Skandal um Impfvordrängler AfD-Fraktionschef ließ auch 16-jährigen Sohn vorzeitig impfen
Der AfD-Politiker Markus Wagner hat Familienmitgliedern Corona-Impfungen verschafft. Auch sein 16 Jahre alter Sohn soll geimpft worden sein – und das, obwohl er noch lange nicht an der Reihe ist.
In der "Impf-Vordrängler"-Debatte ist AfD-Fraktionschef Markus Wagner nach Impfungen von Familienangehörigen erneut in den Fokus gerückt. Der NRW-Fraktionsvorsitzende (56) hatte dem WDR bereits mitgeteilt, er und seine Frau seien geimpft worden.
Wagner ist geschäftsführender Gesellschafter einer Einrichtung der Eingliederungshilfe für psychisch Erkrankte im Kreis Minden-Lübbecke. Nach Angaben des WDR-Politmagazins "Westpol" vom Sonntag bestätigte Wagner nun auch eine Impfung seines 16 Jahre alten Sohnes und seiner Schwiegermutter (81) in seiner Sozialeinrichtung.
16-Jährige sind noch längst nicht an der Reihe
Sein Sohn arbeite immer wieder in der Einrichtung mit, habe etwa mit Bewohnern gebastelt oder den Hausmeister unterstützt, zitierte "Westpol" den AfD-Politiker via Twitter. Kein anderer Bewohner oder Mitarbeiter habe dadurch auf eine Impfung verzichten müssen. Nach festgelegter Impfpriorität gehören 16-Jährige erst in die Gruppe vier, der Jugendliche wäre demnach noch längst nicht an der Reihe.
Am Donnerstag hatte der FDP-Abgeordnete Ralph Bombis mitgeteilt, er lege alle politischen Ämter mit sofortiger Wirkung nieder und werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren. Er und seine Frau waren wegen ihrer Arbeit bereits geimpft worden. Bombis führt drei Senioren- und Pflegeheime. Die aktuelle Impfverordnung sieht weder Strafen noch Bußgelder für "Vordrängler" vor. Wagner war für eine dpa-Anfrage zunächst nicht zu erreichen.
Bezirksregierung Detmold prüft den Fall jetzt
In die Debatte hat sich nun auch die Bezirksregierung Detmold eingeschaltet. "Die Bezirksregierung geht dem Fall nach. Hierzu hat sie den Kreis Minden-Lübbecke um Bericht gebeten. Sobald der Bericht vorliegt, wird die Bezirksregierung den Sachverhalt eingehend prüfen", sagte ein Sprecher.
Die Bezirksregierung ist als Aufsichtsbehörde für Fälle mutmaßlicher Verstöße gegen die Impfordnung zuständig. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kann die Behörde, wenn sie auf den Verdacht einer Straftat stößt, den Fall bei der Staatsanwaltschaft anzeigen.
- Nachrichtenagentur dpa