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Corona-Chaos bei PCR-Tests: Hab ich jetzt noch Anspruch?


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Neue Regelung
Priorisierung bei PCR-Tests – was das jetzt bedeutet


Aktualisiert am 25.01.2022Lesedauer: 5 Min.
Künftig gelten bei PCR-Tests neue Regeln.Vergrößern des Bildes
Künftig gelten bei PCR-Tests neue Regeln. (Quelle: imago-images-bilder)
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Die Labore kommen bei den PCR-Tests an ihre Grenzen. Deshalb wird künftig bei den hochwertigen Tests priorisiert. Wer künftig noch Anspruch hat und welche Auswirkungen die neue Regelung hat.

Deutschland meldet derzeit jeden Tag Rekordwerte: Omikron sorgt für Zehntausende Neuinfektionen täglich. Jede dieser Neuinfektionen wurde bislang durch einen PCR-Test bestätigt. Nun haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Länderchefs eine gravierende Änderung beschlossen: Künftig haben nicht mehr alle Bürgerinnen und Bürger Anspruch auf einen PCR-Test. Was bedeutet das? Ein Überblick:

Was gilt aktuell noch?

Wer einen positiven Selbsttest hat oder an einer Teststelle ein positives Schnelltestergebnis bekommt, hat laut momentan gültiger bundesweiter Corona-Test-Verordnung Anspruch auf einen PCR-Test. Das gilt laut Bundesregierung auch, wenn die Corona-Warn-App auf Rot steht. Betroffene können sich in so einem Fall an ihren Hausarzt wenden, der dann entweder selbst einen Test durchführt oder an ein Testzentrum überweist. Auch das Gesundheitsamt kann, wenn es über einen positiven Schnelltest informiert wurde, einen kostenlosen PCR-Test anordnen. Diese Regelung wird nun stark angepasst.

Wie viele PCR-Tests werden momentan in Deutschland gemacht?

Zuletzt waren es laut Robert Koch-Institut (RKI) und dem Laborverband ALM rund zwei Millionen Tests in einer Woche – ein Höchststand in der Corona-Krise. Von den zwei Millionen Tests war etwa jeder vierte positiv. Die Labore waren demnach zu 86 Prozent ausgelastet. Für die vergangene Woche wurde eine Kapazität von etwa 2,5 Millionen Tests gemeldet.

Wer bekommt laut neuer Regelung noch einen kostenlosen PCR-Test?

PCR-Tests kommen künftig nur noch eingeschränkt zum Einsatz. Die Tests sollen auf Risikogruppen konzentriert werden und auf Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln. Konkret heißt das: ältere Menschen und andere Risikogruppen, Beschäftigte in Kliniken, Praxen, Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für ein derartiges Modell geworben.

Für den Großteil der Bevölkerung wird auf eine Bestätigung einer durch einen Schnelltest angezeigten Infektion durch einen PCR-Test verzichtet. "Die notwendige Nachtestung soll im Falle eines Engpasses an PCR-Testkapazitäten stattdessen mit einem zweiten überwachten qualitativ hochwertigen Antigentest erfolgen", heißt es.

Dies gelte auch bei Warnungen durch die Corona-Warn-App. Beim Freitesten aus Isolation und Quarantäne nach sieben Tagen wird nun ebenfalls auf Antigen-Schnelltests statt auf PCR-Tests gesetzt.

Wie kann man künftig trotzdem noch einen PCR-Test machen?

Trotz einer Priorisierung der PCR-Tests wird es in Deutschland dem Laborverband zufolge weiter Kapazitäten für andere Bürgerinnen und Bürger geben – diese müssen den Labortest jedoch selbst bezahlen. "Eine Priorisierung der PCR-Tests bedeutet nicht, dass es künftig nur noch PCR-Tests für bestimmte Gruppen gibt", sagte der Vorsitzende des Interessenverbands der akkreditierten Labore in der Medizin ALM, Michael Müller, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wer nicht zur priorisierten Gruppe gehöre, zum Beispiel Reisende, müsse sich möglicherweise aber auf längere Wartezeiten einstellen. Er gehe davon aus, dass private Testzentren auch in Zukunft PCR-Tests für Selbstzahler anbieten.

Die Preise schwanken jedoch deutlich: Derzeit kostet ein PCR-Test je nach Region zwischen 50 und 120 Euro. Für einen PCR-Express-Test, dessen Ergebnis innerhalb von wenigen Stunden vorliegt, muss man durchschnittlich mehr als 150 Euro zahlen.

Warum muss beim Testen priorisiert werden?

In Deutschland infizieren sich täglich Zehntausende Menschen mit dem Coronavirus, die Schwelle von 100.000 neuen Fällen täglich wurde bereits mehrfach überschritten. Experten zufolge könnte die Sieben-Tage-Inzidenz regional bald Werte "von mehreren Tausend" erreichen. Das spiegelt sich auch in den Testkapazitäten wider: Die hohen Zahlen führen zu Engpässen bei der Auswertung von PCR-Tests. Die Labore seien bereits in Teilen überlastet, berichten Bund und Länder. Eine schnelle Ausweitung der Testkapazitäten ist nicht möglich, weil Technik und qualifiziertes Personal fehlen. Deshalb ist es nötig, Priorisierungen vorzunehmen.

