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Coronavirus-Obergrenze: Ärzte in Gesundheitsämtern kritisieren Zahl


Kritik an Corona-Notbremse
Ärzte in Gesundheitsämtern: Obergrenze ist viel zu hoch

Von dpa
08.05.2020Lesedauer: 2 Min.
Eine Mitarbeiterin hält ein Abstrichstäbchen eines Coronavirus-Tests: "Uns ist schleierhaft, wo sie herkommt", sagt die BVÖGD-Vorsitzende über die Zahl 50, bei der die Obergrenze liegt. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Eine Mitarbeiterin hält ein Abstrichstäbchen eines Coronavirus-Tests: "Uns ist schleierhaft, wo sie herkommt", sagt die BVÖGD-Vorsitzende über die Zahl 50, bei der die Obergrenze liegt. (Symbolbild) (Quelle: Britta Pedersen/dpa-bilder)

Es sollte nicht mehr als 50 neue Infektionsfälle pro Woche und 100.000 Einwohner in einem Landkreis geben: So ist die neue Regelung. Wie kommt es dazu? Das fragen sich die Gesundheitsämter – und schlagen Alarm.

Der Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hat die in den Lockerungsplänen von Bund und Ländern vereinbarte Infektionsobergrenze als viel zu hoch kritisiert. "Wie die Gesundheitsämter damit klar kommen sollen, ist mir ein Rätsel. Das ist nicht zu schaffen", sagte die Verbandsvorsitzende Ute Teichert dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Gesundheitsämter werden ohne dauerhafte Personalunterstützung in die Knie gehen."

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Die Obergrenze hatten Bund und Ländern als "Notbremse" im Lockerungskonzept vereinbart. Die Länder sollen laut Beschluss sicherstellen, dass in Landkreisen oder kreisfreien Städten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen sofort wieder ein konsequentes Beschränkungskonzept umgesetzt wird.

Die Gesundheitsämter sind an der Belastungsgrenze

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Donnerstag im Bundestag gesagt, der öffentliche Gesundheitsdienst sei ein wichtiger Pfeiler in dieser Krise und solle weiter gestärkt werden. Ein ins Parlament eingebrachter Gesetzentwurf der großen Koalition sieht insgesamt 50 Millionen Euro für die bundesweit 375 Gesundheitsämter vor, um vor allem die Digitalisierung von Prozessen voranzubringen.

Fahren Sie mit dem Mauszeiger über einen Landkreis, um zu erfahren, wie viele Neuinfektionen es in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gab. Die Daten stammen vom Robert Koch-Institut und werden täglich aktualisiert. Bitte beachten: Landkreise und gleichnamige Kreisstädte werden gesondert ausgewiesen. Um beispielsweise den Wert für die Stadt Rosenheim im Landkreis Rosenheim zu sehen, müssen Sie gegebenenfalls in die Karte hineinzoomen.

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Teichert sagte dem "RND" weiter: "Die Zahl 50 ist eine mir nicht bekannte Zahl. Uns ist schleierhaft, wo sie herkommt." Sie betonte, die Gesundheitsämter hätten in den vergangenen Wochen die Arbeit nur geschafft, weil das Personal unter anderem durch Medizinstudenten und viele Freiwillige verdrei- bis vervierfacht worden sei.

"Und dennoch sind alle Mitarbeiter der Gesundheitsämter in den vergangenen Wochen auf dem Zahnfleisch gekrochen." Die Aushilfskräfte seien nun teilweise schon wieder weg, weil sie ins Studium oder in ihren eigentlichen Job zurückgekehrt seien.

Vertuschen hat keinen Zweck

Kanzleramtsminister Helge Braun rief hingegen dazu auf, die Obergrenze zu achten. Bei 50 Neuinfektionen pro hunderttausend Einwohner "muss die Feuerwehr kommen, denn dann brennt der Dachstuhl lichterloh", sagte Braun am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "maybrit illner". Zugleich warnte er davor, das wahre Ausmaß der Infektionen aus Angst vor neuen Beschränkungen zu verschleiern. Anders als bei anderen Krisen komme man im Fall des Coronavirus "nicht unbemerkt irgendwie durch, sondern man wacht irgendwann mit 100 oder 200 Infektionen wieder auf, mit überforderten Krankenhäusern".

Braun betonte zugleich: "Es gibt keinen Automatismus für breite Kontaktbeschränkungen." Weil etwa der aktuell besonders große Corona-Ausbruch im thüringischen Greiz "sehr abgegrenzt" insbesondere in Pflegeeinrichtungen stattfinde, könne er sich gut ein Beschränkungskonzept vorstellen, das ohne breite, allgemeine Beschränkungen auskomme.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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