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Innenministerin Nancy Faeser mit "One Love"-Binde: Rettung in letzter Sekunde


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Innenministerin mit Armbinde
Wenigstens sie enttäuscht die Erwartungen nicht

  • Annika Leister
MeinungVon Annika Leister

Aktualisiert am 23.11.2022Lesedauer: 2 Min.
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"Völlig unverständlich": So trotzt Innenministerin Faeser der Fifa in Katar. (Quelle: reuters)
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Innenministerin Nancy Faeser trägt beim deutschen WM-Spiel in Katar die "One Love"-Binde. Es ist eine simple Geste, aber eine bitter notwendige.

Wenigstens eine Vertreterin Deutschlands enttäuscht die Erwartungen nicht: Beim Auftaktspiel der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM steht Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit einer "One Love"-Binde auf der Tribüne. Sie setzt damit ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der LGBTQ-Community, deren Mitgliedern in Katar mehrjährige Haftstrafen drohen.

Dieses Symbol ist umso wichtiger, weil die Nationalelf tatsächlich eingeknickt ist. Manuel Neuers Oberarm ziert statt "One Love" die Standard-Kapitänsbinde. Faeser, die als Innenministerin auch für den Sport zuständig ist, springt also für die Sportler ein. Und sie weiß wohl, dass dies nur eine Behelfslösung sein kann. Denn natürlich ist Neuer auf dem Feld wesentlich stärker im Fokus und häufiger im Bild.

Faeser Botschaft: Nicht mit uns!

Doch es bleibt ein dringend notwendiges politisches Symbol, mit dem Faeser ihrem Besuch in Katar endlich Sinn verleiht. Ihre bisherigen Termine dort, ob mit Frauen- oder Arbeitsrechtlern, waren kaum wahrgenommen worden. Faeser lief Gefahr, dass ihre Anwesenheit im Stadion zu dem verkam, wovor alle sie gewarnt hatten: gute PR für das so umstrittene katarische Regime.

Die von Katar unerwünschte und von der Fifa verbotene "One Love"-Binde am Arm der Ministerin ist eine simple Geste – doch für Faeser ist sie die Rettung und für die Welt ein Signal mit starker Wirkung. Das gilt auch für die Fans vor Ort, egal aus welchem Land. Denn Sicherheitskräfte hatten zuletzt immer wieder Fans aus den Reihen gezogen, die sich mit Regenbogenfarben zeigten, sie befragt und Materialien im Müll entsorgt.

Die deutsche Innenministerin aber können sie nicht so leicht gängeln. Und Faesers Binde ist auch für ihre Sitznachbarn auf der Tribüne – Fifa-Chef Gianni Infantino und Politiker aus anderen arabischen Ländern, in denen es um die Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen ähnlich schlecht bestellt ist wie in Katar – ein deutliches Signal: Ihr mögt eure diskriminierenden Regeln haben, Deutschland aber steht zur queeren Community. Nicht mit uns.

Die viel größere Aufgabe für Faeser bleibt

Faeser verleiht ihrem Besuch in Katar damit endlich Sinn. Dafür heimst sie in den sozialen Medien sofort viel Lob ein: "Respekt!" oder "Nancy stabil!", schreiben die Nutzer dort. Es ist eine wohlverdiente warme Dusche für die für ihre Reise so viel kritisierte Ministerin.

Sie wird Faeser aber nicht von den großen und dringenden Aufgaben entbinden, die sie als Verantwortliche für den Sport in Deutschland nun erwarten: Diskussionen darüber, wie man auf die Fifa einwirken, sie im besten Fall reformieren kann – um eine WM wie in Katar in Zukunft zu verhindern.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen beim Spiel
  • Infografik: Statista
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