Merkel zeigt Zunge Was dieses Foto über die Kanzlerin erzählt
Angela Merkels vierte Amtszeit hat bislang nicht viele ausgelassene Momente produziert. Doch beim Besuch einer Schule in Beirut wirkt die Kanzlerin unbeschwert wie eine Erstklässlerin.
Angela Merkel wird ein großes Talent zu innerer Ruhe nachgesagt. Mögen die Turbulenzen um sie herum noch so groß sein – die Kanzlerin lässt sich nie dazu hinreißen, sich im Ton zu vergreifen oder die Fassung zu verlieren. Eine Kostprobe davon liefert Merkel dieser Tage.
Obwohl ihr in der Heimat Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer das Leben maximal schwer macht, ihre Koalition wackelt und der Zusammenhalt in der EU gleich mit, gab sich die CDU-Vorsitzende bei ihrem Nahost-Trip entspannt und gelöst – für ihre Verhältnisse fast ausgelassen. Und eine bestimmte Geste sticht heraus.
Freitagvormittag in der libanesischen Hauptstadt Beirut: Merkel besucht die Doppelschicht-Schule, in der vormittags einheimische libanesische Kinder und nachmittags 600 syrische Flüchtlingskinder unterrichtet werden. Die Kanzlerin wirkt locker, lächelt viel, macht Scherze mit den Kindern. In einer Vorschulklasse setzt sie sich auf einen Kinderstuhl in eine Runde von kleinen Mädchen und Jungen.
Nichts zu spüren von dem immensen Druck
Als die ein Lied vorsingen, bei dem sie sich an Mund, Nase und Ohren tippen und dazu die passenden englischen Wörter trällern, macht Merkel mit, fasst sich selbst an die Ohren – und streckt, als die Kinder das tun, die Zunge raus. Ganz kurz nur. Und dann schiebt sie ein breites Grinsen hinterher.
Da sitzt also die deutsche Regierungschefin, mitten in ihrer größten Krise, auf einem Miniatur-Stühlchen in Beirut, streckt die Zunge raus und grinst danach verschmitzt, als wäre sie selbst gerade fünf Jahre alt und hätte etwas Freches angestellt. Nichts zu spüren von dem immensen Druck, unter dem sie steht – national wie international.
Die Kanzlerin derart gelöst zu sehen, könnte den einen oder anderen politischen Mitbewerber von der CSU erstaunen, aufregen – oder vielleicht auch aus der Ruhe bringen.
- dpa