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"Markus Lanz": Ausgangssperren? Das sind die eigentlichen Probleme


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Corona-Talk bei "Markus Lanz"
Ausgangssperren? Das sind die eigentlichen Probleme

Eine TV-Kritik von Christian Bartels

Aktualisiert am 15.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Michael Müller bei "Markus Lanz": Der Bürgermeister von Berlin hat sich in den jüngsten Sendung erneut gegen eine Ausgangssperre ausgesprochen.Vergrößern des Bildes
Michael Müller bei "Markus Lanz": Der Bürgermeister von Berlin hat sich in der jüngsten Sendung erneut gegen eine Ausgangssperre ausgesprochen. (Quelle: imago images)
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Helfen Ausgangsbeschränkungen gegen Corona oder nicht, weil Ansteckungen fast ausschließlich in Innenräumen stattfinden? Darüber diskutierte Markus Lanz mit Michael Müller, einem Aerosolforscher und einem Bestsellerautor.

Markus Lanz' Stammgast Karl Lauterbach gastierte am Mittwochabend in Sandra Maischbergers ARD-Talkshow. In der zeitgleich laufenden ZDF-Talkshow wurde er dennoch wiederholt erwähnt. So nannte sich Bestsellerautor Ferdinand von Schirach einen "großen Bewunderer von Herrn Lauterbach", allerdings um aktuelle Äußerungen des Gesundheitsexperten zu kritisieren.

Es ging bei Lanz um ein "Thema, das das Land besonders aufwühlt", wie der Moderator sagte: Die nächtlichen Ausgangssperren für Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100, die voraussichtlich kommende Woche als Bundesgesetz beschlossen werden.

Die Gäste:

  • Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin (SPD)
  • Helene Bubrowski, "FAZ"-Journalistin
  • Ferdinand von Schirach, Bestsellerautor
  • Gerhard Scheuch, Aerosolforscher

Zwei bekannte Gegner solcher Ausgangssperren saßen im Studio: Berlins Regierungschef Müller, dieses Mal nicht nur zugeschaltet, und Gerhard Scheuch von der Gesellschaft für Aerosolforschung, die in einem offenen Brief Ausgangsbeschränkungen ausdrücklich "kontraproduktiv" nennt und damit allerhand Aufmerksamkeit erregt.

Müller bezeichnete Ausgangssperren als einen "harten Grundrechtseingriff", den er für falsch hält. Solange die Länder nicht per Bundesgesetz dazu gezwungen werden, werde es in Berlin keine Ausgangssperren geben.

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Um die Diskussion anzufeuern, argumentierte Lanz für Ausgangssperren. Die übrigen Gäste bezogen wiederum Position dagegen: Nach über einem Jahr Pandemie würden die Menschen "passgenaue Regeln" erwarten, die etwa nächtliche Spaziergänge auch ohne Hund gestatten, sagte die "FAZ"-Journalistin Helene Bubrowski.

Die Politik dürfe "nicht diese blöde Inzidenz als einzigen Wert" heranziehen, forderte von Schirach. Eigentlich bewundere er Karl Lauterbach, sei von dessen Reaktion auf die Forderungen der Aerosolforscher aber irritiert. Lauterbach hatte Zweifel an deren Argumenten angemeldet. Tatsächlich schade, dass er in einer anderen Talkshow saß. Hier wäre eine direkte Konfrontation fruchtbar gewesen.

Der Biochemiker Scheuch kam erst spät zu Wort und betonte zunächst ebenfalls, wie sehr er "Herrn Lauterbach schätzt". Dann führte er seine These "Im Innenraum ist das Problem" aus: Studien hätten belegt, dass veritable 99,9 Prozent der Corona-Ansteckungen drinnen stattfinden. Aerosolwolken, die sich bereits durch normales Atmen, also auch ohne Sprechen oder Singen verbreiten, könnten potenziell tagelang in der Raumluft schweben, zumal wenn nicht gelüftet werde.

Die beiden effektivsten von sechs Maßnahmen, die Scheuch umriss, seien also: Sich mit möglichst wenigen Personen gemeinsam in einem Raum aufzuhalten und diese Treffen auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu beschränken.

Luftreinigungsgeräte sind nach Meinung des Forschers wirksam

Scheuch sprach auch ein Thema an, das in den Medien eher selten vorkommt. Aktuell lägen auf den Intensivstationen vor allem "Leute aus wirtschaftlich sehr schwierigen Verhältnissen", bei denen ebenfalls davon auszugehen sei, dass sie sich in engen Wohnungen infiziert hätten, sagte er. Dem Berliner Bürgermeister spendierte Scheuch ein "Hut ab", weil Müller zufolge in Berliner Schulen bereits rund 7.000 Luftreinigungsgeräte stehen. Diese gehören auch zu den effektiven Maßnahmen.

Auf Lanz' Frage, warum anderswo noch kaum auf Lüfter gesetzt werde, antwortete Müller, dass das eben Bundesländer-Spielräume seien, wie sie durch das neue Bundesgesetz verschwinden dürften. Dieses Thema hätte Vertiefung vertragen. Doch ging die Talkshow gegen Mitternacht in einen Gedankenaustausch zu unterschiedlichen Corona-Themen über.

Die Journalistin Bubrowski forderte "mehr Impfstoffpragmatismus" und weniger strikte Priorisierung, indem sie die deutsche Haltung kritisierte, dass, bevor es einem Vordrängler etwas besser gehen könnte, es lieber allen schlechter gehen solle. Lanz stimmte mit Verve zu – woraufhin auf Twitter bezweifelt wurde, dass er diese Haltung schon lange vertritt. Den Oberbürgermeister aus Halle, der sich vorzeitig impfen ließ, hatte er schließlich im Februar "gehörig in die Mangel" genommen.

Schirachs Buch kann nicht mehr ausführlich besprochen werden

Anschließend sollte es noch um das neue Ferdinand-von-Schirach-Buch "Jeder Mensch" gehen. Lanz gab sich fasziniert von der "unglaublichen Klarheit" des schmalen Büchleins über eine mögliche Erweiterung der Grundrechte. Die Diskussion war weniger von Klarheit geprägt, sondern eine eher zähe Auseinandersetzung zwischen dem weit ausholenden Autor und der scharf nachfragenden Helene Bubrowski.

Vermutlich waren Schirachs Beispiele – darunter Lügen in der Politik am Beispiel Donald Trumps und das Geschäftsgebaren von Datenkraken wie Google und Facebook – einfach zu große Themen für das letzte Viertel einer Spätabend-Talkshow. Das sah Lanz dann offenbar ähnlich und kündigte an, übernächste Woche mit von Schirach darüber weiter zu diskutieren.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 14. April 2021
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