"Bürgerlicher Massensport" Altmaier beklagt wachsenden Anti-Amerikanismus
Bundeswirtschaftsminister Altmaier sorgt sich um die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Der CDU-Politiker warnt: Ein Bruch der transatlantischen Freundschaft hätte dramatische Folgen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat vor einem Bruch der transatlantischen Freundschaft gewarnt und einen in Deutschland verbreiteten Antiamerikanismus beklagt. In einem Beitrag für die "Welt am Sonntag" schrieb Altmaier, es scheine "längst zum bürgerlichen Massensport geworden" zu sein, die USA zu kritisieren. "Wer im Brustton der Überzeugung und im Gefühl moralischer Überlegenheit die USA oder ihren Präsidenten kritisiert, erhält Applaus."
In der Tat sei die "Liste tatsächlicher und vermeintlicher Dissens-Punkte" mit den USA lang, schrieb Altmaier mit Verweis etwa auf den laufenden Handelskonflikt und den Streit über den Klimaschutz. Jedoch seien die transatlantische Schicksalsgemeinschaft und die deutsch-amerikanische Freundschaft "unverbrüchlich". "Sollten sie zerbrechen, wären die Folgen dramatisch und auf Jahrzehnte nicht kalkulierbar."
"Ein Signal, das gehört würde"
Altmaier forderte vor diesem Hintergrund, Deutschland solle mehr Anstrengungen bei der Verteidigung unternehmen. Die Bundesrepublik müsse bereit sein, "die Verpflichtung zur Erhöhung seiner Verteidigungsausgaben in Richtung auf zwei Prozent" zu erfüllen.
Diese Verpflichtung sei Deutschland bereits 2014 gegenüber der Nato und dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama eingegangen. "Es wäre ein Signal, das in den USA gehört würde. Auch vom Präsidenten, aber weit darüber hinaus", schrieb Altmaier.
Abschottung der falsche Weg
US-Präsident Donald Trump fordert von Europa und insbesondere Deutschland immer wieder eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA wird derzeit zudem von anhaltenden Handelsstreitigkeiten beherrscht.
- Aktion "Deutschland spricht": Ein Land diskutiert über Trump, Islam und Autos in Städten
- Wilder Auftritt in New York: 83 Minuten in Trumps Welt
"Nationale Abschottung, gegenseitige Zollerhöhungen, Sanktionen gegen einzelne Staaten, die auch alle anderen Staaten betreffen, lösen nicht etwa globale Probleme, sondern schaffen sie", warnte der Wirtschaftsminister in seinem Beitrag für die "WamS". Darum müsse mit den USA gerungen werden – aber "als Freunde".
- AFP