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Deutschland: Rathäuser wegen Bombendrohungen evakuiert – rechtsextreme Motive?


Rathäuser im ganzen Land evakuiert
Ermittlungen wegen rechtsextremer Bombendrohungen

Von dpa, afp, t-online, iger, jmt, job

Aktualisiert am 26.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Bombendrohung im Saarland: In mehreren Städten evakuierte die Polizei Rathäuser und suchte mit Hunden nach Sprengstoff.Vergrößern des Bildes
Bombendrohung im Saarland: In mehreren Städten evakuierte die Polizei Rathäuser und suchte mit Hunden nach Sprengstoff. (Quelle: imago-images-bilder)

In der Nacht sind Bombendrohungen gegen Rathäuser in ganz Deutschland eingegangen, mehrere Gebäude wurden geräumt. Ein Zusammenhang mit weiteren Drohungen ist nicht ausgeschlossen.

In mehreren deutschen Städten sind nach offenbar rechtsextremen Bombendrohungen Rathäuser evakuiert worden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin sagte t-online.de, die Schreiben wiesen auf einen rechtsextremen Hintergrund hin. Betroffen waren die Städte Augsburg, Göttingen, Kaiserslautern, Chemnitz, Neunkirchen im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein.

Großeinsatz in Augsburg

Göttingen hat als erste Stadt inzwischen Entwarnung gegeben. "Es besteht keine Gefahr mehr", teilte die Polizei in der niedersächsischen Stadt mit. Die Straßensperrungen würden wieder abgebaut, das Rathaus sei wieder freigegeben. Zuvor wurde das Gebäude abgesperrt und mit Sprengstoffspürhunden durchsucht. Der Nahverkehr wurde weitläufig umgeleitet.

Auch in Augsburg gab es am Morgen nach einer Gewaltandrohung einen Großeinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Straßenbahnlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Außerdem wurden drei Verwaltungsgebäude geräumt. Auch sämtliche Bürgerbüros der Stadt sollten evakuiert werden, teilte ein Stadtsprecher mit. Insgesamt seien etwa 500 Personen von den Evakuierungen betroffen.

In Kaiserslautern sei ebenfalls eine Droh-Mail eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoff-Spürhunden vor Ort. Der Bereich rund um das Rathaus sei weiträumig abgesperrt worden. Es gebe aber derzeit keine konkrete Bedrohungslage, erklärte der Sprecher. Die Maßnahmen würden vorsorglich durchgeführt.

Staatsanwaltschaft spricht von Serie

Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Bombendrohung. "Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen", sagte eine Sprecherin der Polizei in Saarbrücken. Auch hier sei zuvor eine Droh-Mail eingegangen. "Der Absender ist nicht nachvollziehbar. Die Mail trägt keine Unterschrift", sagte ein leitender Polizist. Auch die Ermittler im Fall Rendsburg sprachen von einer anonymen Drohbotschaft.

"Es ist unbekannt, vom wem die Drohbriefe ausgegangen sind. Sie weisen wegen der Inhalte und der Bezeichnungen auf einen rechtsextremen Hintergrund hin", sagt ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft t-online.de, die laut eigenen Angaben die Ermittlungen federführend leitet. Die Polizei Göttingen sagte t-online.de hingegen, derzeit ermittele man noch selbst – Hinweise auf den Hintergrund habe man bislang nicht.

Seit Monaten gibt es eine deutschlandweite Serie von Drohschreiben an Politiker, Behörden oder Gerichte. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die in diesen Fällen federführend ermittelt, spricht inzwischen von deutschlandweit mehr als 100 Fällen. "Die Drohbriefe werden schon seit einer Weile verschickt. In Berlin sind eine große Anzahl von Droh-E-Mails an öffentliche Einrichtungen wie Gerichte, Behörden oder Rechtsanwaltskanzleien verschickt worden. Deswegen haben wir uns darauf verständigt, dass die Ermittlungen in Berlin geführt werden", erklärt die Staatsanwaltschaft weiter.

Die Drohschreiben richten sich an Institutionen und Privatpersonen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Gerichte, Anwaltskanzleien oder Verlage. Unter anderem war vor einigen Wochen der Hauptbahnhof Lübeck evakuiert worden. Unterzeichnet sind die Briefe laut der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR mit "Nationalsozialistische Offensive" oder "Wehrmacht". Der Watchblog "NSU-Watch" hatte im Februar erstmals darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Darknet ein User namens "Wehrmacht" zu den Bombendrohungen unter dem Namen der "Nationalsozialistischen Offensive" bekannt hatte.


Die Verfahren zu den bundesweiten Drohungen sind bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin gebündelt. Die Absender drohen mit Bomben oder – wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) – damit, "Bürger auf offener Straße zu exekutieren". Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert. Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden. Zu Drohbriefen mit dem Absender "NSU 2.0" unter anderem gegen Anwälte führt die Staatsanwaltschaft Frankfurt ein weiteres separates Verfahren.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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