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Urlaub trotz Corona: "Wer in diesem Jahr ins Ausland reist, ist egoistisch"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Corona-Krise
"Wer in diesem Jahr ins Ausland reisen muss, ist egoistisch"

Pro & KontraVon Annemarie Munimus, Luis Reiß

Aktualisiert am 13.06.2020Lesedauer: 1 Min.
In Zeiten der Corona-Pandemie: Auch in diesem Jahr ist der Urlaub im Ausland, beispielsweise auf Mallorca, möglich.Vergrößern des Bildes
In Zeiten der Corona-Pandemie: Auch in diesem Jahr ist der Urlaub im Ausland, beispielsweise auf Mallorca, möglich. (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)
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Reisewarnungen werden aufgehoben, Grenzen geöffnet. Doch ein Risiko beim Reisen bleibt in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Ist es richtig, ins Ausland in den Urlaub zu fahren?

Egal, ob Sandstrand oder Berge: Für viele Menschen ist der Sommerurlaub ein Höhepunkt des Jahres. Er bietet Tage der Entspannung und ist ein Stück Normalität. Und wann war das nötiger als nach monatelangen Einschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie?

Doch Experten warnen weiterhin vor einer zweiten Welle. In einigen Ländern steigt die Zahl der Neu-Infizierten wieder. Und wie unter anderem Recherchen von t-online.de gezeigt haben, war der Urlaubsort Ischgl einer der ersten Hotspots der Pandemie in Europa.

Dieser Gegensatz führt unweigerlich zu der Frage:

Ist es in der aktuellen Situation richtig, ins Ausland in den Urlaub zu fahren?

Pro
Luis Reiß

Ja, null Risiko gibt es nirgendwo

Die Moralkeule bringt bei dieser Frage nichts. Ob man seinen Urlaub im Ausland verbringt oder nicht, ist einzig und allein eine Frage der neuen Corona-Vernunft.

Das Wichtigste ist die Lage vor Ort. Auch in den ehemaligen Epizentren der Pandemie wie Italien gibt es längst Regionen, die ganz oder nahezu frei vom Coronavirus sind. Beispiel Südtirol: Hier wurden am Donnerstag noch vier Neuinfektionen nachgewiesen. Im Aostatal oder auf Sizilien keine. Das Risiko vor Ort ist nicht größer als in einem bayrischen Großraumbüro oder einem Berliner Supermarkt. Ein Verbot gibt es aus gutem Grund nicht mehr, offizielle Reisewarnungen und Einreisesperren werden aufgehoben. Kein Grund für Hysterie also.

Natürlich lauern beim Reisen trotzdem Gefahren. Die lassen sich jedoch mit drei Regeln minimieren:

1. Je individueller desto besser – also: Auto ist sicherer als Ferienflieger.

2. Steigen die Zahlen in der Urlaubsregion, muss die Reise kurzfristig storniert werden. Egal, wie bitter das ist. Die meisten Reiseanbieter erlauben das derzeit kostenlos.

Und 3. Vor der Anreise sollte man sich über die Schutzmaßnahmen vor Ort informieren, so gut das eben geht.

Wer unter diesen Bedingungen nicht ins Ausland will, kann ja zuhause bleiben. Verantwortungsvoller oder "richtiger" handelt er deshalb nicht. Zur neuen Corona-Realität gehört auch die Erkenntnis: null Risiko gibt es nirgendwo.

Kontra
Annemarie Munimus

Nein, es ist egoistisch

Wer im Pandemie-Jahr unbedingt ins Ausland reisen muss, ist schlichtweg egoistisch.

Reisen ist für viele ein Statussymbol: Ferner, exotischer, individueller muss es sein. "Ich kann es mir leisten, ich habe mir das verdient." So war das zumindest vor Corona. Doch die weltweite Reisegeilheit hatte einen nicht unerheblichen Anteil an der rasend schnellen Ausbreitung des Coronavirus über den gesamten Globus.

Es geht nicht darum, dass sich die Deutschen dieses Jahr nicht erholen sollen. Aber wer in ein anderes Land reist, nimmt die unnötige Gefahr in Kauf, das Virus dorthin einzuschleppen oder es als Souvenir mitzubringen. Wer dann auch noch im Ausland medizinisch versorgt werden muss, nimmt die dortigen medizinischen Kapazitäten, die vielleicht nicht ausreichend vorhanden sind, in Anspruch. Die traumatischen Zustände in den italienischen und spanischen Krankhäusern vom Beginn der Corona-Krise können wir vielleicht angesichts der Aussicht auf einen schönen Standurlaub verdrängen. Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die Geschehnisse in den betroffenen Ländern selbst schon verarbeitet wurden.

Was ist, wenn die zweite Welle kommt, wenn wir in Italien am Sandstrand liegen? Was soll's! Irgendwer wird schon für die Rückholaktion zahlen! Etwa 50 bis 100 Millionen Euro an Steuergeldern waren das übrigens beim letzten Mal.

Deshalb: Bleiben Sie einfach zuhause. Nicht für immer, nur dieses Jahr. Deutschland ist wunderschön! Wer jetzt jammert, weil er auf seinen Strandurlaub auf Mallorca verzichten muss, hat womöglich nur keine anderen Probleme.

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