Urlaub in Zeiten von Covid-19 Werden die Sommerferien wegen der Pandemie verkürzt?

Bundestagspräsident Schäuble schlägt verkürzte Sommerferien vor. CSU-Chef Markus Söder ruft zum Urlaub innerhalb Deutschlands auf. Die Debatte um die Reisezeit nimmt Fahrt auf.
Um den Sommerurlaub in diesem Jahr ist angesichts der Corona-Pandemie eine Diskussion entbrannt. Während der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Planung eines Urlaubs in Deutschland empfahl, empfahl sein saarländischer Kollege Tobias Hans (CDU) am Donnerstag Zurückhaltung. "Es ist jetzt zu früh, um über den Sommerurlaub zu debattieren", sagte Hans im Sender RTL.
Die bisherigen Erfolge dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden. "Wir tasten uns ganz vorsichtig voran, wir fahren quasi auf Sicht mit beiden Händen am Lenkrad, und ich glaube, dass auch nur dieses Handeln letztendlich verantwortungsvoll ist", sagte Hans. Dennoch könne sich das Land nicht ewig einsperren. "Wir müssen ja zurückkehren in eine neue Normalität, in eine Normalität mit Corona."
Nach fast vier Wochen hatten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch darauf verständigt, erste Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus in Deutschland zu lockern. So dürfen kleine und mittlere Geschäfte wieder öffnen. Die Schulen bleiben dagegen für die meisten Schüler erst einmal dicht, nur für einige Jahrgänge soll es ab dem 4. Mai wieder Unterricht geben – einzelne Länder können vom Termin aber abweichen. Die wegen der Pandemie verhängten Kontaktbeschränkungen wurden bis mindestens 3. Mai verlängert.
CSU-Chef empfiehlt Urlaub in Deutschland
Söder hatte zuvor empfohlen, den Sommer in Deutschland zu verbringen. "Meine Einschätzung ist, wenn man das Infektionsgeschehen anderer Länder anschaut, ist der Urlaub wohl besser in Deutschland zu machen", sagte er am Mittwochabend "Bild Live". Es gebe "wundervolle Ziele".
Am Donnerstag sagte Söder nach einer Sitzung des bayerischen Landeskabinetts, dass er eine "leise Hoffnung" für Restaurant- und Hotelöffnungen Anfang Juni hege. Das sei jedoch "keine feststehende Aussicht". Potenzielle Entlastung für Gastronomen und Hotelbetreiber erhofft sich Söder dabei nach eigenen Angaben von einem möglichen starken Trend zum Sommerurlaub in Deutschland.
Vor diesem Hintergrund rechne die bayerische Landesregierung für den Fall entsprechender Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Deutschland im Sommer mit einem "ziemlichen Run" auf touristische und gastronomische Angebote innerhalb Bayerns. Momentan sind die Bürger noch aufgefordert, generell auf Reisen zu verzichten. Weltweit besteht eine Reisewarnung. Es ist unklar, wann es zu ersten Lockerungen kommt.
Kritik an widersprüchlichen Botschaften
Der Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, kritisierte widersprüchliche Botschaften Söders und von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Es könne nicht sein, dass Söder zum Sommerurlaub in Deutschland aufrufe und von der Leyen "erst am Wochenende von der jetzigen Planung des Sommerurlaubs für Juli oder August abgeraten hat, weil niemand wegen Corona derzeit verlässliche Vorhersagen machen könne", sagte Theurer. Länder, Bund und EU-Kommission müssten mit einer Stimme sprechen und "klare sowie verlässliche Signale senden".
Schäuble bringt Verkürzung der Sommerferien ins Spiel
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat derweil eine Verkürzung der Sommerferien ins Gespräch gebracht. "Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen", sagte der CDU-Politiker der Zeitung "Augsburger Allgemeine". Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Corona-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen.
"Im Moment ist ohnehin noch aus vielen Gründen unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann", sagte Schäuble. "Das Urlaubskonto vieler Eltern dürfte durch die Krise jetzt schon strapaziert sein." Deshalb könne er die verstehen, "die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen".
- Nachrichtenagenturen dpa und afp