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Anschlag in Halle: Im Verhör bezeichnet sich der Attentäter als "judenkritisch"


Anschlag in Halle
Ermittler suchen nach möglichen Unterstützern des Angreifers

Von dpa, afp, cwe

Aktualisiert am 14.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Stephan B., der Tatverdächtige von Halle, wird von Beamten der Bundespolizei per Hubschrauber zu einer Anhörung nach Karlsruhe gebracht.Vergrößern des Bildes
Stephan B., der Tatverdächtige von Halle, wird von Beamten der Bundespolizei per Hubschrauber zu einer Anhörung nach Karlsruhe gebracht. (Quelle: reuters)

Nach der Vernehmung des Attentäters von Halle am Bundesgerichtshof werden weitere Details aus Stephan B.

Der Attentäter von Halle hat bei der Vernehmung am Bundesgerichtshof in Karlsruhe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weitgehend gestanden. Der Haftbefehl legt Stephan B. zweifachen Mord und siebenfachen Mordversuch zur Last. Nach Einschätzung der Ermittler wollte der 27-Jährige bei dem Anschlag am Mittwoch ein Massaker anrichten und Nachahmer zu ähnlichen Taten anstiften.

B. hatte zunächst versucht, sich mit Waffengewalt Zutritt zu einer Synagoge in Halle zu verschaffen. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine Passantin und einen Mann in einem Döner-Imbiss. Dazu sagte B.s Anwalt Hans-Dieter Weber laut SWR, aus Sicht seines Mandanten sei die Tat "schiefgegangen". Zielrichtung sei eine andere gewesen; die Opfer, die es gegeben habe, seien nicht vorgesehen gewesen.

In der mehrstündigen Vernehmung habe B. ein umfassendes Geständnis abgelegt und auch ein rechtsextremistisches, antisemitisches Motiv für seinen Anschlag angegeben, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe.

Waffen für wenig Geld selbst gebaut

Laut "Spiegel Online" erklärte B. in der Vernehmung, die verwendeten Waffen mit einfachen Mitteln und wenig Geld selbst hergestellt zu haben. Ermittler fanden demnach bei einer Durchsuchung in Helbra in Sachsen-Anhalt einen 3D-Drucker, den B. möglicherweise zur Herstellung von Waffen nutzte. Dieser soll sich in einem gelegentlich von B. genutzten Zimmer in der Wohnung seines Vaters befunden haben. In einem weiteren Zimmer, in dem B. bei seiner Mutter wohnte, hätten die Fahnder eine Festplatte beschlagnahmt.

Den Umgang mit Waffen lernte B. offenbar auch bei der Bundeswehr. Nach Informationen der Deutsche Presse-Agentur absolvierte er dort in den Jahren 2010 und 2011 seinen sechsmonatigen Wehrdienst, bevor die Wehrpflicht ausgesetzt wurde.

Durch Verschwörungstheorien im Netz beeinflusst

B.s Verteidiger sieht in dem Hang seines Mandanten zu Verschwörungstheorien den Auslöser der Bluttat. "In seinem Weltbild ist es halt so, dass er andere verantwortlich macht für seine eigene Misere", sagte Weber dem SWR. Dies sei letztendlich der Auslöser für sein Handeln. Insbesondere in sogenannten Imageboards im Internet habe er verschwörungstheoretische Inhalte konsumiert.

Sein Mandant habe ausgesagt, die Tat vom Mittwoch alleine geplant und begangen zu haben, sagte Weber weiter. Eine ihm unbekannte Person habe B. einmalig finanziell unterstützt. Von der Internetbekanntschaft habe er anonym 0,1 Bitcoin erhalten (umgerechnet 750 Euro). Davon hatte B. auch bereits in einem von ihm im Internet veröffentlichten Dokument berichtet.

Ermittler suchen nach möglichen Unterstützern

Für die Ermittler in dem Fall steht dennoch aktuell die Frage im Fokus, ob B. bei seiner Tat Unterstützer hatte. "Die weiteren Ermittlungen werden sich insbesondere mit der Frage befassen, ob neben Stephan B. weitere Personen in die Tat oder deren Vorbereitung eingebunden waren", hieß es am Freitag seitens des Bundeskriminalamts (BKA).


Derzeit arbeiten demnach mehr als 150 Einsatzkräfte an dem Fall. Beamte des polizeilichen Staatsschutzes und die BKA-Tatortgruppe seien in Halle vor Ort. Neben eigenen Experten für Waffen, Sprengstoff oder IT-Forensik kann das BKA auch auf Unterstützung der europäischen Polizeibehörde Europol zurückgreifen.

Verwendete Quellen
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