Völkermord an Nama und Herero Deutschland übergibt geraubte Gebeine an Namibia
Deutsche Soldaten ermordeten einst Zehntausende Nama und Herero – und raubten ihre sterblichen Überreste. Diese kehren nun zurück zu den Nachfahren der Opfer in Namibia.
Die Bundesregierung will am Mittwoch während der Kolonialzeit geraubte sterbliche Überreste an eine Delegation aus Namibia zurückgeben. Am Vormittag kamen Vertreter beider Länder zunächst zu einem Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt zusammen. Danach sollen die Gebeine, darunter Schädel und Knochen, bei einer feierlichen Zeremonie an die namibische Delegation unter Leitung von Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa übergeben werden.
Von 1884 bis 1915 hielt das deutsche Kaiserreich Gebiete im heutigen Namibia besetzt. Die Kolonialherren schlugen Aufstände der Volksgruppen der Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika brutal nieder. Deutsche Truppen töteten Historikern zufolge bei dem Völkermord etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama.
Verhandlungen seit 2015
Seit Jahren verhandelt Deutschland mit dem südwestafrikanischen Namibia über eine Wiedergutmachung für die Gräueltaten der Kolonialzeit. Seit 2015 gab es bereits sechs Verhandlungsrunden. Parallel bemühen sich Nachfahren der Opfer in New York um eine Klage auf Schadenersatz.
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Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, begleitet die sterblichen Überreste in die namibische Hauptstadt Windhuk. Für Freitag ist dort ein weiteres Gespräch geplant.
- dpa