Pressekonferenz zur Corona-Lage Merkel bricht eine Lanze für die Wissenschaft
Es wird wieder ein wenig gelockert – Spielplätze, Kultureinrichtungen und Gotteshäuser sollen in der Corona-Krise wieder öffnen. Kanzlerin Merkel äußerte sich bei einer Pressekonferenz auch zur Kritik an der Wissenschaft.
Nach den Spitzenberatungen von Bund und Ländern hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Nachmittag über weitere Lockerungen informiert. Bei einer Pressekonferenz in Berlin erklärte sie, dass nun Spielplätze, Kultureinrichtungen und Gotteshäuser wieder öffnen dürften. Die Kanzlerin äußerte sich auch zu Hilfen für die Wirtschaft und den näher rückenden Sommerferien – und brach eine Lanze für die Wissenschaft.
So verteidigte sie etwa Virologen wie den Berliner Institutsdirektor Christian Drosten gegen Kritik. Merkel sagte: "Es ist ganz menschlich, dass wir uns alle wünschen, dass wir schnell wieder so leben können, wie es war, bevor dieses Virus in unser Leben getreten ist." Sie warne aber deutlich davor, "den Bringer der Botschaft dafür verantwortlich zu machen, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht".
Merkel lobt deutsche Wissenschaftler
Deutschland habe herausragende Wissenschaftler in den Bereichen Virologie und Epidemiologie, "auf deren Stimme wir hören können und auf deren Stimme auch viele andere außerhalb Deutschlands hören", sagte Merkel. Mit dem Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité habe Deutschland immerhin jenen Forscher, der den ersten Test für das Coronavirus entwickelt habe.
Bei einer Konferenzschalte hatte sich die Bundeskanzlerin zuvor mit den Ministerpräsidenten der Länder auf weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen geeinigt, die besonders Familien, aber auch das kulturelle Leben betreffen. So sollen etwa Spielplätze, Museen und Zoos wieder geöffnet werden sowie Gottesdienste wieder stattfinden können. Die Lockerungen sind mit strengen Auflagen zu Besucherzahl und Hygieneschutz verbunden. Details sollen nun auf Länderebene festgelegt werden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Kontakteinschränkungen verlängert
Die geltende Kontaktsperre und andere Einschränkungen wurden gleichsam bis mindestens 10. Mai verlängert. Die Gefahr durch die Corona-Pandemie sei noch lange nicht gebannt, mahnte Merkel. "Deshalb bleibt Vorsicht das Gebot." Jede Lockerung der strengen Corona-Auflagen führe "natürlich dazu, dass Menschen sich wieder mehr in der Öffentlichkeit bewegen". Deswegen müsse bei jeder Maßnahme genau geprüft werden, wie sie sich auf das Infektionsgeschehen auswirke. "Es bleibt unbedingt notwendig, dass wir diszipliniert bleiben", sagte die Kanzlerin.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, dass die "Geduld der Menschen dafür gesorgt hat, dass Deutschland sich stabilisiert hat". Wie Merkel mahnte er, nun nichts zu überstürzen. "Besonnenheit ist unsere Aufgabe – keine Experimente mit der Gesundheit der Menschen." Zwar seien die am Donnerstag gefassten Beschlüsse ein Schritt zurück in die Normalität, "aber eine Normalität mit Corona. Eine andere Normalität gibt es derzeit nicht."
Reisen in Europa nicht auf der Agenda
Wie zu erwarten war, äußerte sich die Kanzlerin in Sachen Sommerurlaub zurückhaltend. Reisen in Europa stünden derzeit nicht auf der Agenda, sagte sie. Deutschland sei beim Kampf gegen das Virus im internationalen Vergleich auf einem "komfortablen" Niveau. In anderen europäischen Ländern dagegen gebe es noch einen Lock-Down. Die Frage europäischer Reisebedingungen stehe deswegen nicht auf der Tagesordnung.
Die Bundesregierung hatte bereits die weltweite Reisewarnung für Touristen wegen der Corona-Pandemie bis mindestens 14. Juni verlängert. Damit sind über Pfingsten noch keine Urlaubsreisen ins Ausland möglich. Über die Hauptferienzeit im Sommer ist aber noch nichts gesagt – die Schulferien beginnen erst ab dem 22. Juni.
Merkel dämpfte auch Hoffnungen der Automobilindustrie auf schnelle Beschlüsse zu speziellen Anreizen für die Branche. Beim Autogipfel am Dienstag im Kanzleramt werde es dazu noch keine Entscheidung geben, sagte sie. Wenn, dann sei das Ganze eingebettet in ein umfassenderes Konzept zur Stimulation der Wirtschaft insgesamt.
Entscheidung zu Schulen und Kitas am 6. Mai
Die Entscheidung über weitere Öffnungen von Schulen und Kitas vertagten Bund und Länder auf den 6. Mai. Dann sollten "sehr klare Entscheidungen" fallen, "in welcher Folge und in welcher Art und Weise Schule, Kita wieder möglich sind", kündigte Merkel an. Für den kommenden Mittwoch ist die nächste Beratungsrunde von Bund und Ländern geplant.
Sie gehe bei der Rückkehr nicht von einem "Entweder-Oder" aus, "nur die großen Schüler oder nur die kleinen", sagte Merkel. Sie denke eher an einen "parallelen Prozess der verschiedenen Altersgruppen", bei dem zunächst aber keine Gruppe komplett zurückkehre. Bayerns Ministerpräsident Söder betonte: "Es wird auf keinen Fall mehr ein normales Schuljahr werden."
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa