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Corona-Ausbruch: Söder verteidigt Urlaubsverbot für Menschen aus Corona-Hotspots


"Lockdown light" in NRW
Söder verteidigt Urlaubsverbot für Menschen aus Corona-Hotspots

Von dpa-afx
Aktualisiert am 24.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war mit dem Bundesliga-Neustart zufrieden.Vergrößern des Bildes
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war mit dem Bundesliga-Neustart zufrieden. (Quelle: Sven Hoppe/dpa./dpa)

Erstmals ist nach den bundesweiten Einschränkungen in der Corona-Krise ein regionaler "Lockdown light" in Kraft getreten. Zehntausende Menschen sind betroffen. Ein Urlaub muss für sie weiter warten. Ein Überblick.

Nach dem massiven Corona-Ausbruch in einem Fleischbetrieb von Tönnies ist das öffentliche Leben in zwei Landkreisen von Nordrhein-Westfalen wieder eingeschränkt. Um Mitternacht traten im Landkreis Gütersloh und im Nachbarkreis Warendorf erneut strenge Auflagen in Kraft. Betroffen sind insgesamt rund 640.000 Einwohner. Das Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh gilt als Ausgangspunkt des Ausbruchs, auch im Raum Warendorf wohnen viele Tönnies-Mitarbeiter.

Im öffentlichen Raum dürfen nun nur noch zwei Menschen oder Menschen aus einem Familien- oder Haushaltsverbund zusammentreffen, wie die Landesregierung am Dienstag mitgeteilt hatte. Zudem sollen eine Reihe von Freizeitaktivitäten unterbleiben. So müssen den Angaben zufolge zum Beispiel Museen, Kinos, Fitnessstudios, Hallenschwimmbäder und Bars geschlossen vorübergehend werden. Die Vorschriften für die neuen Einschränkungen gelten zunächst für eine Woche bis zum 30. Juni.

Vertreter beider Kreise sprachen von einem "Lockdown light", da Geschäfte und Restaurants weiter geöffnet bleiben dürfen. Er nenne die Maßnahmen "Lockdown soft oder Lockdown light", sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU). "Wenn man das vergleicht mit dem, was wir im März hatten, ist das was, mit dem man sich arrangieren kann. Längst nicht so hart und nur auf eine Woche begrenzt."

Einreise in andere Bundesländer beschränkt

Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wollen Bürger aus Corona-Risikogebieten nur noch unter strengen Auflagen einreisen lassen. In Schleswig-Holstein sollen sie sich künftig nach der Einreise zwei Wochen in Quarantäne begeben. Auf der Insel Usedom waren Urlauber aus dem Kreis Gütersloh schon am Montag aufgefordert worden, Mecklenburg-Vorpommern wieder zu verlassen. In einer Telefonkonferenz wollen die Gesundheitsminister der Länder an diesem Mittwoch über eine einheitliche Linie im Umgang mit Reisenden beraten.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte davor, Urlauber aus dem Kreis Gütersloh zu stigmatisieren. "Die Botschaft an alle, die jetzt auf Gütersloh schauen: Es sind außerhalb der Beschäftigten in der Fleischindustrie so gut wie keine Fälle bisher bekannt", sagte er am Dienstagabend in der ARD.

Söder verteidigte die Beschränkungen

Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) verteidigte die Beschränkungen für Urlauber aus Corona-Risikogebieten dagegen als unbedingt notwendige Sicherheitsmaßnahme für alle Beteiligten. "Wir möchten nicht, dass der Urlaub in Bayern für viele Leute unsicher wird", sagte er in der ARD und im Bayerischen Fernsehen.

In Bayern dürfen Beherbergungsbetriebe künftig keine Menschen mehr aufnehmen, die aus einem Landkreis einreisen, in dem die Zahl der Neuinfektionen in den zurückliegenden sieben Tagen bei mehr als 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Ausnahmen soll es nur für jene geben, die einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen könnten. Im Kreis Gütersloh war die sogenannte 7-Tages-Inzidenz zuletzt auf einen Wert von weit über 200 gestiegen.

Direkte Kritik am Corona-Krisenmanagement der NRW-Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) übte Söder nicht. Auf die Frage, ob die strikten Beschränkungen für die beiden betroffenen Landkreise zu spät verhängt worden sei, sagte er: "Das kann ich von hier aus nicht beurteilen. Ich glaube, dass die Entscheidung jetzt aber richtig ist." Er müsse Laschet keinen Rat geben, dieser wisse genau, was er zu tun habe. Söder sagte lediglich, man habe sich schon ein "bisschen gewundert", warum die Menschen in den Corona-Hotspots nicht von Anfang an für eine Woche oder zehn Tage unter sich bleiben mussten.

Söder warnte, das Coronavirus bleibe eine tödliche Herausforderung. "Das ist wie ein Funke, der zu einem Buschfeuer innerhalb von Sekunden werden kann - das hat sich leider bestätigt." Er betonte, Bayern bleibe deshalb auf vorsichtigem Kurs.

Corona-Tests werden ausgeweitet

Mit Inkrafttreten der strengen Regeln werden in den Landkreisen Güterloh und Warendorf die Corona-Tests deutlich ausgeweitet. Laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sollen Bewohner und Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen, Mitarbeiter der Krankenhäuser, Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel und Kioskpersonal durchgetestet werden. Das gilt auch für die Beschäftigten von Unternehmen und Subunternehmen, die zentrale Gemeinschaftsunterkünfte betreiben oder viele Werkvertragsarbeitnehmer beschäftigen.

Alle Bürger der beiden Kreise sollen die Möglichkeit erhalten, sich kostenlos testen zu lassen. Mehr als 1.500 Tönnies-Beschäftige sind nach bisherigen Angaben des Kreises Gütersloh nachweislich infiziert. Rund 7.000 Mitarbeiter wurden schon vor den Tests unter Quarantäne gestellt. Zudem wurden im Kreis Gütersloh schon vor Tagen alle Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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