Kürzere Quarantäne Was für Geboosterte und Ungeimpfte gelten soll
Die Quarantäne soll unabhängig vom Impfstatus verkürzt werden, fordern die Gesundheitsminister. Für eine Gruppe soll die Isolierung nach einem Corona-Kontakt gänzlich gestrichen werden. Ein Überblick.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat mögliche Änderungen bei Quarantäneregeln angesichts der Ausbreitung der neuen Corona-Variante Omikron konkretisiert. Der SPD-Politiker stellte dazu den Ländern am Mittwoch ein Konzept vor, das sein Ministerium zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) als Grundlage erarbeitet hat.
Diese Empfehlungen sind vorgesehen:
- Bei Geimpften kann die Quarantäne vorzeitig nach sieben Tagen mittels eines Antigen-Tests (mit Zertifikat) beendet werden.
- Beschäftigte der kritischen Infrastruktur: Die Isolation nach einer Corona-Infektion soll für Geimpfte bereits nach fünf Tagen enden. Die neue Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Petra Grimm-Benne (SPD), sagte es gehe um den Medizin- und Pflegebereich, Polizei, Feuerwehr sowie Energie- und Wasserversorgung. Voraussetzung solle ein negativer PCR-Test sein.
- Enge Kontaktpersonen ohne Symptome sollen nach sieben Tagen die Quarantäne beenden dürfen.
- Kinder, die in Schulen oder Horten als Kontaktpersonen eingestuft werden, sollen sich nach fünf Tagen mit anschließendem PCR-Test oder hochwertigem Antigentest "freitesten" können.
- Die bisherige Unterscheidung zwischen schon dominierenden Virusformen und neuen "besorgniserregenden" Varianten soll entfallen – bisher gab es etwa für Omikron strengere Vorgaben.
- Ungeimpfte sollen die Quarantäne nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-Test beenden können.
Ausnahmen für Geboosterte
Zudem empfehlen die Gesundheitsminister und das RKI folgende Ausnahmen:
- Geboosterte sollen ab sieben Tagen nach ihrer dritten Impfung von der Quarantänepflicht für Kontaktpersonen ausgenommen werden. Ihnen werden lediglich regelmäßige Selbsttests empfohlen.
- Auch frisch Geimpfte (ab dem 14. Tag und bis zu zwei Monate nach der zweiten Impfung) sollen als Kontaktpersonen nicht in Quarantäne müssen.
- Gleiches gilt für Genesene, deren Erkrankung weniger als zwei Monate zurückliegt.
Grimm-Benne sagte, eine Verkürzung der Quarantänezeiten müsse "praktikabel umsetzbar" sein. Die Gesundheitsämter seien personell überlastet, deshalb müsse man "zu einfacheren Regelungen" kommen. "Wir wollen, dass die Menschen das verstehen, und wir wollen Lösungen haben, die die Gesundheitsämter mittragen", so die SPD-Politikerin.
Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Vorstöße der Gesundheitsminister befürwortet. "Studien zeigen, dass die Generationszeit – also auch die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist – bei Omikron viel kürzer ist", erläuterte er. "Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen."
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Hintergrund der Überlegungen ist die Sorge, dass wichtige Versorgungsbereiche gefährdet sein könnten, wenn die Infektionszahlen sprunghaft steigen und viele Beschäftigte gleichzeitig in Quarantäne müssten. Lauterbach nannte insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege, Polizei, Feuerwehr sowie die Wasser- und Stromversorgung. Für diese Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden.
Die Empfehlungen der Gesundheitsminister und des RKI sollen in die Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag mit einfließen.
Inzidenz liegt bei knapp 259
Das RKI meldete am Mittwoch einen Anstieg der offiziellen bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz. Es gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 258,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 239,9 gelegen, vor einer Woche bei 205,5 (Vormonat: 439,2).
In einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg ist die Virusvariante Omikron nach Angaben der zuständigen Landesbehörden bereits vorherrschend. Regional werden Corona-Auflagen teils schon verschärft. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit dem 30. Dezember von Tag zu Tag an.
Lauterbach betonte, insbesondere für Ungeimpfte gebe es keinen Grund zur Entwarnung. "Man kann ihnen nicht in Aussicht stellen, dass für sie die Kontaktbeschränkungen kurz- oder mittelfristig aufgehoben werden", so der Minister. "Mein Appell an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Schutzwirkung haben."
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
- Bild: Corona-Quarantäne soll wegen Omikron-Welle verkürzt werden