Bombenanschlag in Nürnberg Neue NSU-Spur führt zu Zschäpe-Freundin
Verübte die Terrorgruppe NSU einen weiteren Anschlag? Einem Medienbericht zufolge könnte eine Bombenexplosion in Nürnberg auf das Konto der Neonazis gehen.
Im Fall des mutmaßlich ersten Anschlags des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) gibt es Vorwürfe gegen eine gute Freundin der angeklagten Rechtsextremistin Beate Zschäpe. Der von dem Anschlag betroffene Wirt einer Nürnberger Kneipe habe bereits 2013 gegenüber dem Bundeskriminalamt die fragliche Susann E. auf einem Bild identifiziert, berichten die "Nürnberger Nachrichten" und der Bayerische Rundfunk. Das erste offizielle Opfer der Mordserie war 2000 ebenfalls in Nürnberg erschossen worden.
Carsten S.: In Nürnberg "eine Taschenlampe aufgestellt"
Zschäpe steht wegen der dem NSU angelasteten Serie von zehn Morden, 15 Raubüberfällen und zwei Bombenanschlägen als Hauptangeklagte vor Gericht. Ihre Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hatten vor ihrer Festnahme 2011 Suizid begangen. In dem Münchner Mammutprozess hatte der mitangeklagte Carsten S. im Juni 2013 ausgesagt, die beiden Männer hätten ihm erzählt, in Nürnberg "eine Taschenlampe aufgestellt" zu haben.
Damit wurde klar, dass die bislang ungeklärte Explosion einer Taschenlampe in der Nürnberger Kneipe "Sonnenschein" am 23. Juni 1999 wohl auch auf das Konto des NSU ging. Ein Rechercheteam von "Nürnberger Nachrichten" und BR sprach mit dem Pächter des zerstörten Lokals, der bei dem Anschlag verletzt worden war. Der junge Türke hatte Zschäpes Freundin Susann E. demnach bereits 2013 auf einem Foto erkannt.
Ermittlungen gegen Susann E.
BKA-Beamte hatten den Wirt dem Bericht zufolge im Juni 2013 nach der Wendung im NSU-Prozess an seinem neuen Wohnort aufgesucht und ihm eine Serie von 115 Bildern vorgelegt. Der Wirt sagte demnach, "dieses Mädchen" komme ihm "dermaßen bekannt vor" und gehe ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Susann E. ist eine Rechtsextremistin aus Zwickau und enge Freundin von Zschäpe. Sie ist mit dem als mutmaßlicher Helfer im NSU-Prozess angeklagten André E. verheiratet, das Paar hat drei Kinder. André E. soll nach Forderung der Bundesanwaltschaft wegen seiner Helferrolle für zwölf Jahre ins Gefängnis. Auch gegen seine Frau ermittelt die Bundesanwaltschaft laut dem Bericht des Bayerischen Rundfunks wegen Unterstützung der Terrorgruppe.
Dem Bericht zufolge ist aber unklar, ob das BKA auch in der Angelegenheit des Nürnberger Anschlags ermittelt. Die Bundesanwaltschaft beantwortete diesbezügliche Anfragen des Rechercheteams nicht. Ob der Fall juristisch aufgearbeitet wird, ist jedoch fraglich. Die Bundesanwaltschaft hatte schon im Mai 2015 aus "verfahrensökonomischen Gründen" darauf verzichtet, die Tat im NSU-Prozess anzuklagen.
- AFP
- Nordbayern.de: "NSU-Attentat in Nürnberg: Spur führt zu Zschäpes enger Freundin"
- Bayerischer Rundfunk: "Taschenlampe-Bombe: Neue Spur führt zu Freundin von Zschäpe"