiert. Wie viele andere trans Personen bin ich von dem aktuellen Entwurf zumindest in Teilen enttäuscht. Der Gesetzestext legt zu viel Fokus darauf, möglichen Missbrauch zu verhindern – ganze Paragrafen drehen sich nur darum. Damit wird eine Minderheit unter Generalverdacht gestellt. Finde ich es dennoch richtig und wichtig, dass es endlich weitergeht? Definitiv. Es gibt schlicht keine Alternative.

Ständig muss ich eine Maske tragen

Seit Jahren warte ich wie viele andere auf eine Möglichkeit, ohne ein demütigendes und teures Verfahren das bestätigt zu bekommen, was ich längst und selbst am besten weiß: wer ich bin. Ich bin nicht bereit, mich der Willkür von Gutachtern und absurden Prüfungen zu unterwerfen. Anderen trans Personen bleibt das Verfahren aufgrund des hohen organisatorischen wie finanziellen Aufwands komplett verwehrt.

 
 
 
 
 
 
 

Also lebe ich nun seit Jahren in einer Art Zwischenwelt: Meine Umwelt kennt mich unter meinem richtigen, angenommenen Namen und weiß um meine Identität. In einigen Situationen jedoch werde ich immer wieder schmerzhaft daran erinnert, dass mir echte Selbstbestimmung immer noch verwehrt ist. Wann immer es offiziell wird, muss ich mit einem Namen auftreten, der nicht mehr der meine ist, muss mir sozusagen eine Maske überstreifen, die ich viel zu lange getragen habe.

Ob ich beim Bürgeramt einen Wohnsitz anmelde oder für einen Handyvertrag ein Postident-Verfahren durchlaufen muss: An diesen Stellen bin ich auf einmal wieder eine Person, deren Existenz nie ganz meine war, und das ist jedes Mal mindestens mühsam, meist eher schmerzhaft und unangenehm.

Es geht um die gleichen Rechte für alle

Ein Versuch, den neuen Paragrafen 45b im Personenstandsgesetz zu nutzen, um Namen und Geschlechtseintrag ändern zu lassen, endete vor zwei Jahren in Herabwürdigung, intimen Unterstellungen und Annahmen, die einem solchen, eigentlich rein formalen Verfahren kaum angemessen sind.

Stellen Sie sich nur kurz vor, wie es wäre, wenn Sie etwa ein Aufgebot beim Standesamt bestellen wollen und erst einmal Ihre Entscheidung hinterfragt wird, Ihr Privatleben, Ihr Intimleben kritisch beäugt wird – und schließlich das Ansinnen abgelehnt. Empörend, absurd, nicht wahr?

Ich will keine Sonderrechte, sondern einfach nur das, was die meisten von uns wollen: ungestört meinen Alltag leben, mich an den normalen Dingen des Lebens erfreuen, mich mit den üblichen Dingen herumschlagen. Was ich nicht will, ist ständig in emotionalen Stress zu geraten, wenn die einfache Frage ertönt: "Haben Sie einen Personalausweis dabei?"

Dann frage ich mich jedes Mal, ob mein Ergänzungsausweis akzeptiert wird, der mich sowieso schon als anders kennzeichnet. Ob ich ellenlang erklären muss, warum ich diesen habe und warum es bitte so kompliziert ist, "einfach nur" meinen abgelegten Namen, meinen "Deadname" zu verwenden. Ich will mich nicht ständig erklären müssen und nur dann über persönliche Themen sprechen, wenn ich das möchte. Kein Zwangs-Outing beim Bootsverleih, bitte sehr.

Es muss weitergehen

Es sind diese kleinen Dinge, die sich ändern werden, wenn ich in absehbarer Zeit den Gang zum Amt antreten kann, um endlich auch auf Geburtsurkunde und Pass eintragen zu lassen, was längst meine Realität ist. Meine Gehaltsabrechnung wird endlich meinen richtigen Namen tragen, und beim Verreisen muss ich nicht mehr die Maske meiner abgelegten Identität überstreifen.

Wird sich mein Leben grundlegend ändern? Nein, denn der Alltag einer trans Person ist auch mit dem passenden Personalausweis in der Tasche nicht einfach. Der Hass auf offener Straße und im Internet wird bleiben – da interessiert niemanden, was beim Amt über mich vermerkt ist. Menschen werden mich immer noch anders einordnen als ich mich fühle und werden zumindest verwundert sein, wenn sie die Diskrepanz feststellen.

Es wird auch nach der Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes nicht heißen: "Ende gut, alles gut". Nur ein weiterer, kleiner Schritt wird gemacht. Aber immerhin gibt es nun kein Zurück mehr.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung der Redakteurin
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