Wie und wann wird die neue Strategie umgesetzt?

Einige Fragen zur praktischen Umsetzung sind noch offen. Etwa, ab wann die neue Strategie gelten soll, wer genau den PCR-Test-Anspruch haben wird, wie das konkret nachgewiesen werden soll und was mit denjenigen ist, die zum Beispiel einen positiven Schnelltest und/oder Symptome haben. Es könnte darauf hinauslaufen, dass auch Letztere keinen PCR-Test mehr gestellt bekommen, da die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei hohen Fallzahlen deutlich höher liegt und ein PCR-Testergebnis nicht mehr unbedingt notwendig ist.

Zudem stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Beschränkung auf den Genesenenstatus hat. Bislang gilt als offiziell genesen nur, wer mit einem positiven PCR-Test nachweisen kann, dass er schon eine Corona-Infektion hatte.

Die Details der geplanten Priorisierung sollen jedoch "zeitnah" in einer entsprechenden Verordnung festgelegt werden, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag in Berlin. "Wir werden uns auf jeden Fall bemühen, begleitend zu dem Verordnungsverfahren sehr zeitnah verlässliche und nachvollziehbare Informationen dazu zu liefern."

Sind Schnelltests weiterhin kostenlos?

Alle Bürgerinnen und Bürger haben mindestens einmal pro Woche Anspruch auf einen kostenlosen Antigen-Schnelltest. Diese Regelung bleibt zunächst auch mit der neuen Teststrategie bestehen.

Zählen die Schnelltests auch in die RKI-Zahlen?

Bislang gehen nur positive PCR-Tests in die Fallstatistik ein, nicht etwa positive Schnelltests. Gesundheitsminister Lauterbach plädiert dafür, dass künftig auch positive Antigentests mitgezählt werden. "Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der PCR-Test ein anderes Ergebnis anzeigt als ein professioneller Antigentest, ist sehr gering bei der hohen Prävalenz der Omikron-Variante", sagte er der "Rheinischen Post".


Berichten zufolge spricht sich das RKI dagegen aus, Schnelltestergebnisse mit aufzunehmen. Dies verzerre die Statistiken. Diese werden künftig jedoch ohnehin weniger aussagekräftig sein, da die Dunkelziffer steigen wird, wenn viele Menschen nicht mehr PCR-getestet werden. Noch ist also unklar, inwiefern Schnelltests künftig miteinbezogen werden.

In welchen Fällen liefert auch ein Schnelltest zuverlässige Ergebnisse?

Schnell- und Selbsttests haben im Vergleich zu PCR-Tests eine höhere Fehlerrate. Dennoch bieten auch sie eine gute Möglichkeit, eine Infektion mit dem Coronavirus nachweisen zu können. Michael Müller, der Vorsitzende der Akkreditieren Labore in der Medizin (ALM), verweist jedoch auf die richtige Technik bei der Entnahme der Probe, auf die Qualität der Tests und darauf, sich auch entsprechend vorzubereiten. Man sollte kurz vorher beispielsweise nichts mehr essen oder trinken, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Ist die Corona-Warn-App künftig noch nützlich?

Die Corona-Warn-App (CWA) dient dazu, Menschen darauf hinzuweisen, dass sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten, etwa auf der Arbeit, in der Bahn oder im Restaurant. Demnach werden die Menschen darüber informiert, dass das Risiko einer Ansteckung womöglich höher war. Bislang trugen Infizierte ihr positives PCR-Testergebnis in die App ein.

Seit Mai vergangenen Jahres besteht zwar auch die Möglichkeit, andere mit einem positiven Schnelltestergebnis zu warnen. Das allerdings klappt längst nicht mit jedem Schnelltest – dieser muss von einem qualifizierten Schnelltestzentrum durchgeführt worden sein, das sich als Partner für die CWA hat registrieren lassen.

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Damit verliert die CWA durch die neue Teststrategie auf einen Schlag vermutlich viele positive Testergebnisse, die sonst in der App geteilt worden wären. Lesen Sie hier mehr dazu.

Wie stehen die Deutschen zu den Beschlüssen?

Die Meinung der Deutschen ist bei dem Thema sehr gespalten. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online zeigt, gaben 43 Prozent der Befragten bereits vor dem Corona-Gipfel an, die Entscheidung für richtig zu halten, wenn künftig nur noch bestimmte Berufsgruppen und Personen mit Symptomen Zugang zu PCR-Tests hätten. Fast genauso viele Umfrageteilnehmer, nämlich 41 Prozent, halten den Beschluss für falsch. 16 Prozent der Befragten zeigen sich unentschlossen.

Zur Methodik: In die Umfrage flossen die Antworten von 5.020 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Menschen ein, die zwischen dem 19. und 21. Januar 2022 online gefragt wurden: "Wie würden Sie es bewerten, wenn PCR-Tests bald nur noch für bestimmte Berufsgruppen und Personen mit Symptomen möglich wären?" Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozent, für Teilgruppen kann er abweichen.

Verwendete Quellen
  • Beschlüsse der Bund-Länder-Runde am 24. Januar 2022
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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